Kapitalerhalt gefährdet. Lebensversicherungsfonds auf dem britischen Zweitmarkt kämpfen gegen drohende Kapitalverluste. Das betrifft auch die Fonds Britische Leben Plus 1 bis 3 von MPC. „Aus heutiger Sicht ist ein Kapitalerhalt für die Anleger nicht sichergestellt“, teilt der hauseigene Treuhänder TVP den Gesellschaftern in einem Schreiben vom 23. September mit. Es sei zu befürchten, „dass die bereits realisierten Verluste im Verlauf der Fondslaufzeit nicht mehr kompensiert werden können“. Die Ablaufrenditen der Versicherungspolicen lägen bisher deutlich unter den Planwerten. Die schwache Wertentwicklung der Zweitmarktpolicen bewege sich bisher erheblich unter dem Fremdkapitalzinssatz.

With-Profit-Funds. Das Geschehen in den Gesellschaften dreht sich um die With-Profit-Funds. In diese Fonds investieren britische Versicherungsunternehmen die Beiträge der Versicherten und legen dabei unterschiedliche Schwerpunkte. Die Aktienquoten der With-Profit-Funds lagen vor Beginn der Marktverwerfungen zwischen 50 und 60 Prozent. Entsprechend heftig fielen die Verluste aus. Bis Ende vergangenen Jahres sank die Quote auf 34 Prozent. Von einer Erholung der Aktienkurse können die With-Profit-Funds also nicht so stark profitieren, wie sie im Zuge der Kursstürze in Mitleidenschaft gezogen wurden. MPC kommt zu dem ernüchternden Ergebnis: „Trotz positiver Entwicklung der With-Profit-Funds in den Jahren 2009 und 2010 haben sich bei Versicherungspolicen, die im Jahr 2010 zum Ablauf gekommen sind, Ablaufleistungen nicht erhöht, sondern wider Erwarten sogar reduziert.“

Smoothing gescheitert. Noch heute wird als Pro-Argument für Produkte auf dem britischen Versicherungsmarkt das Smoothing-Verfahren stark gemacht. In dem Verfahren geht es darum, in guten Zeiten Reserven aufzubauen, um von diesen Reserven in schlechten Zeiten zu zehren. Doch das viel gepriesene Verfahren funktioniert in der Praxis offenbar nicht. In Boomphasen wurden zwar Reserven aufgebaut, doch auch in Krisenzeiten haben die Versicherer auf weiter steigende Reserven bestanden, anstatt sie einzusetzen. Damit hat auch das gescheiterte Smoothing-Verfahren zur negativen Entwicklung der Policenfonds beigetragen.

Darlehenszins belastet. Die MPC-Policenfonds hatten zu rund 60 Prozent mit Fremdkapital investiert. Die Absicherung der Zinssätze erfolgte in Höhe von rund sechs Prozent, da zum Zeitpunkt der Konzeption aus Sicht von MPC die Gefahr bestand, die Zinsen würden auf ihr zweistelliges Niveau zurückkehren. Nun liegt der UK-Leitzins bei 0,5 Prozent. Auch das belastet die Policenfonds, da die Kosten des Fremdkapitals deutlich höher liegen als die Rückflüsse.

Zwischenfazit. Der Initiator sieht die Fortführung der Policenfonds nicht gefährdet. Eine genaue Prognose für die Gesamtrückflüsse lasse sich nicht abgeben. Die Vergütung für Treuhandgesellschaft und persönlich haftenden Gesellschafter sind gestundet. Mit externen Dienstleistern wird über Vergütungskürzungen verhandelt. Jegliche Liquidität wird zur Rückführung des Fremdkapitals verwendet, Auszahlungen an die Anleger sollen frühestens dann erfolgen, wenn das Fremdkapital komplett zurückgeführt ist. Das wird nach Einschätzung von MPC erst ein bis zwei Jahre vor Ende der Fondslaufzeit der Fall sein.

Flächendeckende Probleme. Auch andere Anbieter ringen mit den Marktverwerfungen. Wealth Cap gibt als Marschroute für die beiden Fonds Life Britannia 1 und 2 nur noch den Kapitalerhalt aus. Auszahlungen an die Anleger sind ausgesetzt, ebenso die Vergütung der Geschäftsführung.
Auch Lloyd Fonds zahlt die Anleger britischer Policenfonds nicht mehr aus. Deutliche Bonusrücknahmen kombiniert mit Marktpreisanpassungen bei den Rückkaufswerten und eine geringe Nachfrage haben dazu geführt, dass Verkäufe großteils nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll abgewickelt werden konnten, heißt es in der Bilanz des Initiators.
Ideenkapital führt in der Bilanz für das Jahr 2008 aus, dass der Handel mit britischen Zweitmarktpolicen nahezu zum Erliegen gekommen ist. Bei den Fonds der Prorendita-Serie sind erst mal keine Auszahlungen zu erwarten.
Initiator Scaiap investierte mit der Fondsserie „Safeplan“ in britische Lebensversicherungen, gehebelt über Darlehen der Bayerischen Landesbank. Der Komplementär gibt längst keine Informationen mehr heraus. Geschäftsberichte fehlen. Anfragen werden komplett ignoriert. Scaiap-Gründer Peter Herold ist mittlerweile für das Immobilienhaus ZBI aktiv.

Zielmarkt Deutschland. Kapitalverluste drohen nicht nur bei Policenfonds auf dem britischen Zweitmarkt. Hohe Fremdkapitalhebel brachten die Policenfonds von König & Cie. zu Fall. Die Überschussbeteiligungen deutscher Lebensversicherungen fielen zu gering aus, als dass sie die Kreditzinsen deckten. Auch bei MPC entwickelten sich die Policenfonds bei Weitem nicht wie gewünscht. Im Gegensatz zu König & Cie. beschloss MPC nicht gleich die Rückabwicklung der Fonds, geriet aber mit Fondsmanager Cashlife in einen Rechtsstreit, der bis heute anhält.

Zielmarkt USA. US-Lebensversicherungen funktionieren nach einem ganz anderen Prinzip, stellen die Fonds auf dem amerikanischen Zweitmarkt aber ebenfalls vor massive Schwierigkeiten. Bei den US-Policen kommt es darauf an, wie lang die Versicherten leben und wie realitätsnah die Gutachten zu den Lebenserwartungen ausfallen. Hier haben sich die Fondsanbieter gewaltig verschätzt. Die medizinischen Gutachter lieferten in der Phase, als US-Policenfonds in Deutschland boomten, völlig unzureichende Prognosen.
Die Folgen sind verheerend. So benötigt das Private Placement Life Bond 1 dringend Liquidität. Im Fall eines sofortigen Verkaufs droht ein Vorsteuerverlust von rund 80 Prozent. Ein neues Darlehen muss her, wenn der Fonds den Verlust nicht schon in der aktuellen Tiefpreisphase realisieren will. Verfehlte medizinische Gutachten, die nach Maßgabe der ursprünglichen Berechnungen um sechs Jahre hinter der Realität herhinken, stimmen aber auch bei einem späteren Verkauf kritisch. Das gilt auch für die Publikumsserie BVT Life Bond Fund.
Sachsenfonds gab auf dem US-Policenmarkt Ende 2004 nur ein kurzes Gastspiel, stieg gleich wieder aus und wickelte den aufgelegten Fonds ab.
Die Deutsche Bank hatte den Anlegern der US-Policenfonds DB Kompass Life 1 und 2 einen Vergleich angeboten, wonach sie 80 Prozent der Einlagen zurückbekommen sollten. Allerdings sollten die Anleger im Gegenzug auf mögliche Schadensersatzansprüche verzichten – für das Bankhaus in jedem Fall ein unrühmliches Kapital.
Christian Angermayer war über VCH im Policengeschäft jenseits des Atlantiks vertreten. Der Initiator verkaufte Anfang 2008 gleich die gesamte Sparte Geschlossene Fonds und trennte sich damit auch von den damals bereits hoch defizitären Policenfonds.
Die Muttergesellschaft von Geno Asset Finance muss im Active Life 1 mit einem Darlehen über 8,5 Millionen US-Dollar aushelfen und eventuell nachlegen, um den Prämiendienst für die verbliebenen Policen zu leisten.
HCI hat den Anlegern der HSC-Fonds Optivita 1 und 2 angekündigt, die Laufzeiten zu verlängern. Es sei davon auszugehen, dass die bei Fondsauflegung zugrunde gelegten Annahmen zu den Fälligkeiten der Policen nicht eintreten werden. Für die Anleger bedeute das „ein deutlich nachteiliges Abweichen vom prognostizierten Fondsverlauf“.
Dr. Peters sieht bei den beiden DS-Fonds 101 und 105 die durchschnittliche Lebenserwartung der Versicherten mit rund acht Jahren etwa ein Jahr über den prognostizierten Werten. Da sich die Investitionsphase um drei Jahre verlängerte, bleiben die Auszahlungen bislang deutlich hinter den Planwerten zurück.

Meinung. Großbritannien, Deutschland, USA – alle drei Zielmärkte für Policenfonds bereiten den Investoren große Sorgen. Hohe Fremdkapitalhebel, verfehlte Gutachten, einbrechende Märkte – die Probleme sind vielschichtig und unterscheiden sich von Markt zu Markt. Die Policenfonds sind teils in die Knie gegangen, teils kämpfen sie um den Kapitalerhalt. Ein vorzeitiger Verkauf der Portfolien würde derzeit auf allen drei Zielmärkten dazu führen, die hohen Verluste sofort zu realisieren. Bleibt das Prinzip Hoffnung, um bei eventuell steigenden Preisen zumindest einen Teil der Verluste zu beheben.

Auf ein Comeback für Policenfonds brauchen die Anbieter nicht mehr zu hoffen.