Das österreichische Baugewerbe ist in einer schwierigen Lage. Im Hochbau ist der OeNB-Produktionsindex im Dezember zum Vorjahr um über elf Prozent eingebrochen, im November um gut neun Prozent. Bei der letzten Erhebung der Bundesinnung Bau und der KMU-Forschung für das vierte Quartal 2023 lagen die Auftragsbestände der Unternehmen im Sektor mit 13,7 Wochen um 2,4 Wochen unter dem Vorjahr, und nur zehn Prozent beurteilten die Lage als gut. Auf dem Sektor lasten die stark gestiegenen Zinsen sowie hohe Steigerungen bei Löhnen und Baukosten und die Gesetzeslimits für die private Wohnkreditvergabe (KIM-V).

Bereits seit einigen Tagen ist klar, dass die Baukonjunktur Teil der politischen Agenda im Nationalratswahljahr 2024 sein wird: Vergangene Woche berichtete "Ö1" aus Regierungskreisen, wonach an einem Konjunkturpaket gearbeitet werde, das in einigen Wochen präsentiert werden könnte. Am Montag (19.2.) setzten dann die Sozialpartner mit der Präsentation ihrer Idee von einem Wohnbauprojekt den nächsten Schritt: Wirtschaftskammer (WKÖ) und die Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) fordern in ungewohnter Übereinstimmung eine Hunderte Millionen Euro schwere Förderinitiative für Häuslbauer.

Anrechenbarer Förderbetrag
Sie schlagen vor, dass die erste eigene Wohnimmobilie mit einem zeitlich befristeten, nicht rückzahlbaren "Eigenheimbonus" in Höhe von 20 Prozent der Investitionen gefördert wird (gedeckelt bei 100.000 Euro, anrechenbar als Eigenmittel bei der Kreditvergabe). Außerdem auf der Wunschliste: Die Mittel für die Wohnbauförderung sollen einmalig zwischen 2024 und 2026 um zusätzliche, zweckgewidmete 500 Millionen Euro aufgestockt werden. Dies, um den "Rückstau bei den geförderten Mietwohnungen abarbeiten zu können", wie es heißt.

In den vergangenen Jahrzehnten seien die Ausgaben für die Wohnbauförderung "drastisch reduziert" worden, schreibt die GBH. Demnach machte Ende der 1990er Jahre das Wohnbauförderungsvolumen 1,5 Prozent des BIP aus, 2022 waren es laut den Angaben nur noch 0,4 Prozent. "Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung hatte die Abschaffung der Zweckwidmung der Bundesmittel in den Finanzausgleichsverhandlungen 2008", so die GBH in einer Aussendung.

Einbruch um ein Viertel bei Wohnungen befürchtet
Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, bezifferte die Baukostensteigerungen seit 2020 mit 25 bis 35 Prozent. Zwischen 2022 und 2026 werde die Fertigstellungsquote an Wohnungen um etwa ein Viertel zurückgehen, wenn nicht gegengesteuert werde. Mahrer erneuerte in diesem Zusammenhang die WKÖ-Forderung nach einer Aufhebung der KIM-Verordnung.

Das Wifo schreibt in seiner letzten Konjunkturprognose aus dem Dezember, dass der Konjunkturtiefpunkt in der Bauwirtschaft 2024 erreicht sein dürfte. "Hohe Bau- und Finanzierungskosten belasten den Hochbau, und hier vor allem den besonders zinsreagiblen Wohnbau", so die Experten. Es besteht die Sorge, dass die Schwäche im Wohnbau 2024 zunehmend auf das Baunebengewerbe durchschlägt und dort für Probleme sorgt. 2025 dürfte sich laut Wifo die Bauproduktion stabilisieren. (eml)