Joint-Venture. Sachsenfonds hat 50 Prozent der Anteile an der Industrifinans Real Estate GmbH in Berlin übernommen. Die Industrifinans Real Estate GmbH ist nunmehr ein Joint-Venture zwischen der norwegischen Industrifinans Forvaltning AS und Sachsenfonds. Sachsenfonds übernimmt den Vertrieb, das Fondsmanagement und die Anlegerbetreuung des jungen Anbieters von Wohnimmobilienfonds mit Standorten ausschließlich in Berlin. Industrifinans ist für die Auswahl der Objekte, den Ankauf, das laufende Anlagenmanagement und den Verkauf der Immobilien zuständig. Im Investitionsausschuss sind beide Partner gleichermaßen vertreten.

Fehlende Vertriebskraft. Die Industrifinans Real Estate GmbH wurde 2007 als hundertprozentige Tochter der norwegischen Industrifinans Forvaltning AS gegründet. Einen ersten Fonds mit Wohnimmobilien in Berlin hatte der Initiator ausschließlich für Investoren in Norwegen aufgelegt. Investitionsvolumen: 145 Millionen Euro. Es folgte im September 2010 der geschlossene Fonds „Industrifinans Berlin Selektion 02“ für deutsche Investoren. Nach 15 Monaten kamen allerdings nur 2,5 Millionen Euro Eigenkapital zusammen. Die Planung mit 70 Millionen Euro hat sich als mehr als ambitioniert herausgestellt. Konsequenz: Ein Partner mit KG-Erfahrung soll dem Vertrieb auf die Beine helfen.

Berlin Selektion 2. Aufgrund der bislang mageren Platzierung kaufte der Fonds bislang nur ein Objekt: das 1897 gebaute Mehrfamilienhaus „Bruchsaler Straße 4“ in Berlin-Wilmersdorf mit 37 Wohneinheiten. Sachsenfonds platziert den Fonds nun über das eigene Vertriebsnetzwerk bis Ende kommenden Jahres. Für die darauf folgenden Jahre planen die Partner jeweils einen Fonds im Neugeschäft. Die Perspektive für diese Strategie reicht nach derzeitigem Stand bis 2015, hängt aber vor allem mit der weiteren Marktentwicklung auf dem heiß umkämpften Berliner Wohnimmobilienmarkt zusammen. Das Zielvolumen pro Fonds sieht Sachsenfonds bei 20 bis 30 Millionen Euro. Die Projektgesellschaften sollen zudem ebenso viel Fremdkapital aufnehmen – mit den üblichen Risiken, die aus Bankendarlehen erwachsen. Leider scheinen die im Vertrieb geforderten jährlichen Auszahlungen von fünf Prozent ohne Fremdkapitalhebel in der Prognose nicht darstellbar zu sein.

Historie Sachsenfonds. Sachsenfonds zählte einst zu den Anbietern, die aktuelle Vertriebstrends in unreifen und undurchsichtigen Märkten aufgriffen. Entsprechend schmerzhaft waren die Erfahrungen von Anlegern, die Sachsenfonds ins Abenteuer Windenergie (in der Frühphase wohlgemerkt), Filmgeschäft, Lebensversicherungszweitmarkt in den USA und Projektentwicklungen in Indien schickte. Aus dem Policengeschäft zog sich Sachsenfonds frühzeitig wieder zurück und verhinderte Schlimmeres.
Wichtigstes Standbein des Initiators blieben Immobilienfonds. In der jüngeren Vergangenheit folgten daneben nur noch ein Mikrofinanzfonds und der Einstieg ins Solargeschäft. Seit 2009 hat Sachsenfonds jedoch keine neuen Publikumsfonds aufgelegt. Dabei soll es nicht bleiben. Im Publikumsgeschäft plant Sachsenfonds Investitionen in Australien-Immobilien, Windkraft- und Solaranlagen.

fondstelegramm-Meinung. Dem einen fehlt der Vertrieb, dem anderen der Fonds. Da scheint eine strategische Partnerschaft die logische Konsequenz. Beide Seiten betonen, dass sie im Investitionsfeld Wohnimmobilien exklusiv kooperieren. Stellt sich die Frage, warum nicht schon andere Anbieter auf die Idee gekommen sind, derartige Wege zu beschreiten. Wesentlicher Grund dürfte die große Skepsis innerhalb der Beteiligungsbranche gegenüber Marktbegleitern sein. Auf der einen Seite haben viele Initiatoren ihre Vertriebskraft vergangener Jahre gewaltig eingebüßt. Auf der anderen Seite sind kleine, spezialisierte Anbieter mit schlüssigen Konzepten und langfristig ausgerichteten Strategien sehr schwer zu finden. Insofern bleibt abzuwarten, inwiefern das Beispiel Sachsenfonds & Industrifinans Schule macht.
Durchaus vorstellbar, dass sich auch ehemalige Marktgrößen wie MPC und HCI untereinander enger zusammenschließen. Gerade hat HCI die Ergebnisprognose für 2011 reduziert und erwartet nun einen Gesamtverlust. Mit jedem Jahr wächst jedoch der Druck, wieder nennenswert Gewinne zu erzielen, um die Enthaftungssumme an die Banken zurückzuzahlen. Dafür gibt es auch andere Wege, wie das Beispiel Lloyd Fonds zeigt. Der Einstieg des US-Investors AMA Capital spült der Lloyd Fonds AG 15 Millionen Euro in die leeren Kassen. Welchen Preis das Management dafür in punkto Abhängigkeit zahlen muss, darüber lässt sich nur spekulieren. Der Initiator dürfte einfach nur froh seine, den Banken noch in diesem Jahr die Enthaftungssumme überweisen zu können. Ab dem kommenden Jahr hätte sich die Summe deutlich erhöht.
Angesichts der Wucht, mit der die Marktverwerfungen die Beteiligungsbranche seit drei Jahren trifft, haben sich bislang relativ wenig ernst zu nehmende Emissionshäuser komplett aus dem Geschäft verabschiedet. Prominentester Fall ist bislang der Rückzug von Ideenkapital.

Die notwendige Neuausrichtung steht den meisten Emissionshäusern erst noch bevor. Sie kann das Überleben nicht garantieren, aber die Überlebenschancen zumindest steigern.