Es gibt einen weiteren Exit bei MIG-Fonds: Immatics, Zielunternehmen zweier Fonds, die dem Biotechunternehmen Venture Capital gegeben haben, hat den Gang aufs Parkett gewagt. Seit dem 2. Juli 2020 können an der New Yorker Nasdaq und an der Stuttgarter Börse die Aktien des Unternehmens mit Sitz in Tübingen gehandelt werden.

Immatics hat sich auf die Entwicklung und Herstellung von Immuntherapien zur Behandlung von Krebs spezialisiert. Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 als Spin-off der Universität Tübingen gegründet und ist in den vergangenen Jahren Kooperationen mit den großen internationalen Pharmaunternehmen Amgen, Genmab, Bristol Myers Squibb und zuletzt mit Glaxosmithkline eingegangen.

Zusammenschluss für den Börsengang
Für den Börsengang hat sich Immatics mit dem bereits börsennotierten Unternehmen Arya Science Acquisition zusammengeschlossen. Anders als bei den genannten Kooperationsunternehmen handelte es sich bei Arya um einen reinen Börsenmantel, der keinen Pharma- oder biotechnologischen Bezug hat, sondern allein für Übernahmezwecke gegründet und mit knapp 150 Millionen US-Dollar Kapital ausgestattet wurde – ein ungewöhnlicher aber pragmatischer Weg an die Börse.

SAP-Gründer Dietmar Hopp ist über seine Beteiligungsgesellschaft Dievini Hopp Biotech in Immatics investiert, ebenso sind die Investoren-Gebrüder Strüngmann über ihre Beteiligungsgesellschaft AT Impf und der Private-Equity-Investor Wellington dabei. Mit insgesamt rund 14 Millionen Euro haben sich zudem die beiden Fonds MIG 11 und MIG 13 seit 2010 an Immatics beteiligt und hielten seither zusammen rund sechs Prozent der Immatics-Anteile.

Multiple von 2,5 möglich
Matthias Hallweger, Vorstand des Emissionshauses HMW, das die MIG-Fonds auflegt und vertreibt, geht im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE davon aus, dass sich mit dem Börsengang ein Multiple von 2,5 im Kurswert abbilden lässt, dass mit dem Börsengang also eine Wertsteigerung der über die Fonds gehaltenen Anteile in Höhe des Zweieinhalbfachen der Investitionssumme erreicht werden könnte. Die Aussage ist allerdings noch wenig verbindlich, da den MIG-Fonds einstweilen die Hände gebunden sind: Erst nach Ablauf der sechsmonatigen Lock-up-Period können Bestandgesellschafter Anteile über die Börse verkaufen.

Bei einem weiteren Portfoliounternehmen von MIG-Fonds, der in Mainz ansässigen Biontech, war im April dieses Jahres die Lock-up-Period ausgelaufen. Seither haben die entsprechenden MIG-Fonds 7, 8 und 9 jeweils rund 20 Prozent ihrer Anteile über die Börse verkauft und nennenswerte Erfolge darstellen können. Biontech arbeitet wie Immatics eigentlich an Krebsimmuntherapien, hat aber auch einen Wirkstoff entwickelt, dem zugetraut wird, als Impfung gegen das Coronavirus eingesetzt werden zu können.

Hoffnungsträger im Kampf gegen Corona
Im April dieses Jahres erhielt Biontech die behördliche Genehmigung, mit ihrem Wirkstoff "BNT 162" in die sogenannte klinische Phase zu gehen, ein Testlauf an menschlichen Probanden, um die Wirkung gegen Covid und die Verträglichkeit zu prüfen. Anfang Juli 2020 hat Biontech erste Ergebnisse vorgelegt, die erfolgversprechend ausfielen und nun eine zweite, größer angelegte Testphase mit 30.000 Probanden folgen lassen. Voller Zuversicht hat das Unternehmen bereits die Produktionskapazitäten hochgefahren und will bis Ende dieses Jahres erste 100 Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung stellen können. (tw)