Update: 8.1.2011 Angebot. Der Blindpool-Fonds beteiligt sich mittelbar an Immobilien-Projektentwicklungen in Brasilien. Das geplante Fondsvolumen inklusive Agio soll rund 36,7 Millionen Euro erreichen und kann auf 42 Millionen Euro erhöht werden. Eine Beteiligung ist ab 10.000 Euro zuzüglich fünf Prozent Agio möglich. Ein Prozent des Zeichnungsbetrages ist im Handelsregister als Haftsumme einzutragen. Anleger erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen. Neben dem Sonderkündigungsrecht zum 31. Dezember 2015 ist die erste ordentliche Kündigung zum 31. Dezember 2018 möglich, es sei denn die Gesellschafter beschließen eine Verlängerung bis maximal zum 31. Dezember 2020.

Zielmarkt. Das Schwellenland Brasilien legte seit dem Jahr 2002 ein beachtliches Wirtschaftswachstum an den Tag und ist einer der weltweit größten Agrarexporteure. Die Pramerica Real Estate International AG plant die Auflage eines Fonds für institutionelle Anleger, der in brasilianische Wohnimmobilien investieren wird. Markus Reissner, Vice President Research Pramericas erläutert, warum der Brasilianische Markt für Wohnimmobilien derzeit so interessant ist: Durch den Brasilianischen Wirtschaftsaufschwung gehören mittlerweile rund 30 Millionen Menschen zu den Besserverdienenden. Die Anzahl der Haushalte, deren jährlich verfügbares Einkommen über 25.000 US-Dollar liegt, ist in den letzten Jahren von fünf auf zwölf Millionen gestiegen. Eine niedrige Inflationsrate und die durch ein staatliches Programm verpflichteten Banken, Wohnungskäufern eine langfristige Finanzierung zu festgesetzten Zinssätzen zu gewähren, machen es den Besserverdienenden eher möglich als früher, Wohnungen zu erwerben. Der Anreiz einer eigenen Wohnung wird auch dadurch bestärkt, dass Wohnungsmieten inflationiert sind. Bevorzugt werden neue Wohnungen. Die Bauten der 60er und 70er Jahre sind oft nicht mehr zeitgemäß. Im Jahr 2007 bestand ein Wohnungsdefizit von über sieben Millionen Einheiten (darunter 2,7 Millionen Wohneinheiten im Nordosten des Landes im Jahr 2009, so Shedlin). Für eine Eigentumswohnung sind je nach Lage und Qualität zwischen 2.000 und 6.000 Real je Quadratmeter Nutzfläche zu zahlen, das entspricht dem Drei- bis Fünffachen eines Jahres-Haushaltseinkommens. Brasiliens Immobilienmarkt ist jedoch wenig transparent.
Ein viel versprechender Zielmarkt. Doch nicht zu vergessen ist, dass trotz Wirtschaftsboom und staatlicher Programme das Land von krassen Gegensätzen geprägt ist. Schicke Büro- und Wohntürme prangen neben großen Armutsvierteln, in denen Kinder im Müll spielen und Jugendliche einen Ausweg in der Drogenszene suchen. Trotz relativ gesunkener Ungleichheit zwischen arm und reich hat das Land tiefgreifende Probleme zu lösen wie die Entwicklung von Industrie, Infrastruktur und Bildungssystem.

Historie. Die Shedlin Capital AG wurde im September 2007 gegründet. Sie beschäftigt 65 Mitarbeiter. Bis Ende 2009 wurden sechs geschlossene Publikums-Fonds mit einem platzierten Eigenkapital von insgesamt rund 74,4 Millionen Euro emittiert, bei einem Zielvolumen von 191,5 Millionen Euro. Bislang wurde nur ein Fonds geschlossen. Angesichts dieses Umstands wäre das Auflegen eines weiteren Fonds einer ähnlichen Risikoklasse erst nach Schließung der überwiegend seit 2008 am Markt befindlichen Fonds wünschenswert gewesen. Zum Ende 2009 waren insgesamt 29,8 Prozent des Soll-Investitionsvolumens investiert. Shedlin-Fonds sind fokussiert auf die Bereiche Gesundheit, Infrastruktur und Immobilienprojektentwicklungen in Asien, Osteuropa, Afrika, Lateinamerika, Mittlerer Osten.

Beteiligungsstruktur. Der Fonds will alle Anteile einer Zwischengesellschaft nach dem Recht der Isle of Man erwerben. Diese wird von der Charlemagne Capital Ltd. gemanagt. Die Zwischengesellschaft beabsichtigt, Tochtergesellschaften nach dem Recht der Cayman Islands zu gründen, die wiederum gemeinsam mit dem Projektentwickler und möglicher Weise auch mit anderen Investoren in brasilianische Objektgesellschaften investieren wollen. Letztere sollen von einem Investment Fund der Charlemagne Capital verwaltet und von brasilianischen Projektentwicklern betreut werden. Ein Muster für die abzuschließenden Gesellschafterverträge liegt laut Shedlin noch nicht vor. Die Verträge befinden sich derzeit in der Strukturierungsphase. Steuerlich mag die Struktur momentan günstig erscheinen, praktisch besteht diesbezüglich keinerlei Sicherheit. Ein externes Steuergutachten liegt nicht vor.

Fondspartner. Managementpartner, Verantwortlicher für Objektauswahl und -prüfung ist die britische Investmentgesellschaft Charlemagne Capital. Eine bestehende gesellschaftsrechtliche Verbindung zwischen Initiator und Managementpartner über Beteiligungen der Wealthshare Holding GmbH wurde inzwischen wieder aufgelöst. Seit dem Jahr 2007 ist Charlemagne in Brasilien tätig. Bis auf eine erfolgte Due Diligence wurde noch keine Projektentwicklung in Brasilien der Charlemagne Capital abgeschlossen. Charlemagne beschäftigt in Sao Paolo einen Countrymanager, der dort seit 20 Jahren tätig ist. Über die weitere personelle Ausstattung der Vor-Ort-Niederlassung Charlemagnes konnte Shedlin nichts sagen. Offensichtlich ist Charlemagne vor Ort nicht breit aufgestellt – es besteht an dieser Stelle ein erhebliches Schlüsselpersonenrisiko. Shedlin arbeitet seit dem Jahr 2008 mit Charlemagne zusammen. Charlemagne Capital wurde 2000 gegründet, ist seit 2006 börsennotiert und beschäftigt 64 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist auf Investitionen in Schwellenländern ausgerichtet und betreute per Juli 2010 Vermögenswerte in Höhe von drei Milliarden US-Dollar über neun Aktienfonds, einen Hedgefonds, 27 Spezialfonds, zwei Aktien- und zwei Objektgesellschaften. Aus diesen Konstellationen heraus ergeben sich unweigerlich Interessenkonflikte im Rahmen des Objekterwerbs. Es unterhält jeweils eine Niederlassung in mehreren Investitionsländern. Ihre Projekte erwirtschafteten bislang IRR-Renditen auf Projektebene zwischen 24 und 61 Prozent jährlich. Die Projektrealisierung bei diesem Fonds erfolgt durch brasilianische Unternehmen.

Investitionskriterien. Bis auf die Absicht, in Immobilienprojektentwicklungen Brasiliens zu investieren, wurden keine verbindlichen Investitionskriterien festgelegt. Primär soll in Wohngebäude, sekundär in Einkaufszentren, Bürogebäude und Logistikimmobilien investiert werden, die sich möglichst noch in der Entwicklungsphase befinden. Regional stehen Städte mit über 750.000 Einwohnern im Nordosten Brasiliens im Vordergrund. Angestrebt wird die Beteiligung des Projektentwicklers mit mindestens 50 Prozent an der jeweiligen Objektgesellschaft. Fondsgegenstand sollen mittelbar mindestens vier Projekte darstellen. Nach drei bis fünf Jahren sollen die Anteile an den Objektgesellschaften wieder veräußert werden.

Projekte in der Vorprüfung. Die Standorte der derzeit in Erwägung gezogenen fünf Projektentwicklungen sind Recife, Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Pernambuco, Maceió, Hauptstadt des Bundesstaates Alagoas und Natal, Hauptstadt des Bundesstaates Rio Grande do Norte. Es handelt sich jeweils um acht- bis 36geschossige Wohn-Hochhäuser, zumeist in Mittel-Klasse-Vierteln. Bei drei der fünf Projekte sind die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern noch nicht abgeschlossen. Für alle stehen noch jegliche Genehmigungen aus. Investiert werden soll in den Jahren 2011 und 2012. Die Wohnungen sind im Wesentlichen zum wohnungsweisen Verkauf an Privatpersonen bestimmt.

Finanzierung. Die Finanzierung des Fonds selbst erfolgt aus Eigenkapital. Auf Ebene der Zwischengesellschaften sollen laut Shedlin keine Darlehen aufgenommen werden. Achtung, auf Objektebene sind Fremdmittel in unbegrenzter Höhe möglich, in Brasilien sind Darlehensaufnahmen bis zu 90 Prozent der Investitionssumme üblich. Nur 78,4 Prozent des Fondsvolumens inklusive Agio werden für den Erwerb der Gesellschaftsanteile der Zwischengesellschaft verwendet, 21,6 Prozent sind einmalige und laufende Fondsnebenkosten für die gesamte Fondslaufzeit. Ohne Berücksichtigung der laufenden Kosten würde die Investitionsquote auf 80,8 Prozent steigen - trotzdem noch weniger als bei vergleichbaren Fonds. Die Investition in den Brasilianischen Real ist mit entsprechenden Währungsrisiken verbunden.

laufende Vergütungen. Die laufenden Kosten auf Fondsebene von 0,74 Prozent des Eigenkapitals zuzüglich Aufwendungen für Buchhaltung, Jahresabschluss, Steuererklärung, Gesellschafterversammlungen in Höhe von rund 12.500 Euro jährlich sind bereits im Finanzierungsplan enthalten. Charlemagne Capital erhält laufende Vergütungen in Höhe von 1,5 Prozent des investierten Eigenkapitals des Fonds und, für den Fonds unvorteilhafter Weise, auch ein Prozent des nicht investierten Kapitals. Die laufenden Kosten des Managers sowie die strukturbedingten Nebenkosten der Zwischen- und Objektgesellschaften betragen laut Shedlin (bei 30 potentiellen Projekten, sechs in die engere Auswahl gezogenen Objekten und fünf endgültig ausgewählten Immobilien) insgesamt rund 835.000 Euro über die gesamte Fondslaufzeit, das entspricht 2,3 Prozent des Fonds-Eigenkapitals.

Rückfluss. Auf Projektebene erwartet Shedlin IRR-Renditen zwischen 22 und 25 Prozent jährlich. Nachdem dort eine IRR-Rendite von bereits zwölf Prozent pro Jahr vor Steuern erreicht wurde, gehen an Charlemagne Capital 22,5 Prozent der darüber hinausgehenden Erträge.
Sobald die Anleger eine IRR-Rendite von 12 Prozent jährlich ohne Agio, vor Steuern erzielt haben, dies entspricht der Planrendite, gehen üppige 40 Prozent der übersteigenden Erträge an Shedlin. Reinvestitionen sind vorgesehen.

Vertragsgestaltung. Die Verflechtung von Treuhänderin und Fondsgeschäftsführung kann Interessenkollisionen hervorrufen. Bei nicht vorliegenden Weisungen der Treugeber stimmt die Treuhänderin nach pflichtgemäßem Ermessen ab. Im Falle einer Rückabwicklung gibt es keine vertragliche Reglung nach der die Anleger ihr Eigenkapital vollständig zurückerstattet bekämen – dieser Umstand ist insbesondere wegen der eingeschränkten Platzierungsgeschwindigkeit anderer Shedlin-Fonds wichtig.

fondstelegramm-Meinung. Der Zielmarkt ist einerseits vielversprechend, andererseits mit erheblichen Unsicherheiten bestückt. Eine etwas höhere Investitionsquote wäre wünschenswert gewesen. Die Darlehensquote auf Objektebene ist theoretisch unbegrenzt und steigert das ohnehin hohe Fondsrisiko. Unverzeihlich ist, dass trotz Blindpool auf verbindliche Investitionskriterien im Gesellschaftsvertrag verzichtet wurde. Erste mögliche Wohnhausprojekte wurden vorgestellt, die sich jedoch teilweise noch in der Grundstücksverhandlungs-Phase befinden. Reinvestitionen bereits erlangter Projekterlöse in neue Projekte sind vorgesehen. Dem Anleger wird letztendlich blindes Vertrauen in den Manager abverlangt, der bislang noch keine Projektentwicklung in Brasilien abgeschlossen hat und nur schmal in Brasilien aufgestellt ist.

Ein Fonds der allerhöchsten Risikoklasse, der in seinem Aufbau und seiner Herangehensweise nicht dem aktuellen Anlegerwunsch nach einfachen Strukturen und Sicherheit gerecht wird.