Wiener Zinshäusern der vergangenen Jahrhundertwende eilt für gewöhnlich nicht der Ruf besonderer Klimafreundlichkeit voraus: Oft mit Strom oder Gas beheizt und mäßig gedämmt; die typischen Doppelfenster nicht selten mit dem traditionellen Fensterpolster gegen Zugluft ausgestopft. Die börsenotierte Versicherung Vienna Insurance Group (VIG) zeigt, dass es auch anders geht. Ein dem Konzern gehörendes Zinshaus erfüllt nach einer Renovierung die strengen EU-Nachhaltigkeitsstandards.

Das Haus in der Singerstraße 8 (Wien, 1.) hat eine Verifikation der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) erhalten. Damit erfülle erstmals ein historisches Wiener Zinshaus per Nachweis die Klimaschutzanforderungen der 2021 in Kraft getretenen EU-Taxonomie-Verordnung, teilt das Unternehmen in einer Aussendung mit.

Fernwärme und Überzeugung der Mieter
Unter anderem wurde das Haus an die Fernwärme angeschlossen, die Wärmedämmung, insbesondere die Fenster, erneuert, die Beleuchtung auf energiesparende LED-Leuchten umgerüstet, und vor allem wurden die Mieter beim Energieverbrauch miteinbezogen, so ein Sprecher der VIG gegenüber der Redaktion.

Bei zeitgemäßer Instandhaltung und Betreuung könnten auch historische Gebäude taxonomiekonform sein beziehungsweise zu einer ressourcenschonenden Wirtschaft beitragen, betonen Gerhard Lahner, COO und Vorstandsmitglied der VIG, und ÖGNI-Geschäftsführer Peter Engert. Die Herausforderung, ein aus der vergangenen Jahrhundertwende stammendes Zinshaus nachhaltig auszurichten und energietechnisch zu optimieren, habe nur gemeinsam mit den Mietern gelingen können, heißt es.

40 Prozent des Energieverbrauchs durch Gebäude
Laut EU-Kommission sind Gebäude für rund 40 Prozent des Energieverbrauchs und rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich. Die VIG habe zwei weitere Wiener Innenstadtobjekte vor Abschluss der Konformitätsprüfung und arbeite an der Taxonomiefähigkeit des Gesamtimmobilienportfolios, heißt es. (eml)