Mit den Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) ab Mitte 2022 haben sich auch die Kredite für den Wohnbau stark verteuert. Vorerst sorgt zwar das Ende des billigen Geldes in erster Linie für eine Erleichterung bei den heiß gelaufenen Immobilienpreisen in Österreich, wie die folgende Grafik der OeNB zeigt.

 

Doch mit dem Aus des Baubooms ist in den kommenden Jahren mit einer Wohnungsknappheit zu rechnen und folglich mit steigenden Preisen. "In den nächsten Jahren werden Tausende leistbare Wohnungen fehlen", schreibt Leonard Jüngling, Wohnexperte am gewerkschaftsnahen Momentum Institut, in einer Analyse.

Einen Einbruch gab es nicht nur bei den privaten Häuselbauern und beim Gewerbe, auch der gemeinnützige Wohnbau ist massiv rückläufig, was sich wiederum preistreibend auf den Gesamtmarkt auswirken wird. So holten laut Momentum gemeinnützige Bauvereinigungen 2019 noch 3.885 Bewilligungen für neue Wohnungen ein, 2023 waren es nicht einmal halb so viele, nämlich 1.415 (minus 63,6 Prozent). Gleichzeitig sei die österreichische Bevölkerung in den vergangenen fünf Jahren um über 100.000 Menschen gewachsen. In weiterer Folge sei auch zu erwarten, dass es zu Mieterhöhungen kommt, so Jüngling.

Laut Zahlen der Statistik Austria gab es zwar 2022 einen Rekord an fertiggestellten Wohnungen. Allerdings sind die neuen Baubewilligungen schon seit rund fünf Jahren rückläufig. Im Jahr 2022 brach die Zahl insgesamt genehmigter Wohnungsprojekte um 29 Prozent ein. Und auch 2023 ging es weiter steil bergab – nach den zuletzt veröffentlichten Zahlen waren es im dritten Quartal 2023 minus 17 Prozent zum Jahr davor. Ähnlich ist der Trend bei den Wohngebäuden, wo die Bewilligungen 2022 um fast 20 Prozent einbrachen. Jahreszahlen der Statistik Austria für 2023 fehlen noch.

Es ist zu erwarten, dass rund um die Nationalratswahlen 2024 das Thema Wohnen zentral sein wird. Nach Ansicht von Momentum stand die Politik in den vergangenen Jahren bei der Wohnbauförderung auf der Bremse; zumindest wenn man diese in den Vergleich zum BIP setzt. 1989 betrug die Wohnbauförderung laut Momentum 1,4 Prozent der Wirtschaftsleistung, 2022 waren es nur mehr 0,4 Prozent. Verglichen mit Spitzenwerten aus den 1990ern würden heute 4,5 Milliarden Euro an staatlicher Wohnbauförderung fehlen, heißt es bei dem Institut. (eml)