Investition. Die Dr. Schlender Fondspartner GmbH will 65 Millionen Euro für die Verano Energy Geotherm Fonds GmbH & Co. KG akquirieren. Der Fonds soll ein Geothermiekraftwerk in Deutschland konzipieren, projektieren, bauen lassen und zur Probe betreiben. Danach soll das Kraftwerk nach sieben Jahren schlüsselfertig verkauft und der Fonds liquidiert werden. Den Kaufpreis des Kraftwerks setzt der Anbieter bei 75 Prozent, den Verkaufserlös bei 146 Prozent des Fondsvolumens an.

Projektentwicklung. Der Anbieter nennt den Oberrheingraben und das Molasse-Becken als „wirtschaftlich attraktive Standorte“, ohne auch nur ansatzweise darzulegen, welche Standorte der Fonds eventuell für sich erwägt. Das zu planende Kraftwerk ist mit einer Nennleistung von zehn Megawatt prospektiert. Sollte das Kraftwerk bis zum Testbetrieb entwickelt werden, aber keinen Käufer finden, würde der Fonds das Kraftwerk selbst betreiben. Fremdkapital oder eine Umfinanzierung wären für diesen Fall laut Prospekt nicht notwendig sind aber auch nicht ausgeschlossen.

Blindpool. Blindpools sind ohnehin schon mit Risiken behaftet. In diesem Fall übersteigen die Risiken bei Weitem das erträgliche Maß. Dass „Klarheit über die voraussichtlich anzuwendende Bohr- und Kraftwerkstechnik besteht“, ist eine Selbstverständlichkeit, deren Erwähnung im Prospekt die Vermutung nahelegt, dass alle anderen Punkte noch offen stehen. Die Formulierung unter den Risiken, „Details für die Projektrealisierung stehen noch nicht im Einzelnen fest“, klingt nahezu verharmlosend. Es gibt keine „verbindlichen Verträge von dritter Seite über die verschiedenen erforderlichen Dienstleistungen und Produktlieferungen“. Aufsuchungserlaubnisse oder andere erforderliche bergrechtliche Genehmigungen liegen ebenfalls nicht vor.

Projektrisiken. Die Standortsuche kann viel Zeit beanspruchen. Selbst wenn ein Standort gefunden werden sollte, können sich die Bedingungen unter der Erde als unzureichend für ein Geothermiekraftwerk erweisen. Der Bau eines Geothermiekraftwerks erfordert behördliche Genehmigungen. Ob der Fonds überhaupt die Voraussetzungen erfüllt, um einen Rechtsanspruch auf eine Genehmigung geltend machen zu können, ist offen. Baukosten können höher ausfallen und Kosten für Betrieb und Wartung stärker steigen als geplant. Die Vertragspartner stehen noch gar nicht, der Anbieter weist aber schon mal auf mögliche Verflechtungen und Ausfälle hin. Der Versicherungsschutz ist ebenso ungeklärt. Die Sensitivitätsanalyse bezieht sich lediglich auf zehn Prozent vom Plan abweichende Verkaufserlöse und greift in Anbetracht der vielen Risiken viel zu kurz.

Neuling. Dr. Manfred Schlender studierte Eisenbahnsicherung- und Fernmeldewesen, beschäftigte sich während seiner beruflichen Tätigkeiten mit Maschinen- und Anlagenbau, arbeitete im Vertrieb, war Unternehmensberater für Kommunikation und Telekommunikation und gründete im Jahr 2001 die Dr. Schlender Fondspartner GmbH. Weder für Manfred Schlender noch für die weiteren genannten beteiligten Personen weist der Prospekt Erfahrungswerte aus, die sich entweder auf das Fondsgeschäft oder auf Geothermieprojekte beziehen. Bei dem Initiator handelt es sich um einen absoluten Neuling in der Branche. Eine mögliche Basis für einen Vertrauensvorschuss ist im Prospekt nicht ersichtlich.

Nebenkosten. Für die Einwerbung des Eigenkapitals fließen bereits knapp 8,7 Millionen Euro des Fondsvolumens ab. Dr. Schlender Fondspartner steht eine Vergütung von 500.000 für Konzeption und Prospektierung zu. Hinzu kommen Beratungskosten von 550.000 Euro. Der Mittelverwendungskontrolleur, Rechtsanwalt Knut Recksiek aus Bielefeld, bekommt anfänglich 5.000 Euro plus eine jährliche Vergütung von 20.000 Euro. Allein die Einrichtung der Treuhandverwaltung kostet den Fonds 30.000 Euro. Alle Kosten entstehen unabhängig vom tatsächlich realisierten Fondsvolumen. Insgesamt entsprechen die anfänglichen Fondsnebenkosten stolzen 15 Prozent des Anlegerkapitals.

Vertragswerk. Die Dr. Schlender Fondspartner GmbH stiehlt sich als Anbieter des Fonds teilweise aus der Verantwortung, indem sie die Fondsgesellschaft selbst mit in die Verantwortung für den gesamten Inhalt des Prospekts zieht. Im Zweifelsfall müssten die Anleger entsprechend gegen sich selbst klagen und sowohl als Kläger als auch als Beklagte Kosten übernehmen. Die Beschlussfähigkeit einer Gesellschafterversammlung ist im Gesellschaftsvertrag verworren formuliert. Im Klartext besagt die Regelung: Kein Anleger muss anwesend sein, damit eine Gesellschafterversammlung beschlussfähig ist – eine anlegerunfreundliche Regelung, die in der Branche leider immer öfter um sich greift. Sollte ein dreiköpfiger Beirat bestellt werden, bestimmt der Treuhänder einen Kandidaten selbst – eine unnötige Beschränkung, die ebenfalls gegen die Anleger gerichtet ist.

Intransparenz. Das fondstelegramm sandte der Dr. Schlender Fondspartner GmbH eine Anfrage zu einigen Punkten zu, die im Prospekt nach Einschätzung des fondstelegramms nicht geklärt sind. Ab welchem Volumen investiert der Fonds? Wann droht eine Rückabwicklung? Wer trägt die Kosten einer möglichen Rückabwicklung? Welche Standorte stehen in der engeren Auswahl? Wann werden die ersten Verträge abgeschlossen? Welche Erfahrungen mit Geothermieprojekten und geschlossenen Fonds haben der Initiator und seine Verantwortlichen vorzuweisen? Diese und alle anderen Fragen blieben bis heute unbeantwortet.

fondstelegramm-Meinung. Schon im Eingangskapitel „Kurz gefasst“ wird deutlich, dass der Anbieter überzogene Erwartungen an das Investment weckt. Das Investment dürfe „für eine ganze Reihe von Anlegern als optimale Abrundung ihres Portfolios angesehen werden“, darunter „Anleger, die das hohe Ertragspotenzial und die große Sicherheit der geothermischen Energieerzeugung reizt“. Erst später zeigt sich im Prospekt, dass es primär gar nicht um die eigentliche Energieerzeugung geht, sondern um die äußerst risikoreiche Projektentwicklung eines Geothermiekraftwerks. Schon vor diesem Hintergrund ist die Mindestbeteiligung mit 5.000 Euro plus fünf Prozent Agio zu niedrig angesetzt.
Die Kette der Risiken ist lang. Kommt es auch nur in einem einzigen Punkt zu Verzögerungen oder einem Ausfall, droht der gesamte Fonds zu scheitern oder erhebliche Einbußen hinnehmen zu müssen. Sämtliche Planzahlen beruhen auf Schätzwerten. Für Privatanleger sind derartige Risiken innerhalb eines mehr als dürftig konzipierten Fonds nicht hinnehmbar. Schon eine mögliche Rückabwicklung kann die Anleger teuer zu stehen kommen und den Totalverlust bedeuten. Der Prospekt kratzt nur an der Oberfläche. Ob die geplanten Erdbohrungen überhaupt so weit kommen werden, ist äußerst fraglich.

Der Fonds erfüllt nicht ansatzweise Mindeststandards. Ein Engagement sollte keine Überlegung wert sein.