Der Spezialist für Sachwertanlagen Project Investment hat seine rund 30.000 Anleger in 20 Publikumsfonds am Dienstag (22.8.) informiert, dass sie einstweilen keine Auszahlungen mehr erhalten werden. Hintergrund sind die Insolvenzanträge einiger Konzerngesellschaften der Project-Gruppe. Nachdem zunächst drei Gesellschaften aus dem Immobilienzweig des Konzerns Insolvenz anmeldeten, wurde Ende vergangener Woche ein vorläufiges Insolvenzverfahren auch für die Holdinggesellschaft Projet Real Estate eröffnet (Az.: IN 1066/23). Einen weiteren Insolvenzantrag stellte die Project Vermittlungsgesellschaft, die zum in Bamberg ansässigen Investmentzweig der Gruppe gehört. "Bis die Auswirkungen dieser Insolvenzanträge auf die Objektgesellschaften und somit auf Ihre Beteiligung geprüft und eingeschätzt werden können, werden die gewinnunabhängigen Entnahmen bis auf weiteres ausgesetzt", teilt Vertriebsgeschäftsführer Christian Grall mit.

"Gewinnunabhängig" sind Auszahlungen, die eine Fondsgesellschaft vornehmen kann, ohne dass entsprechende Beträge zuvor aus dem Geschäftsbetrieb erwirtschaftet worden sind. Daher handelt es sich rechtlich um "Entnahmen", die zulasten des Eigenkapitals der Fondsgesellschaften gehen und entsprechend deren Substanz schmälern. Im Vertrieb und bei Anlegern sind sie dennoch beliebt, weil sie suggerieren, dass alles läuft.

Schicksal zahlreicher laufender Bauprojekte ungewiss
Project Immobilien betreut derzeit 118 Projekte. Bei einzelnen handelt es sich um Gewerbeobjekte, den weitaus überwiegenden Teil machen Wohnungen aus. "Zurzeit befinden sich Wohngebäude mit 1.852 Wohnungen im Bau, einige stehen bereits vor der Fertigstellung", erläutert Insolvenzverwalter Volker Böhm von der Kanzlei Schultze & Braun.

Die Bauprojekte der Gruppe sind über ganz Deutschland verteilt, befinden sich jedoch schwerpunktmäßig im Raum Berlin, Hamburg, Düsseldorf, im Rhein-Main-Gebiet und in den Großräumen München und Nürnberg. Die einzelnen Bauprojekte sind jeweils über mehrere Publikumsfonds finanziert worden. Vor 14 Tagen wurde bereits der Vertrieb des jüngsten Fonds "Metropolen 22" gestoppt. Für dessen Portfolio waren bereits zwei Investments identifiziert worden: Eine Projektentwicklung in Köpenick bei Berlin und eine in Stein bei Nürnberg. (tw)