Wer sich ohne Erbschaft oder sonstiges Vermögenspolster – also allein aus dem Einkommen – eine Immobilie kaufen will, hat es immer schwerer. Das verdeutlichen Zahlen der Unicredit Bank Austria. In Österreich hat demnach der durchschnittliche Nettoverdienst bezogen auf die Immobilienpreise seit 2009 um rund 40 Prozent an Wert verloren.

Schuld an der sinkenden Leistbarkeit sind nicht die rapiden Zinssteigerungen der EZB von null auf 4,25 Prozent seit Sommer 2022, sondern der drastische Immobilienpreisanstieg, wie es in einer Aussendung heißt. "In Österreich verursacht die Kreditfinanzierung einer gleich großen Immobilie heute mehr als doppelt so hohe monatliche Kosten wie im Jahr 2009. Davon sind rund 95 Prozent auf die höheren Immobilienpreise zurückzuführen und nur fünf Prozent auf gestiegene Kreditkosten", betont Stefan Bruckbauer, der Chefökonom der Bank.

Monatliche Kosten stark gestiegen
Ein Beispiel für Nostalgiker: Eine Wohnung mit rund 50 Quadratmetern, die 2009 noch um etwa 100.000 Euro erworben werden konnte, kostet heute durchschnittlich 230.000 Euro. Und während die monatliche Kreditkosten dafür derzeit bei über 1.375 Euro liegen, waren es im Jahr 2009 nicht ganz 600 Euro, wie die Bank-Austria-Ökonomen vorrechnen.

Angesichts dieser rasanten Entwicklung erreichten im Jahr 2022 die Quadratmeterpreise für eine neu errichtete Immobilie in Österreich mit rund 5.200 Euro einen Spitzenplatz in Europa. Dennoch gilt Wohnraum – umgelegt auf die Jahresgehälter – im europäischen Vergleich immer noch als relativ günstig. Nach Berechnungen der Bank Austria (Basis: Deloitte Property Index) musste ein österreichischer Haushalt für eine neue 100-Quadratmeter-Immobilie im Jahr 2022 durchschnittlich 6,5 Nettojahresgehälter ausgeben. Das sei etwas besser als in Frankreich, Spanien oder Deutschland. Deutlich geringer ist die Leistbarkeit in den mittel- und osteuropäischen Ländern. In der Slowakei müssen laut den Angaben durchschnittlich sogar fast 14 Jahreshaushaltseinkommen eingesetzt werden.

Preiserhitzung: Estland mit Verdreifachung, Österreich auf Platz drei
Am stärksten verteuert haben sich die Immobilienpreise seit 2009 in Estland mit einer Verdreifachung (durchschnittlich plus 9,1 Prozent pro Jahr), gefolgt von Luxemburg mit einem Faktor von 2,5 (plus 7,2 Prozent pro Jahr). Danach folgt Österreich mit mehr als einer Verdoppelung: Mit 6,6 Prozent per annum war der Anstieg in Österreich zum Beispiel stärker als in den USA, wie es heißt.

Im Verhältnis zum Einkommen war die Entwicklung der Immobilienpreise in Luxemburg und Österreich am schmerzhaftesten. Das Einkommen eines durchschnittlich verdienenden österreichisches Paares (beide volles Gehalt) ist heute am hiesigen Immobilienmarkt im Vergleich zu 2009 nur noch 60 Prozent wert (siehe Grafik unten). Im gesamten Euroraum kam es zu einem Wertabfall auf rund 87 Prozent. Insgesamt sind in der Eurozone die Immobilienpreise gegenüber 2009 um 45 Prozent gestiegen, während die Nettoeinkommen nur um 27 Prozent zugelegt haben. (eml)