Krisensitzung. Auf einer Gesellschafterversammlung im Juni wurden die Anleger des GAF Active Life 1, einem US-Policenfonds der Geno Asset Finance, über die schlechten Aussichten der Gesellschaft informiert. Anstatt der prognostizierten 51,4 Prozent sind bis dato lediglich sieben Prozent ausgeschüttet worden, und es gibt nur wenig Hoffnung auf Besserung. Eine aktualisierte Prognose geht bei einem plangemäßen Ende der Laufzeit 2014 von einer Gesamtausschüttung, also inklusive des eingesetzten Kapitals, in Höhe von 112 Prozent aus. Ein Agio wurde bei Zeichnung nicht erhoben. Die Investition bliebe also im günstigen Fall des Eintretens der neuerlichen Prognose inflationsbereinigt ein Nullsummenspiel.

Veränderte Sterblichkeit. Ende 2003 aufgelegt, sammelte GAF für diesen Fonds bis April 2004 sehr schnell die geplanten 200 Millionen US-Dollar ein. Zwei Jahre später war der Fonds voll investiert: 340 Policen bei 86 Versicherungsgesellschaften und einer Gesamtversicherungssumme von 481 Millionen US-Dollar. Den Einkauf der Policen besorgte die amerikanische Settlementgesellschaft Coventry, AVS und Fasano haben die medizinischen Gutachten erstellt, Aktuar Oliver Wyman hat als unabhängiger Experte den Investitionsprozess kontrolliert und gutgeheißen. Das Durchschnittsalter der Versicherten lag bei 80 Jahren, ihre durchschnittliche Lebenserwartung lag bei 7,5 Jahren. Zum 31. Dezember 2009 bestand das Portfolio noch aus 277 Policen mit einer Gesamtversicherungssumme von 411 Millionen US-Dollar. Das Durchschnittsalter ist inzwischen auf 85 Jahre gestiegen, die durchschnittliche Lebenserwartung ist jedoch auf der Basis aktualisierter Sterbetafeln lediglich um zwei Jahre auf 5,5 zurückgegangen. Seither wurden im Jahr 2010 sieben weitere Policen mit einem Auszahlungsbetrag von 6,2 Millionen US-Dollar fällig, folglich verbleibt ein Face Value des Portfolios, die potenzielle Auszahlungssumme, in Höhe von 405 Millionen Euro.

Erste-Hilfe-Maßnahme. Um die Prämien der verbliebenen Policen bedienen zu können, wurde ein Kredit in Höhe von 8,76 Millionen US-Dollar aufgenommen. Die Genossenschaftszentralbanken, deren Tochter der Initiator Geno Asset Finance ist, stellt ihn, gegebenenfalls auch darüber hinaus gehende Mittel, zu derzeit 2,84 Prozent p.a. zur Verfügung. Die Kreditaufnahme ist nötig geworden, weil für einen deutlich höheren Policenbestand die Prämien bedient werden müssen, als gemäß der Policenfälligkeit wie sie der Prognose zu Grunde gelegt wurde.

Aktuelle Prognose. Im Mai dieses Jahres hat Oliver Wyman vor dem Hintergrund der aktuellen Situation eine erneute Prognoserechnung angestellt. Ausgehend vom jetzigen Durchschnittsalter der Versicherten von 85 Jahren und deren durchschnittlicher Lebenserwartung auf Basis neuer Sterbetafeln von fünfeinhalb Jahren ergäbe sich bei einem plangemäßen Ende der Fonds im Jahr 2014 eine Gesamtausschüttung (also inklusive des Eigenkapitals) in Höhe von 112 Prozent. Würde sich die durchschnittliche Lebenserwartung noch um ein weiteres Jahr verlängern, dann würde das Ergebnis ins Negative drehen. Insgesamt könnten die Anleger dann mit einer Gesamtausschüttung von nur noch 86 Prozent rechnen. Eine Verlängerung der Laufzeit des Fonds, beispielsweise bis zum Jahr 2024 würde den Verkaufsdruck rausnehmen. In den zusätzlichen zehn Jahren würden entsprechend mehr Policen zur Auszahlung fällig werden, und selbst nach Bedienung des dann längeren Prämiendiensts wäre rechnerisch eine Gesamtausschüttung in Höhe von 130 Prozent möglich. Doch auch in dieser Berechnung würde eine weitere Verlängerung der Lebenserwartung um ein Jahr das Ergebnis empfindlich schmälern: 105 Prozent. Die Geschäftsführung des Fonds sieht indes keine Alternative zu einer Verlängerung der Laufzeit.

Alternatives Sanierungskonzept. Beirat Matthias Filbinger stellte seinerseits ein Sanierungskonzept für den Fonds vor. Es sieht eine Reduktion der Geschäftsführungsvergütung, Nachverhandlungen mit der Darlehen gebenden Bank, Neuverhandlungen mit Coventry und dem Treuhänder und die Halbierung der Prüfungskosten für die Jahresabschlüsse vor. Außerdem sollen, so Filbinger, Policen rechtzeitig verkauft werden, bevor die Ablaufleistung nicht mehr den Prämiendienst ausgleichen könnten.

fondstelegramm-Meinung. Ein Ende 2014 wäre nach gegenwärtiger Einschätzung der Situation ein Ende mit dem größeren Schrecken, als wenn man dem Fonds eine Verlängerung gewährt. Ein Verkauf von Policen wäre zurzeit wahrscheinlich nur mit Verlust möglich, so dass das vergleichsweise günstige Darlehen der Muttergesellschaft als Signal für die Bereitschaft gelesen werden darf, Schaden vom Anleger abzuwenden. Das Sanierungskonzept des Beirats Filbinger ist engagiert und zielt verständlicherweise auf all jene, die – Schieflage her, Schieflage hin – an der Fondsgesellschaft verdient haben. Es verfehlt aber die Dimensionen der Probleme die der Fonds hat. Die jetzt notwendig gewordenen achteinhalb Millionen US-Dollar sind über Kosteneinsparungen nicht darzustellen.

Die Geschäftsführung scheint größeren Schaden einstweilen abgebogen zu haben. Trotzdem bleiben US-Policenfonds derzeit warnende Beispiele für den unrealistischen Optimismus von einst.