Der österreichische offene Immobilienfonds LLB Semper Real Estate nimmt bis auf Weiteres keine Anteile mehr zurück, teilt die Geschäftsführung der LLB Immo Kapitalanlagegesellschaft mit. Die Verfügung ist mit dem Tag der Bekanntmachung am gestrigen 23. Oktober wirksam geworden. "Das bedeutet, dass alle Verkaufsaufträge, die bei der Depotbank zur Ausführung ab dem 19.10.2023, 10:01 Uhr, eingelangt sind, nicht mehr ausgeführt werden", lässt die Tochtergesellschaft der Liechtensteinischen Landesbank ihre Fondsanleger wissen. Die Aussetzung kann vorerst bis zu zwölf Monaten dauern und kann um weitere zwölf Monate verlängert werden.

Gesetzlicher Rahmen in Deutschland einstweilen stabil
In Deutschland sind mit Inkraftsetzung des Kapitalanlagesetzbuchs (KAGB) 2013 eine Mindesthaltefrist von zwei Jahren und eine Kündigungsfrist von einem Jahr eingeführt worden. Eine Novellierung des österreichischen Immobilien-Investmentfondsgesetz Ende 2021 sieht auch für österreichische offene Immobilienfonds eine zwölfmonatige Mindesthaltefrist und ebenfalls eine einjährige Kündigungsfrist vor. Allerdings gilt das Gesetz zunächst nur für Fonds, die ab dem 1. Januar 2022 neu aufgelegt wurden. Für Bestandsfonds, unter die mit Gründungsjahr 2004 auch der LLB Semper Real Estate fällt, gilt eine Übergangsfrist bis 2027.

Der LLB Semper Real Estate ist in Österreich für den Vertrieb an Privatanleger zugelassen, in Deutschland können ihn professionelle und semi-professionelle Investoren zeichnen. Er hatte per Ende September ein Volumen von 737 Millionen Euro und ist in 52 Immobilien investiert, davon 20 in Österreich und 32 in Deutschland.

Rückläufige Tendenz – auch bei deutschen Immobilienfonds
Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres verringerte sich die Zahl der umlaufenden Anteile des LLB Semper Real Estate um mehr als 20 Prozent. Die Liquiditätsquote schrumpfte in dieser Zeit von 14,7 auf 4,4 Prozent, dafür verdoppelte sich die Fremdkapitalquote von 14,3 auf 31,9 Prozent. Auch hier zeigt sich ein Unterschied zum deutschen KAGB: Hier müssen offene Immobilienfonds jederzeit mindestens fünf Prozent liquide Mittel vorhalten und dürfen nicht mehr als 30 Prozent fremdfinanzieren.

Die europäischen Immobilienmärkte befinden sich seit der Zinswende in unruhigem Fahrwasser, worunter auch die deutschen offenen Immobilienfonds leiden. Das erste Mal seit fünf Jahren verzeichneten deutsche offene Immobilien-Publikumsfonds im August dieses Jahres insgesamt einen Mittelabfluss, wenn auch in der Größenordnung von lediglich 40 Millionen Euro, teilt das Research-Unternehmen Barkow Consulting mit. (tw)