Jahrelang kannte die Preisentwicklung am österreichischen Immobilienmarkt nur den Weg nach oben. Aus Sicht vieler Experten war eine Abkühlung dringend nötig – so wies etwa der OeNB-Fundamentalpreisindikator in den vergangenen Jahren teils Überbewertungen von um die 40 Prozent aus. 2023 ist die erhoffte Abkühlung als Folge der Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) eingetreten. Wie stark es mit den Preisen tatsächlich bergab ging, das wird nun laufend von den verschiedenen Beobachtern und Marktteilnehmern analysiert und variiert je nach Datengrundlage.

Die vom Immobilienunternehmen Remax soeben vorgelegten Berechnungen zeigen 2023 einen Preiseinbruch von 3,5 Prozent bei den Wohnungspreisen österreichweit. Im Durchschnitt kostete eine Eigentumswohnung 254.700 Euro und damit um 9.356 Euro weniger als im Jahr davor, heißt es in einer Aussendung.

Hohe reale Preissenkung
Was nicht drastisch klingt, sei eingedenk der ansonsten sehr hohen Inflation (sie lag in Österreich 2023 bei 7,8 Prozent) als "spürbare reale Preissenkung" zu bewerten, betonen die Remax-Analysten. Regional war die Immobilienpreisentwicklung sehr unterschiedlich: Wien leistete mit minus 5,6 Prozent aufgrund der Menge an Objekten einen wesentlichen Beitrag zur Absenkung, die anderen Bundesländer lagen zwischen plus 2,3 Prozent in der Steiermark und minus 14,2 Prozent im Burgenland. 

Auch die Grundbuchzahlen sprechen von einer stark rückläufigen Dynamik. Die Verbücherungen bei Wohnungen sind laut dem "Remax-Immospiegel 2023" von 50.472 im Jahr 2022 auf 36.653 gesunken – ein Rückgang um 27,4 Prozent. Weniger Transaktionen bei gesunkenen Preisen drückten die Umsatzstatistik auf ein langjähriges Tief: Ein Verbücherungswert von 10,38 Milliarden Euro im Jahr 2023 bedeutet einen Rückgang um absolut 4,44 Milliarden Euro oder relativ um 29,9 Prozent zu 2022. Laut den Angaben ist das etwas weniger als 2017.

Quelle: Remax

Aussichten verbessern sich
Nach Ansicht der Remax-Experten soll der Abwärtstrend heuer zum Erliegen kommen. Sie verweisen auf eine rückläufige Inflation sowie die erwarteten Zinssenkungen und die Maßnahmen der Regierung: Für selbst genutzte Wohnungen und bei einem dringenden Wohnbedürfnis entfallen temporär die Grundbucheintragungsgebühr und die Pfandrechtseintragungsgebühr bis zu einer Bemessungsgrundlage von 500.000 Euro. Darüber hinaus soll es den Bundesländern ermöglicht werden, für zukünftige Eigentümer Kredite bis zu einem Betrag von 200.000 Euro mit einem Höchstzinssatz von 1,5 Prozent anzubieten. Eine Ankurbelung sei zu erwarten, jedoch nicht neue Rekordniveaus, schreibt das Remax-Team.

Die Berechnungen des "Immospiegels" basieren auf der Kaufvertragssammlung von Immounited. Diese wiederum besteht aus allen im Jahr 2023 tatsächlich in Österreich verkauften und verbücherten Wohnungen (keine Stichproben oder Teilmengen), wie es heißt. Es würden Transaktionsdaten aus dem Grundbuch erhoben und ergänzt um historisch erfasste Nutzwertgutachten, Flächenwidmungs- und Gebäudeinformationen aus dem Grundstücksverzeichnis sowie Daten aus Immobilieninseraten. (eml)