Angebot. Auch dieser Blindpool-Schiffsfonds baut auf den Erwerb von ins Wanken geratenen Schiffen, deren Eigentümer mehr oder weniger gestrandet sind. Günstig eingekaufte Schiffe sollen nach nur wenigen Jahren teurer wieder verkauft werden. Der Schiffserwerb soll über noch zu gründende Schiffsgesellschaften erfolgen. MCT hat Gesamtinvestitionskosten von insgesamt 63 Millionen Euro vorgesehen. Die Mindestbeteiligungssumme ist mit 5.000 Euro zuzüglich fünf Prozent Agio viel zu niedrig für einen geschlossenen Fonds dieser Risikoklasse. Ein Prozent des Zeichnungsbetrags ist im Handelsregister als Haftsumme einzutragen. Die Schiffsgesellschaften sollen zur Tonnagesteuer optieren. Anleger erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Planmäßig soll der Fonds zwischen vier und acht Jahren laufen, wobei die früheste Beendigung der Beteiligung durch Anleger zum 31. Dezember 2018 möglich ist.

Initiator und Partner. MCT Marine Capital Emissions GmbH & Co. KG gehört zu der im Jahr 2001 gegründeten MCT-Gruppe. Seit 2001 hat MCT zwei Südafrika-Fonds mit einem Eigenkapitalvolumen von umgerechnet etwa 3,7 Millionen Euro sowie zwei Container-Feeder-Schiffsfonds mit einem Eigenkapitalvolumen von 17 Millionen Euro emittiert. Den für eine Beurteilung des wirtschaftlichen Verlaufs entscheidenden Wert der bisherigen Überschüsse der Fondsgesellschaften bleibt der Initiator schuldig.
Vertragsreeder ist die Columbia Shipmanagement (Deutschland) GmbH. Derzeit bereedert sie 76 Schiffe im Vollmanagement plus 57 Schiffe im Crew-Management. Dynamar hat das Unternehmen am 19. Juni 2009 mit 3 bewertet (1=geringes Risiko, 10=hohes Risiko). Die 1976 gegründete Hanse Bereederung GmbH soll den Schiffseinkauf, die Vercharterung und den späteren Verkauf übernehmen. Eine mit beiden Gesellschaften im Mai 2009 abgeschlossene Rahmenvereinbarung regelt die grundsätzliche Verfahrensweise. Beide Partner gehören zur Schoeller Holdings Ltd., Limassol/Zypern, die selbst rund 43 Schiffe besitzt.

Investitionsprozess. Investiert werden soll laut MCT in komplette Schiffe, also nicht anteilig. Eine verbindliche Festlegung auf bestimmte Schiffstypen gibt es nicht. Die nachfolgenden Investitionskriterien stellen nur einen Leitfaden dar. Der Fonds soll sich primär auf maximal elf Jahre alte Containerschiffe zwischen 1.000 und 4.000 TEU, Bulker und Produkten- und Chemikalientanker bis 80.000 tdw konzentrieren. Öltanker sind ausgeschlossen, ebenso Schiffe mit Bare-Boat-Vercharterung. Für die Entscheidungsfindung sind ein technisches Gutachten, ein Wertgutachten sowie eine Wirtschaftlichkeitsprognose vorzulegen. Ein von MCT unabhängiger Investitionsausschuss prüft die Einhaltung der Investitionskriterien. Der kommissarische Ausschuss besteht derzeit aus Prof. Rolf W. Stuchtey (ehemals Uni Bremen), Thoger Bering (Schiffsmakler), Michael von Appen (Schiffsfinanzierer), und Kapitän Jürgen Hahn (Versicherungs-Sachverständiger). Die Bestellung und Abberufung von Ausschussmitgliedern erfolgt durch den Beirat der Fondsgesellschaft. Da die Wahl eines Beirats eine Kann-Bestimmung ist, bleibt zu hoffen, dass die Gesellschafter tatsächlich einen Beirat wählen. MCT plant, das erste Schiff im Jahr 2010 zu erwerben. Der Kauf von Schiffen der MCT-Gruppe ist vertraglich ausgeschlossen.

Beschäftigung. Entscheidende Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg sind ein möglichst günstiger Einkauf und ein lukrativer Verkauf. Es wird aber auch darauf ankommen, wie schnell die Schiffe wieder in eine auskömmliche Beschäftigung gebracht werden können. Für kleinere Containerschiffe bewegen sich die Charterraten derzeit auf gleichbleibendem Niedrig-Niveau. Auch bei Tankern sieht die Ratenentwicklung nicht gut aus, kleine Lichtblicke sind bei den Bulker-Raten zu beobachten. Die Schiffe sollen für jeweils bis zu zwei Jahren verchartert werden.

Finanzierung. Die Finanzierung ist ausschließlich mit Eigenkapital vorgesehen. Eine Darlehensaufnahme durch den Fonds wäre von der Gesellschafterversammlung zu beschließen. Zwischenfinanzierungsmittel wurden nicht eingeplant. Lediglich 81 Prozent der Gesamtinvestitionskosten inklusive Agio werden für den Erwerb der Schiffsgesellschaften ausgegeben – und das einschließlich eventuell notwendiger Liquiditätsreserven für die Schiffsgesellschaften zur Überbrückung von Charterengpässen. Aus dem Prospekt geht dies jedoch nicht hervor. Zwei Prozent bilden eine Liquiditätsreserve, etwa 17 Prozent sind Fondsnebenkosten.

Vergütung Die laufenden Fondsnebenkosten beginnen mit jährlich relativ hohen 0,78 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens und werden mit zwei Prozent jährlich gesteigert. Für zusätzlich anfallende übliche Nebenkosten der Schiffsgesellschaften wie Haftungsvergütung, Steuerberatung und Jahresabschlüsse wurde keine Prognose abgegeben.

Rückfluss. Zunächst sollen Anleger ihr Eigenkapital zuzüglich Agio sowie zehn Prozent Auszahlungen pro Jahr bevorzugt erhalten. Darüber hinausgehende Beträge werden im Verhältnis 70 zu 30 an den Fonds und MCT verteilt. Weitere Annahmen über mögliche Auszahlungen oder Renditen des Blindpoolfonds wurden nicht getroffen.

Vertragsgestaltung. Sollte es zu einer Rückabwicklung des Fonds kommen, beispielsweise durch unzureichende Platzierungszahlen oder fehlende Investitionen, hätten die Anleger keinen Anspruch auf die Rückzahlung ihres vollen Eigenkapitals. Nimmt ein Treugeber sein Stimmrecht nicht wahr, stimmt der Treuhänder nach eigenem Ermessen ab. Da die Wahl des Beirats und die damit verbundene Möglichkeit der Bestimmung des Investitionsausschusses eine tragende Rolle in diesem Fonds darstellt und gleichzeitig Treuhänder und Fondsgeschäftsführung, wie leider üblich, verbunden sind, wäre hier eine Stimmenthaltung des Treuhänders bei fehlender Stimmabgabe eines Treugebers aus Anlegersicht besser gewesen.

fondstelegramm-Meinung. Mit der momentan durchaus logischen Idee, in Schieflage geratene Schiffe günstig zu erwerben und nach Jahren teurer zu verkaufen, steht MCT bei Weitem nicht allein. Wie bei anderen Schiffsfonds dieser Art besteht das Risiko, keine auskömmliche Schiffsbeschäftigung zu finden, denn von einem Ende der Schifffahrtskrise kann derzeit nicht die Rede sein. Die Investitionskriterien sind oberflächlich, die Investitionsquote eher bescheiden. Der kommissarische Investitionsausschuss ist kompetent besetzt, muss aber noch von einem Beirat gewählt werden. Da der Fonds auf nur einen Vermittler von Kaufverträgen setzt, besteht die Gefahr einer Abhängigkeit zum Fondspartner. Abzuwarten ist, ob MCT genug Kapital zusammenbekommt, um zumindest ein Schiff kaufen zu können. Die Gefahr einer fehlenden Risikostreuung ist in jedem Fall gegeben, da Schiffe nicht anteilig, sondern nur komplett erworben werden sollen. Ab welchem Volumen der Fonds sinnvoll investieren kann, lässt der Prospekt offen. Durch die zu niedrige Mindestbeteiligung besteht die Gefahr, dass Anleger mit falscher Risikoklasse diesen Fonds zeichnen.

Riskanter Fonds mit hohem Spekulationscharakter in einem Markt, in dem sich die Initiatoren schwer tun, tatsächlich an Schnäppchen zu kommen. MCT liefert kaum Anhaltspunkte, warum Anleger ausgerechnet diesen Opportunityfonds zeichnen sollten.