Nach Jahren des stetigen Preisanstiegs bei Immobilien in Österreich dürfte es 2023 zumindest eine deutliche Eintrübung der Preisentwicklungen geben. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter gut 50 Immobilienmarktteilnehmern durch das Beratungsunternehmen EY. Die Befragten, darunter Banken, Immobilienfonds, Projektentwickler und institutionelle Investoren, erwarten demnach in beinahe allen Immobilienklassen stagnierende und sinkende Preise.

Die Stimmung ist sogar in der bewährten Anlageklasse Wohnen verhalten: In den guten Lagen erwartet rund die Hälfte gleichbleibende Preise (bei 1a-Lagen 53 Prozent der Befragten, bei 1b-Lagen 45 Prozent). In der Peripherie geht die Mehrheit (55 Prozent) von sinkenden Preisen aus, heißt es in einer Aussendung von EY. Einzig bei Logistikimmobilien in Bestlage werden tendenziell noch steigende Preise erwartet. 

Vorjahresoptimismus setzt sich nicht fort
Im Vorjahr hatten die Marktteilnehmer noch durchweg mit steigenden Preisen gerechnet. Bei 1a-Lagen zeigten sich damals 93 Prozent optimistisch, bei 1b-Lagen waren es 81 Prozent und für die Peripherie waren 59 Prozent zuversichtlich.

Im Bürosegment setzt sich aufgrund des Trends zum Homeoffice die bereits in den Vorjahren erkennbare negative Erwartung fort: Nur in 1a-Lagen werde sich das Niveau konstant entwickeln, glauben 62 Prozent der von EY Befragten. Überall sonst gehen die Investoren von rückläufigen Preisen aus (1b: 55 Prozent; Peripherie: 80 Prozent).

Möglichkeiten ins Auge fassen
Wer im Moment kaufen will, sollte die gewünschte Immobilie detailliert begutachten, die Experten von EY. Das Umfeld könnte aber auch Chancen bieten. Angesichts der Zurückhaltung könnten sich interessante Möglichkeiten ergeben.

Insgesamt dürfte es zu einer Verlangsamung der Prozesse am Markt kommen. In Erwartung sinkender Werte, würden sich potenzielle Käufer Zeit lassen, während Verkäufer auf dem gewohnten Preisniveau bestehen. "Dieses Phänomen lähmt den Transaktionsmarkt in Krisenzeiten seit jeher – ist jedoch erfahrungsgemäß vorübergehend", so Stephan Größ, Leiter des Immobiliensektors bei EY Österreich. Fast ein Drittel (61 Prozent) der Umfrageteilnehmer erwartet, dass sich Käufer und Verkäufer im Laufe des Jahres wieder auf eine gemeinsame finanzielle Basis verständigen werden.

Top-Thema Wohnen
In der Befragung ist – wie bereits in den vergangenen drei Jahren – das Wohnsegment ungebrochen die beliebteste Immobilienklasse. 88 Prozent stehen einem Investment positiv gegenüber. Auch bei Büroliegenschaften ist das Investmentinteresse gestiegen (60 Prozent der Studienteilnehmer gegenüber 49 Prozent im Vorjahr).

Im schwierigen Vorjahr sorgte der Mix aus Inflation, Zinserhöhungen und den regulatorisch erschwerten Finanzierungsbedingungen zu einem Einbruch. Besonders stark betroffen war der Wohnimmobilienmarkt. Laut EY lag das gesamte Immobilientransaktionsvolumen bei etwa vier Milliarden Euro. Das sei ein Rückgang um rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Fast alle Befragten gehen laut der EY-Untersuchung für das Jahr 2023 von weiter schwierigen Bedingungen aus. 98 Prozent glauben, dass Anschlussfinanzierungen die Kreditnehmer vermehrt unter Druck setzen werden. Erwartet wird außerdem ein erneuter Anstieg von Zinsen und Eigenkapitalanforderungen. (eml)