Wohneigentum in Österreich wird immer teurer. Im vierten Quartal 2021 erreichten die durchschnittlichen Preissteigerungen mit plus 12,6 Prozent zum Vorjahr einen neuen Höhepunkt. Das berichtet die Österreichische Nationalbank (OeNB). In Wien zogen die Preise im Q4 2021 um 11,3 Prozent an, im restlichen Bundesgebiet um 13,9 Prozent.

Der OeNB-Fundamentalpreisindikator lässt Ängste vor einer Blasenbildung aufkommen. Dieser Index zeigt an, wie weit sich die Immobilien von fundamentalen Faktoren wie Demografie, Wohlstand, erwartete Erträge oder Verfügbarkeit entfernen. Diese Messlatte verzeichnete nun den stärksten Anstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1989 und erreichte im vierten Quartal 2021 einen Stand von 29,8 Prozent (Abkoppelung von den Fundamentalwerten). Das sind 7,6 Prozentpunkte mehr als noch im Q3 2021. In Wien liegt die vom Indikator angezeigte Abweichung der Immobilienpreise von den Fundamentalfaktoren sogar auf 35,6 Prozent (plus 5,1 Prozentpunkte gegenüber dem dritten Quartal 2021).

Die österreichischen Finanzmarktaufseher warnen bereits seit Jahren vor einer möglichen Blasenbildung und davor, dass sich daraus Risiken für die Finanzmarktstabilität ergeben. Im Februar wurde nun eine bereits im Vorjahr angekündigte Einschränkung der Kreditvergabekriterien fixiert. Banken müssen die Kriterien, die bis jetzt vom Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) nur als Empfehlung galten, ab Juli 2022 verpflichtend anwenden. Käufer einer Wohnimmobilie bekommen einen Kredit künftig nur, wenn sie mindestens 20 Prozent Eigenkapital (gemessen am Kaufpreis inklusive Nebenkosten. Außerdem darf die Kreditrate 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens nicht überschreiten und die Laufzeit der Finanzierung darf maximal 35 Jahre betragen.

Derzeit bringt laut OeNB mehr als die Hälfte der Kreditnehmer weniger als 20 Prozent Eigenkapital mit. Annähernd ein Fünftel muss monatlich mehr als 40 Prozent des Nettoeinkommens für die Ratentilgung aufbringen.

Durchblicker: 39 Prozent der vermittelten Kredite würden durchfallen
Dass viele Kreditnehmer künftig an der Bank scheitern dürften, belegt auch eine Analyse der über die Vergleichsplattform durchblicker.at seit Beginn 2020 vermittelten Immobilienkredite. Das Ergebnis: Bis zu 39 Prozent wären nicht in der Lage gewesen, die künftig vorgegebenen Vergabekriterien zu erfüllen.

"Vor allem junge Menschen werden sich keine eigene Wohnung mehr leisten können", so Reinhold Baudisch, Geschäftsführer von durchblicker.at. Steigende Zinsen und der Aufwärtstrend bei den Immobilienpreisen würden die Situation weiter verschärfen. "Es werden hier massive Anstrengungen der Politik benötigt, um in einer solchen Situation, wie im Regierungsprogramm vorgesehen, verstärkte Eigentumsbildung für viele und nicht nur für einige wenige zu ermöglichen", so Baudisch. (eml)