Der Liechtensteiner Lebensversicherer Prisma Life kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus. Nachdem die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) Anfang Dezember über gravierende Finanzprobleme des Unternehmens berichtete, auf die Prisma Life umgehend reagierte, meldet die SZ nun, dass Kunden des Versicherers neben Honoraren für den erfolgreichen Abschluss einer Police lange Zeit auch Bestandsprovisionen zahlten.

Betroffen seien Personen, die ihre Verträge beim Finanzvertrieb AFA aus Cottbus abschlossen, dem Hauptvertriebskanal des Versicherers in Deutschland. Wichtig: Beide gehören dem Unternehmer Sören Patzig. Die Zeitung verweist in ihrem Artikel auf einen Prüfbericht der internationalen Unternehmensberatung EY, vormals Ernst & Young. Prisma Life habe dazu keine Stellung bezogen, so die SZ.

Dem Zeitungsbericht zufolge sollen Kunden des Versicherers, der sowohl in Deutschland wie auch in Österreich tätig ist, der AFA neben dem Honorar jahrelang Bestandsprovisionen in Höhe von rund drei Prozent gezahlt haben. Diese entfallen aber üblicherweise, wenn eine Honorarvergütung vereinbart wird. Versicherungsnehmer der Prisma Life zahlten immerhin "rund sieben Prozent der insgesamt vom Kunden zu zahlenden Beitragssumme über die volle Laufzeit" als Honorar, so die SZ. Darüber hinaus habe der Versicherer der AFA zu Lasten des Kunden auch eine einmalige Innenprovision in Höhe von 3,5 Prozent gezahlt.

Rettungspaket geschnürt
Die Wirtschaftsprüfer von EY beschäftigen sich der SZ zufolge mit dem Thema, weil die Absenkung der Bestandsprovisionen zu den notwendigen Rettungsmaßnahmen für den Versicherer gehört. Die AFA habe auch eine Reduzierung um zwei Drittel akzeptiert. "Ein unterzeichneter 'Nachtrag 2 zum Mehrfachagentenvertrag Prisma Life AG – AFA AG' liegt uns vor", heißt es laut SZ im Prüfbericht von EY mit Datum 16. November 2016. Der Inhalt: Senkung der AFA-Bestandsprovision "ab September 2016 von ca. drei Prozent auf ein Prozent."

Die Änderung sei Teil eines Maßnahmenkatalogs der Versicherers im Kampf gegen die damals "drohende Insolvenz", wie die Zeitung schreibt. Verwaltungsrat und Vorstand hatten Mitte 2016 im Geschäftsbericht für 2015  selbst "erhebliche Zweifel" an der Fortführung des Unternehmens im Jahr 2017 geäußert. In dem Dokument habe die Geschäftsführung vor einem möglichen "erheblichen Liquiditätsengpass" gewarnt, der im April 2017 auftreten könnte, wenn Prisma Life eine Anleihe über 20 Millionen Euro zurückzahlen muss. Die Rückzahlung dieser Anleihe sei inzwischen gesichert, so Helmut Posch, der neue Verwaltungsratspräsident der Gesellschaft.

Prisma Life steht unterdessen zum Verkauf. "Wir sind mitten im Vorbereitungsprozess des Bieterverfahrens", lässt sich Posch in der SZ zitieren. Der Prozess sei wahrscheinlich Mitte des Jahres abgeschlossen, es könne jedoch auch schneller gehen. (jb)