Der Einbruch bei der Immobilienkreditvergabe in Österreich ist in manchen Segmenten enorm. Das zeigt eine Aufschlüsselung des Kreditschutzverbands KSV1870. In den ersten drei Quartalen 2023 wurden 44.628 Hypothekarkredite gewährt, was gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 50,6 Prozent bedeutet.

Ganz besonders betroffen sind junge Kreditnehmer bis 35 Jahre, also die Hauptzielgruppe bei Hypothekarkrediten. Hier fällt das Minus mit fast 58 Prozent am gravierendsten aus. Auf diese Altersgruppe entfielen im Vorjahr 41,2 Prozent aller Hypothekarkredite; heuer waren es nur mehr 35,9 Prozent. "Einerseits legt man vor allem jungen Menschen nahe, in Immobilien zu investieren, um sich für die Zukunft zu rüsten, andererseits werden die Einstiegshürden so angesetzt, dass diese insbesondere für die junge Generation schlichtweg nicht machbar sind", so Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH. Er kritisiert in diesem Zusammenhang die strengen Kreditvergaberegeldn der KIM-Verordnung und fordert eine Anpassung.

Bundesländer: Größter Rückgang in Wien
Gegenüber dem Vorjahr gab es in allen neun Bundesländern in den ersten drei Quartalen 2023 massive Rückgänge bei den Hypothekarkrediten. Am deutlichsten fällt das Minus dabei in Wien (-57,6 Prozent) aus, gefolgt von Tirol (-52,2 Prozent) und Vorarlberg (-51,8 Prozent). Am geringsten war der Rückgang mit 46,7 Prozent in Kärnten.

Selbst kleinere Kreditrahmen von 100.000 Euro sind stark rückläufig, nämlich um 39,8 Prozent. Kredite in Höhe von 250.000 Euro wurden um 50,6 Prozent weniger vergeben, und bei 500.000 Euro gab es mit einem Minus von 59,5 Prozent den stärksten Rückgang. Insgesamt ist das durchschnittliche Hypothekarkreditvolumen innerhalb eines Jahres von 210.000 Euro auf 196.000 Euro gesunken.

Lange Laufzeiten seltener zu haben
Der Abwärtstrend setzt sich auch bei den Kreditlaufzeiten fort. Die bis zum Vorjahr am häufigsten gewählte Laufzeit bis 30 Jahre verzeichnete mit 58,1 Prozent das deutlichste Minus. Man gehe davon aus, dass die Kreditnehmer derzeit eher auf die günstigeren Renovierungsarbeiten setzen, anstatt zu kaufen, so Wagner. Der Strategie "Mieten statt kaufen" kann er wenig abgewinnen: "Die zunehmenden Belastungen aufgrund der zuletzt massiv gestiegenen Mietpreise dürfen in dieser Diskussion nicht außer Acht gelassen werden", betont er. (eml)