Studentenwohnungen sind mittlerweile auf dem deutschen Investment-Markt etabliert, zunehmend wird die Anlageklasse auch von institutionellen Investoren nachgefragt. Das Angebot an Studentenapartments wächst zwar, ist aber immer noch vergleichsweise gering. Im März wurde der Bundesverband für studentisches Wohnen (BfSW) gegründet. Wir sprachen mit dem Vorstandsvorsitzenden Rainer Nonnengässer über Ziele und Herausforderungen.

Mit welchen Zielen wurde der Bundesverband für studentisches Wohnen gegründet?
Rainer Nonnengässer: Im Gegensatz zu den angelsächsischen Ländern, wo der Markt für Studentisches Wohnen bereits sehr viel weiter entwickelt ist und sogar eine eigene Assetklasse darstellt, steckt diese gesellschaftspolitische und integrative Herausforderung in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Um die gemeinsamen Interessen der Studierenden und der Branchenvertreter gegenüber der Politik und der breiten Öffentlichkeit besser vertreten zu können, wurde der BfSW als Branchen- und Interessensverband gegründet. Er richtet sich an alle Unternehmen, die im direkten oder indirekten Bezug zu Klein- und Mikrowohnraum stehen und Studenten, Pendlern und Young Professionals eine moderne bedarfsgerechte Unterbringung bieten Alle Nutzer des Studentischen Wohnens und junge Berufstätige, die dieselben Wohnbedürfnisse haben, werden als Parteien von gleichem Interesse betrachtet. Der BfSW hat die Aufgabe, diese Interessen zu fördern und zu schützen.

Wo steht der Markt für Studentenwohnungen heute? Was sagen die Prognosen?
Rainer Nonnengässer: Jährlich beginnen etwa 500.000 junge Menschen ein Studium in Deutschland. Prognosen zufolge soll diese Zahl bis 2025 weitgehend stabil bleiben. Das entspricht aktuell etwa 2,8 Millionen Studenten. Die Zahl der öffentlich geförderten Wohnplätze, inklusive derjenigen in Planung und Aufbau, beläuft sich dagegen gerade einmal auf etwa 250.000 – der Bedarf an privatwirtschaftlich finanzierten Wohnplätzen ist also riesig. Wie sehr das die Bautätigkeit ankurbelt, ist jedoch länderabhängig: In Berlin wurden allein seit 1. Januar 2016 etliche Projekte mit insgesamt über 3.000 Studentenwohnungen gestartet. Aber auch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Welche Bedeutung hat das Studentenwohnheim für die Immobilienbranche?
Rainer Nonnengässer: Verfügbarkeit von bezahlbaren Wohnräumen für Studenten könnte die Gesamtsituation auf dem Markt entschärfen: Sie würden weniger Wohngemeinschaften gründen, die familientaugliche Wohnungen belegen. Auch die Mietpreissteigerung könnte auf diese Weise etwas eingedämmt werden. Denn in der Regel müssen Studenten bei Privatvermietern in ihren WGs höhere Quadratmeterpreise bezahlen als ihre Nachbarn. Auch hat Studentisches Wohnen das größte Innovationspotential: In Eigentumswohnungen werden bis heute kaum aktuelle technische und soziale Trends berücksichtigt. Studentisches Wohnen dagegen sucht aktiv nach attraktiven Konzepten, befasst sich mit Themen wie Zweit- und Drittnutzung, Networking, Nachhaltigkeit, Shareconomy und vielem mehr.

Sie sprechen von wachsendem Interesse seitens institutioneller Investoren für Kleinwohnraum. Wie wird sich der Markt dadurch verändern?
Rainer Nonnengässer: Die Verfügbarkeit von institutionellem Geld wird helfen, den enorm steigenden Bedarf an kleinen Wohnflächen schneller zu decken. Wir hoffen zudem, dass das steigende Interesse seitens institutioneller Investoren die Vereinheitlichung der Normen für Studentisches Wohnen ermöglicht. Gäbe es da bundesweite Bauvorgaben, würde einiges schneller gehen.

Welche Bedeutung hat das Segment für MPC? Sind AIFs geplant?
Rainer Nonnengässer: Für MPC Capital hat der Markt für Studentisches Wohnen eine große Bedeutung. Das Closing unseres ersten Spezial-AIF – dem Student Housing Venture I – im Jahr 2014 war ein Meilenstein in der Neuausrichtung der MPC Capital im institutionellen Umfeld. Dieser Erfolg hat die Wahrnehmung unserer Aktivitäten als Asset- und Investmentmanager für Sachwerte bei professionellen Investoren gesteigert. Mittlerweile ist der Student Housing Venture I mit einem Volumen von rund 150 Millionen Euro nahezu voll investiert. Und die Nachfrage von institutionellen Investoren für ein Nachfolgeprodukt ist enorm.

Rainer Nonnengässer ist Geschäftsführer der MPC Micro Living Development GmbH und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands für Studentisches Wohnen.