Angebot. Fondsgegenstand ist nunmehr zum zweiten Male bei Premicon das Hochseekreuzfahrtschiff MS „Astor“. 67,8 Millionen Euro beträgt das Fondsvolumen inklusive Agio. Ab 20.000 Euro zuzüglich fünf Prozent Agio können Anleger diesen Fonds zeichnen. Der Fonds soll zur Tonnagesteuer optieren, eine diesbezügliche verbindliche Zusage des Finanzamtes Bremen liegt vor. Anleger erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Die im Handelsregister einzutragende Haftsumme beträgt 20 Prozent der Pflichteinlage. Zum 31. Dezember 2022 ist die Kündigung der Beteiligung frühestens möglich.

Historie. Das MS „Astor“ wurde bereits im Jahr 2005/2006 Gegenstand eines Premicon-Fonds. Durch den vom aktuellen Fonds zu zahlenden Kaufpreis können die Anleger des Vorgängerfonds zu den bisherigen 33 Prozent Auszahlungen weitere 110 Prozent ihres Eigenkapitals erhalten. 45 Prozent der alten Anleger beteiligten sich am neuen Fonds. Das Schiff war bis Ende 2013 an die Rivertree Property Ltd. über einen Bare-Boat-Vertrag verchartert. Die Transocean Tours Touristik GmbH hatte eine Charterraten-Garantie übernommen, wurde aber im Jahr 2009 insolvent. Auslöser dafür waren ein Maschinenschaden des Schwesterschiffes MS „Astoria“, seine daraufhin stornierte Weltreise und die wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse verzögerten Versicherungszahlungen. Auch das schwache Britische Pfund für die Einnahmen des inzwischen nicht mehr von Transocean Kreuzfahrten beschäftigte MS „Marco Polo“ sowie reguläre Zahlungen für das MS „Astor“ trugen zur Verschärfung der finanziellen Lage bei.

Reeder. Vertragsreeder ist die KD Bereederung GmbH. Sie ist eine Tochter der von Premicon übernommenen Flussreederei Köln Düsseldorfer Deutsche Rheinfahrt AG. Er organisiert auch den Hotel- und Gastronomieservice. Bislang wurde noch kein Catering-Unternehmen vertraglich verpflichtet. Laut Premicon werden die kalkulierten Kostenansätze auf jeden Fall eingehalten.

Schiff. Das MS „Astor“ zählt mit seinen 23 Jahren schon zu den älteren Schiffen. Deshalb soll es im Auftrag des Verkäufers durch die Lloyd Werft Bremerhaven modernisiert, in das Viersternesegment aufsteigen und bis zum 1. Juni 2010 an den Fonds übergeben werden. Laut Premicon habe der Verkauf von Lloyd-Werft-Anteilen an einen neuen Investor keine Auswirkungen auf die Sanierungsarbeiten. Das Schiff liegt bereits an der Werft, die Umbauarbeiten sollen im April 2010 beginnen und Ende Mai beendet sein. Nach den Werftarbeiten soll die nächste Klasseerneuerung laut Premicon erst im Januar 2015 fällig werden. Nach dem Umbau können in 287 Kabinen (199 Außen- und immer noch 88 Innenkabinen mit größerer Fläche, besserer Innenausstattung und Beleuchtung) 578 Passagiere befördert werden. Die Besatzung besteht aus weiteren 260 Personen. Das Schiff mit einer Tragfähigkeit von 3.950 t soll mit einer Dienstgeschwindigkeit von 17 kn unter der Flagge der Bahamas fahren. Derzeitiger Schiffseigentümer ist der Vorgänger-Premicon-Fonds, der bis zum 18. April 2010 das Schiff an die mit dem Initiator verflochtene KD Cruise Service Ltd. übergeben soll. Der Kaufpreis von rund 56,7 Millionen Euro teilt sich in 69 Prozent Kaufpreis an den Vorgängerfonds (das entspricht 38,85 Millionen Euro), 28 Prozent Umbaukosten und drei Prozent Nebenkosten und Vergütungen auf. Laut Gutachten vom 23. Juli 2009 wurde der Marktwert auf 37,5 Millionen Euro geschätzt. Laut Premicon ergibt sich die Differenz zum Kaufpreis vor Umbau aus zusätzlichen Betriebsmitteln und Ausrüstungsgegenständen. Der Gutachter bewertete den Erhaltungszustand des Schiffskörpers mit „dem Alter entsprechend“ gut. Erhöhen sich die Umbaukosten wegen technischer Bedingungen, Behördenauflagen oder Vermarktungsgründen, steigt auch der Kaufpreis, bei gleichbleibender Charterrate, ausgenommen sind Wünsche des Charterers, so Premicon. Im Vergleich zum Vorgängerfonds ist das MS „Astor“ viel teurer geworden, denn für Schiffskauf, Umbau und Erwerbsneben- und Finanzierungskosten muss der Fonds rund 56,5 Millionen Euro und damit etwa 15,9 Millionen Euro mehr zahlen.

Beschäftigung. Der Fonds hat mit der am 9. Oktober 2009 gegründeten Tochtergesellschaft der Premicon AG, der Transocean Kreuzfahrten GmbH & Co. KG, einen bis Ende 2018 laufenden Chartervertrag plus zweimal zwei Jahre Option für den Fonds abgeschlossen. Transocean Kreuzfahrten führt das Kerngeschäft der Transocean Tours fort, die 2009 Insolvenz anmelden musste. Ein Teil der Transocean Tours Mitarbeiter wurden laut Premicon übernommen. Die Verflechtung zwischen Initiator, diesem Fonds und Charterer, hinter dem ein weiterer Fonds steckt, führt grundsätzlich zu Interessenskonflikten. Laut Premicon soll Transocean Kreuzfahrten GmbH & Co. KG jedoch in einen weiteren Fonds eingebracht werden. Dieser befindet sich in der Konzeptionsphase und soll noch im ersten Quartal 2010 in die Platzierung gehen. Die vereinbarte Tagescharterrate liegt bei anfänglich 56.959 Euro und steigt auf 80.099 Euro in 2022. Bezogen auf das erste volle Jahr ist dies eine Steigerung um über 30 Prozent gegenüber den Charterraten desselben Schiffes im Jahr 2007. Sollte der Transocean Kreuzfahrten Schiff Fonds nicht platziert werden, müsste Premicon sich nach einer neuen Finanzierung für den entsprechenden Eigenkapitalanteil-Anteil umsehen.

Finanzierung. 68 Prozent des Fondsvolumens inklusive Agio werden aus Eigenkapital finanziert, 32 Prozent aus Darlehen. Die Finanzierung des Vorgängerfonds erfolgte neben dem Eigenkapital durch ein Darlehen in Höhe von 26 Millionen Euro. Davon sollen rund 15,9 Millionen Euro auf den neuen Fonds übertragen und um weitere etwa 5,7 Millionen Euro aufgestockt werden. Diesbezüglich liegt laut Premicon erst ein unter Gremienvorbehalt stehendes Bank-Angebot vor. Der übernommene Darlehensbetrag ist bis Ende 2013 zu tilgen. Die Tilgung des Aufstockungsbetrages setzt ab 2014 ein und endet Ende September 2019. Darüber hinaus plant der Fonds, elf Millionen Euro Zwischenfinanzierungsdarlehen aufzunehmen, für das laut Initiator ebenfalls ein Angebot vorliegt. Für den Erwerb des Schiffes werden 81,1 Prozent des Fondsvolumens inklusive Agio verwendet, 2,9 Prozent sind Anschaffungsneben- und Finanzierungskosten, 0,3 Prozent bilden eine Liquiditätsreserve. Mit 15,7 Prozent sind die Fondsnebenkosten relativ hoch und entsprechen 23 Prozent des Eigenkapitals.

Verlaufsprognose. Es wurde mit jährlich 350 Einsatztagen im Jahr gerechnet, darin sind die Tage für Klassedockungen bereits enthalten. Der Vertragsreeder erhält 1.000 Euro je Einsatztag. Die Gebühr wird um zwei Prozent jährlich gesteigert. Für die Schiffsbetriebskosten einschließlich Dockungs- und Wartungskosten wurden im ersten vollen Jahr 38.864 Euro je Tag kalkuliert und mit zwei Prozent jährlich gesteigert. Die laufenden Fondsnebenkosten sind mit 1,10 Prozent vom Eigenkapital nicht wenig. Der Zinssatz für das übernommene Darlehen beträgt 4,65 Prozent pro Jahr. Für den Aufstockungsbetrag wurden noch keine Zinsen vereinbart. Kalkuliert wurden fünf Prozent Zinsen bis Ende 2013 und im Anschluss 6,5 Prozent jährlich. Im Jahr 2022 soll das dann 35 Jahre alte Schiff für leicht optimistische 30 Prozent der Anschaffungskosten veräußert werden. Der Gutachter schätzt den Werteverzehr des Schiffes auf drei Prozent pro Jahr. Folglich liegt der kalkulierte Werteverzehr etwas unter den Gutachteransätzen. Premicon erhält 3,5 Prozent des Verkaufspreises.

Rückfluss. Während der 12,5 Jahre Fondslaufzeit sollen die Anleger 162 Prozent ihres Eigenkapitals zuzüglich Agio, nach Steuern erhalten, weitere 39 Prozent bei Verkauf des Schiffes, das sind insgesamt 201 Prozent. Die jährliche IRR-Rendite nach Steuern beträgt 8,85 Prozent.

Vertragsgestaltung. Bei einer etwaigen Rückabwicklung des Fonds gäbe es keine vertragliche Regelung, nach der die Anleger das Recht auf die vollständige Rückzahlung ihrer Einlage hätten.

fondstelegramm-Meinung. Der Fonds genießt den Vorteil einer vom Finanzamt verbindlich zugesagten Besteuerung nach Tonnagesteuer. Für die Finanzierungen liegen inzwischen Angebote vor. Letztendlich konkurrieren um das MS „Astor“ gleich drei Premicon-Fonds: Einer fungiert als Verkäufer, dieser hier als Käufer. Die Anleger des alten Premicon-Fonds wurden – dank Verkauf an den neuen Fonds – mit guten Auszahlungen bedient. Der neue Fonds muss wesentlich mehr für das MS „Astor“ zahlen als der Vorgängerfonds – Grund sind die wohl erforderlich gewordenen Umbaukosten. Höhere, nicht vom Charterer verursachte Umbaukosten hätte der Fonds zu zahlen. Kern des aktuellen Fonds ist die Sicherheit der vertraglich festgelegten Einnahmen aus dem Chartervertrag mit einer noch zum Initiator gehörenden Gesellschaft, die neben zwei Schiffen selber Gegenstand eines weiteren, bislang noch nicht emittierten Premicon-Fonds sein soll. Die vergleichbar gemachten Charterraten sind der höheren Kosten folgend entsprechend höher als im Vorgängerfonds.

Verkäufer-Premicon-Fonds, Charterer-Premicon-Fonds, dieser Premicon-Fonds – Welcher wird wohl das Rennen machen? Interessenskollisionen sind vorprogrammiert.