Die Maßnahmen, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, sind einschneidend: Geschäfte müssen schließen, Angestellte arbeiten so gut es geht von zu Hause aus, und die produzierende Industrie ist in weiten Teilen stillgelegt. Immer deutlicher zeichne sich ab, schreibt das "Handelsblatt", dass auch die Immobilienwelt die wirtschaftlichen Konsequenzen der Coronakrise zu spüren bekommt.

In vielen europäischen Ländern haben die Regierungen flächendeckend angeordnet, dass alle Geschäfte geschlossen bleiben müssen. Ausgenommen sind lediglich Lebensmittelhändler oder Drogerien, die Waren des täglichen Bedarfs anbieten. Bei allen anderen Einzelhändlern zeichnen sich bereits gravierende Folgen ab: 1,15 Milliarden Euro verliere der Einzelhandel im Non-Food-Sektor jeden Tag, schätzt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des deutschen Händlerverbands HDE. Schon in drei bis vier Wochen könne es erste Insolvenzen geben, sagt er gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Shopping-Center besonders betroffen
Europas größter Betreiber von Shopping-Centern, Unibail-Rodamco-Westfield (URW), teilte laut "Handelsblatt" seinen Anlegern mit, dass der Konzern im Dialog mit den Mietern sei, dass es aber im Moment noch zu früh sei, die Konsequenzen des Corona-Einschlags abzusehen. Dabei sind die sich jetzt schon zeigenden Auswirkungen gewaltig: URW besitze ein Immobilienvermögen von 66 Milliarden Euro, schreibt das "Handelsblatt", die Aktie hat seit Jahresbeginn zwei Drittel an Wert verloren.

Bei Shopping-Centern ist es üblich, die Höhe der Mieten teilweise an den Umsatz zu koppeln. Zwar könnten die Eigentümer temporäre Mietausfälle verkraften, sagt Birger Ehrenberg dem "Handelsblatt". Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Immobilien-Investment-Sachverständigen (BIIS) sieht das eigentliche Risiko jedoch in der Insolvenz der Händler. Jetzt sind die Eigentümer und Betreiber der Shopping-Center gefordert. Hans Volkert Volckens, Leiter des Bereichs Immobilien bei der Unternehmensberatung KPMG, sagt gegenüber dem "Handelsblatt": "Die Unternehmen müssen jetzt nüchtern ihr Portfolio und ihre Mieterstruktur analysieren, mögliche Mietausfälle einschätzen und insgesamt die eigenen finanziellen Risiken abwägen."

Immobilien-AGs weltweit unter Druck
Auch außerhalb Europas sind Immobilieninvestitionen von Corona infiziert. Das amerikanische Investoren-Portal "Seeking Alpha" etwa schreibt, dass REITs (Real Estate Investment Trusts), die in USA am weitesten verbreitete Form des indirekten Immobilieninvestments, binnen einer Woche 25 Prozent an Wert verloren hätten. Für REITS war es "die schlimmste Woche aller Zeiten", heißt es in einem Beitrag des Portals. Dabei seien die Grundvoraussetzungen der gegenwärtigen Krise ganz andere als zuzeiten der Finanzkrise, als immobilienwirtschaftliche Fundamentaldaten in Schieflage geraten waren. "Aber der Markt tickt offenbar anders", heißt es bei "Seeking Alpha".

REITs, das muss man ebenso beachten wie bei europäischen und deutschen Immobilien-AGs, sind Börsenprodukte und aufgrund ihrer täglichen Handelbarkeit Schwankungen viel stärker ausgesetzt als weniger fungible Anlagevehikel. Ihr Aktienkurs wird – anders als der Wert der Immobilien, die sie halten – täglich bestimmt. "Immobilien werden nicht wie Aktien täglich an den Börsen bewertet, sondern nachhaltig und zu festen Stichtagen", sagt der BIIS-Vositzende Ehrenberg dem "Handelsblatt".

Offene Immobilienfonds zum Beispiel erweisen sich einstweilen als sehr viel weniger anfällig. "Gelingt es, die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen", schreibt das "Handelsblatt", dann "könnten die Folgen bei den Immobilienwerten überschaubar bleiben". (tw)