Ouvertüre. Prachtvolle Fassaden drohen zu fallen. Die Eckpfeiler des internationalen Wirtschaftslebens sind ins Wanken geraten, manche sind eingestürzt. Zahlreiche Banken konnten nur mit Milliardenbeträgen vor dem Kollaps gerettet werden, was wiederum zu enormen Belastungen und Verunsicherungen geführt hat. MPC-Vorstandsvorsitzender Dr. Axel Schroeder sparte auf der Hauptversammlung nicht mit drastischen Bildern, um die Aktionäre auf die ernüchternden Ergebnisse von MPC einzustimmen. „Zweifelsfrei hat die schwierige Konstellation auf den Finanzmärkten unser Geschäftsmodell in seiner Entwicklung zurückgeworfen“, leitete Schroeder dann auch zum eigentlichen Thema über.

Interessenskonflikt. Die Mitarbeiterzahl sank bei MPC innerhalb des vergangenen Jahres von 381 auf 267. Die Platzierung brach von 1,1 Milliarden Euro im Jahr 2007 auf 147 Millionen Euro im vergangenen Jahr ein. Auf Grund der schwierigen Lage auf den Schiffsmärkten nahm MPC im vergangenen Jahr Frachter aufs eigene Buch – gut für die Investoren, die von schlechten Fonds verschont blieben, schlecht für die Aktionäre. Hier zeigt sich der eklatante Interessenskonflikt für börsennotierte Emissionshäuser: Die Fondsanleger wollen nur hochgradig interessante Investitionen, die Aktionäre fordern möglichst viel Neugeschäft, was zu Lasten der Fondsqualität geht.

Freistellung. Im zurückliegenden Quartal vereinbarte MPC mit den Finanzierungspartnern (ohne sie jedoch näher zu nennen), wie mit bestehenden Kreditverträgen und Verbindlichkeiten – und deren Konditionen – umzugehen ist. „Das Ergebnis ist die stabile Finanzierungssicherheit für nahezu alle sich bereits in der Platzierung befindenden und zukünftig zu platzierenden Fonds. Auch die Sicherheit für alle ausgegebenen Platzierungs- und Bürgschaftsgarantien ist gewährleistet“, fasste Schroeder die Vereinbarung mit einer Laufzeit bis September 2013 zusammen. Die Finanzierungszusagen bekommt MPC keinesfalls zum Nulltarif. Die von MPC gehaltenen HCI-Aktien liegen bei den Banken als Sicherheit, ebenso Anteile an der TVP Treuhand. Und das sind sicher längst nicht alle Zugeständnisse, die MPC eingehen muss. Doch darauf wollte der Vorstand nicht näher eingehen. Immerhin sei MPC bei Entscheidungen nicht von Zustimmungen der Banken abhängig, hieß es. Verifizieren lässt sich diese Aussage nicht.

Abwertungsbedarf. Zur negativen Entwicklung bei MPC in den vergangenen zwei Jahren hat auch die 40,8-Prozent-Beteiligung an HCI beigetragen. HCI musste 2009 Verluste in Höhe von 56 Millionen Euro hinnehmen, davon fließen 23 Millionen Euro ins Ergebnis von MPC ein. „Natürlich war 2008, das Jahr der Investition in die HCI Capital AG, aus heutiger Sicht unglücklich gewählt. Wäre die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft vorhersehbar gewesen, so hätten wir zum damaligen Zeitpunkt sicher auf den Zukauf verzichtet“, gesteht Schroeder ein. 2009 nahm MPC keine Wertberichtigung auf die HCI-Beteiligung vor. Das geschah bislang nur einmal, und zwar im dritten Quartal 2008. Würde HCI zum aktuellen Marktwert bewertet, wäre eine weitere Abschreibung von 25 Millionen Euro fällig.

Auf Nachfrage. Der Vorstand ging auf die Nachfragen der Aktionäre teilweise recht detailliert ein. Einige Punkte: Für zwölf Schiffsfonds mit zusammen 15 Schiffen wurden Sanierungskonzepte erarbeitet. Die geforderten Rückzahlungen von Ausschüttungen belaufen sich auf 46,5 Millionen Euro. Ein Teil des benötigten Kapitals wird über Drittanleger eingesammelt. Aktuell liegen noch elf MPC-Schiffe auf. Es läuft eine Prospekthaftungsklage im Fonds Rio Ardeche mit einem Streitwert von 200.000 Euro. Weitere Prospekthaftungsklagen gegen MPC seien dem Vorstand nicht bekannt.

Kritikpunkte. Die Aktionäre stellten nicht nur Fragen, sondern stellten ihre Kritikpunkte teilweise einfach nur in den Raum. Der Vorstand wird sie einzuordnen wissen: Die geplante Vertriebsoffensive würde auch HCI Marktanteile abnehmen. Die Vorstandsvergütung von 1,6 Millionen Euro für 2009 sei üppig. Der Geschäftsbericht umfasse zu viel Marketinggeplänkel, es sollte mehr Gewicht auf die Risiken gelegt werden. MPC sei für die Banken „to big to fail“, also zu groß, um einfach fallengelassen zu werden. Nur deshalb würden die Banken Kapital geben, und nicht weil sie denken, MPC sei so gut aufgestellt. Das Geschäftsmodell von MPC sei gescheitert.

Druck durch Banken. Nicht nur für die Aktionäre, auch für den Vorstand drängt sich die Frage auf, ob Banken die Anlagen aus Fonds verkaufen, sobald die Zielmärkte wieder so viel hergeben, dass zumindest das Fremdkapital komplett zurückgeführt werden kann. Die Banken würden dann über Loan-to-value-Klauseln die Darlehen fällig stellen, die Gesellschafter wären zum Verkauf gezwungen. Das wird nicht passieren, da die Banken an Neugeschäft interessiert sind und in der Schiffsfinanzierung bleiben wollen, gibt sich Schroeder zuversichtlich. MPC werde zumindest dafür kämpfen, dass Banken die Kredite nicht fällig stellen.

Schiffsmärkte. Feederschiffe erholen sich langsamer als prognostiziert und haben bislang erst fünf Prozent aufgeholt. Da waren die Marktexperten zu optimistisch, räumt der Vorstand ein. Große Schiffe seien schneller wieder angesprungen. Damit habe sich der Markt genau umgekehrt im Vergleich zur Prognose entwickelt. Die Ausschüttungszahlen für MPC-Schiffsfonds in den vergangenen vier Jahren: 135 Millionen Euro für 2006, 142 Millionen Euro für 2007, 114 Millionen Euro für 2008 und 20 Millionen Euro für 2009.

Den vollständigen Artikel bringt die Fondszeitung in der Ausgabe 10-2010.