Drei Viertel der Pleiten im letzten Viertel des Beobachtungszeitraums. Der Boom der FinTech-Branche fordert auch seine Opfer. Die Kehrseite von Euphorie und Phantasien des Wachstums bis in den Himmel sind die zahlreichen Startups der Szene, die auf der Strecke bleiben. Allerdings sind die Pleiten nicht über die Jahre etwa gleich verteilt. Drei Viertel der gescheiterten Unternehmen gaben seit Anfang des Jahres 2017 auf, und dieser Trend setzt sich offenbar fort, denn bis Ende Mai dieses Jahres verschwanden bereits 34 Unternehmen vom PwC FinTech-Kooperationsradar, was hochgerechnet zu einem neuen Rekordwert von 82 Unternehmen führt, die sich dieses Jahr aus dem Markt zurückgezogen haben werden.

Gründe. Zwar sei es auch in boomenden Branchen üblich, wenn junge Firmen scheitern, sagt Sascha Demgensky, Leiter FinTech bei PwC Deutschland, „allerdings gab es bislang keinerlei quantitative Anhaltspunkte, wie weit das Scheitern von Start-ups im Finanzsektor bereits vorangeschritten ist.“ Insofern helfe die Erhebung, die zukünftige Entwicklung besser einschätzen zu können. Laut seiner Studie sind die Unternehmen, wenn sie scheitern durchschnittlich knapp vier Jahre alt, die häufigste Ursache des Scheiterns ist chronische Unterfinanzierung. Insofern erstaunt die weitere Erkenntnis nicht, dass nur 11 Prozent der gescheiterten Unternehmen VC-finanziert waren, 89 Prozent hatten keine VC-Partner. Das Interesse an einer solchen Partnerschaft ist jedoch wechselseitig: „Ohne solche Bündnisse kommt heutzutage kein angestammter Finanzdienstleister aus. Schließlich können nicht einmal die ganz großen Player alles selbst entwickeln, wenn sie ihre Prozesse zügig modernisieren oder neue Produkte schnell an den Markt bringen wollen“, erklärt Demgensky.

Welche Segmente betroffen sind. Die häufigsten Pleiten gab es im Segment „Finanzierung“ (70), gefolgt von PropTechs (53), Payment-Firmen (29) und InsurTechs (22). Zum Segment der Robo-Advisors gehören 20 Geschäftseinstellungen, weitere 11 hatten sich auf Dienstleistungen rund um den Bitcoin oder die Blockchain spezialisiert. Dass die Zahlen 2017 so plötzlich anstiegen, deute zum Beispiel darauf hin, dass unter den gescheiterten Firmen viele Me-too-FinTechs seien, „die irgendwann 2013 oder 2014 auf den Zug aufspringen wollten – und dann feststellen mussten, dass es in ihrem Segment schon Wettbewerber gibt, die schlicht früher dran waren“, so Demgensky. Auch eine leichte Überzahl im B2C- gegenüber dem B2B-Segment überrascht insofern nicht. Viele FinTechs haben hier schlicht die Kundenakquisitionskosten unterschätzt.

Lassen sich die Gründe des Scheiterns umgedreht als Erfolgsfaktoren beschreiben? Lassen sie uns das diskutieren. Am 24. September 2019 in Wiesbaden auf dem Symposium "Sachwerte Digital".