Insolvenzverwalter bestellt. Das Amtsgericht Hamburg hat den Hamburger Rechtsanwalt Stefan Hinrichs zum Insolvenzverwalter der MS Lehmann Forester Schifffahrts-GmbH & Co. KG bestellt. Den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens hatte die Fondsgesellschaft am 23. Juli gestellt (Az: 67c IN 297/10), nachdem die involvierten Banken dem Fonds kurzfristige Betriebsmittelkredite versagt hatten. Die Zwischenfinanzierung des Eigenkapitals und eine langfristige Finanzierung in Höhe von 4,5 Millionen Euro hatte laut Prospekt die Volksbank Kehdingen bereitgestellt. Das Elbe Emissionshaus (EEH) hatte den Mehrzweckfrachter mit 468 TEU und 8.500 tdw im Jahr 2007 aufgelegt. 148 Anleger sind an dem Fonds mit insgesamt sechs Millionen Euro beteiligt, hinzu kommen 6,7 Millionen Euro an Fremdmitteln. Geplante Auszahlungen blieben laut EEH-Leistungsbilanz bislang aus.

„Schicksalhafte Ereignisse“. Gebaut wurde der Frachter auf der chinesischen New Shenghai Shipyard. Schon im Jahr 2008, nach der Übernahme des Schiffs, standen laut Bilanz „außerordentliche Offhire-Tage“ an, weil das MS Lehmann Forester nach einer Havarie andocken musste. Statt der prospektierten 360 Tage war der Frachter unter der Flagge Antiguas im ersten Jahr nur 149 Tage im Einsatz. Die Chartererlöse blieben mit 760.000 Euro 61 Prozent unter dem Planwert. Erhebliche Ausfallzeiten ergaben sich auch im vergangenen Jahr, als das Schiff auf Veranlassung des damaligen Ladungseigners für mehrere Wochen arrestiert und der Kapitän gezwungen wurde, einen Teil der Ladung zu löschen. Das Elbe Emissionshaus spricht in der Leistungsbilanz 2008 von „schicksalhaften Ereignissen“. Schon damals waren die Probleme so eklatant, dass im August 2009 das Kapital erhöht wurde, „um die Handlungsfähigkeit der Gesellschaft zu erhalten“.

Schuldzuweisung. Die Elbe Schiffstreuhand als Treuhänder des Fonds sieht die Schuld an der Zahlungsunfähigkeit beim technischen Reeder und der bis Ende Februar 2010 amtierenden Geschäftsführung. Die technische Bereederung oblag laut Prospekt der KW-Bereederungs GmbH & Co. KG in Bremerhaven mit den Geschäftsführern Jochen Kretzmer und Olaf Wulff. Die Geschäftsführung erfolgte durch die persönlich haftende Hanse Bereederungs-GmbH in Lübeck, vertreten durch die Geschäftsführer Holger Lehmann und Gustav Jakobsen. Der Gründungskomplementär ist laut Prospekt jedoch nicht selbst am Fonds beteiligt. Geschäftsführer des Initiators und des Treuhänders ist Christian Büttner. In einem Schreiben vom 27. Juli 2010 teilt die Elbe Schiffstreuhand mit: „Auf Grund einer Reihe seitens der bis zum 28. Februar 2010 tätigen Geschäftsführung nicht veranlassten Wartungsarbeiten an dem MS Lehmann Forester kam es zu einem Instandhaltungsrückstau. Wegen mangelnder Informationspolitik des seinerzeitigen technischen Bereederers war dieser auch nicht erkennbar. Forderungen der Klassifikationsgesellschaft zur sofortigen Beseitigung dieser Mängel konnten mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln aus den laufenden Chartererträgen nicht gedeckt werden.“

Meinung. Initiator und Treuhänder gehen in die Offensive, teilen mit, das Schiff technisch und wirtschaftlich zusammen mit dem Insolvenzverwalter sanieren zu wollen. Und sie haben ein Bestandsgutachten in Auftrag gegeben, um festzustellen, welche Mängel bestehen und inwieweit sich der technische Manager dafür zur Verantwortung ziehen lässt. Das Vorgehen ist verständlich. Allerdings müssen sich Initiator und Treuhänder auch die Frage stellen, warum sie angesichts der frühzeitig erkennbaren, eklatanten Probleme nicht schon viel früher Eigeninitiative ergriffen und Konsequenzen gezogen haben. Der Initiator hat einige Unzulänglichkeiten in der eigenen Leistungsbilanz bereits benannt.

Bei Fondsinsolvenzen ist das Anlegerkapital in der Regel verloren. Unabhängig davon werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft darüber zu ziehen sein, wie das zwei Jahre alte Schiff so schnell heruntergewirtschaftet werden konnte.