Historie. Seit ihrer Gründung im Jahr 1983 hat Hansa Treuhand bis Ende vergangenen Jahres 96 Schiffe mit einem Investitionsvolumen von rund 3,5 Milliarden Euro finanziert. An Eigenkapital kamen bislang 1,6 Milliarden Euro zusammen. Derzeit besteht die Flotte aus 69 fahrenden Schiffen. 1987 tat sich Hansa Treuhand mit dem Reeder Frank Leonhardt zusammen; sie gründeten die Leonhardt & Blumberg Schiffahrtsgesellschaft, die zurzeit 26 Schiffe bereedert. Die 1995 gegründete Tochter Hansa Shipping bereederte Ende vergangenen Jahres 24 Schiffe. Mit dem Private Equity Partners 1 legte Hansa Treuhand im vergangenen Jahr erstmals ein schifffahrtsfremdes Produkt auf. Den Fonds entwickelte der Initiator zusammen mit der Berenberg Bank und Feri. Zum Vortand der Hansa Treuhand Holding zählen Unternehmensgründer Hermann Ebel, Axel Steffen, Jan Bartels und Klaus Gerken.

Zu- und Abgänge. Die beiden 2005 gekauften Aframax-Tanker HS Medea und HS Carmen nahmen im Sommer 2006 ihren Betrieb auf. Der neu aufgelegte Flottenfonds 4 übernahm den Suezmax-Tanker MT HS Alcina im Juni 2006; ein Jahr später folgten die beiden Containerschiffe des Flottenfonds. Auf der Verkaufsseite stand 2006 der VLCC MT Hansa Constance zu einem Preis von 48,25 Millionen US-Dollar. Der Containerfeeder MS Merkur Delta wurde nach einem Maschinenausfall und anschließender Grundberührung vor der südafrikanischen Küste durch die Versicherung zum Totalverlust erklärt.

Schiffsverkäufe. 23 Schiffe listet Hansa Treuhand unter den bislang veräußerten Schiffen aus Publikumsfonds. Den durchschnittlichen Mittelzufluss nach Steuern beziffert der Initiator auf 157,8 Prozent. Das MS Marcon aus dem Jahr 1984 schneidet bei der durchschnittlichen jährlichen Rendite am schlechtesten, das MS San Martin aus dem Jahr 1985 am besten ab. Allerdings geben die Ergebnisse keinen Aufschluss darüber wie viel die Schiffe selbst erwirtschafteten und welcher Anteil auf die hohen Verlustzuweisungen entfällt.

Dokumentation. Hansa Treuhand ist mit ihrer Leistungsbilanz früh dran. Nicht erfasst sind 14 noch fahrende Schiffe, deren Prognoserechnung abgelaufen ist. In der Bilanz fehlen Angaben zur Liquidität. Hansa Treuhand hat auf diesen Posten verzichtet, weil er sich in den Fondsprospekten nicht wiederfindet oder dort anders definiert wurde. Liquiditätsdifferenzen würden zudem gering ausfallen, begründet das Emissionshaus. Für die Bewertung der Ist-Hypothekenstände zieht der Initiator die Anschaffungskurse zum Zeitpunkt der Darlehensaufnahme heran. Die Soll-Tilgungsstände hat Hansa Treuhand den Prospekten entnommen – entgegen früheren Bilanzen, in denen Sollwerte aus den Darlehensverträgen einflossen.

Ausschüttungen. Von den im Management befindlichen Fonds haben über die bisherige Laufzeit 22 weniger und 15 mehr ausgeschüttet als prospektiert; 18 Fonds liegen innerhalb einer Abweichungstoleranz von bis zu fünf Prozent im Plan. 388 Millionen Euro zahlten die berücksichtigten Fonds zusammen aus, fünf Prozent weniger als prospektiert. Wie in den beiden Vorjahren holte die Flotte auch 2006 einige Auszahlungsrückstände auf. 36 Fonds fuhren im vergangenen Jahr mehr ein als geplant, 13 lagen im Plan und sechs blieben hinter den Erwartungen zurück. Dass nicht alle Fonds von den hohen Charterraten profitierten liegt daran, dass manche Schiffe noch zu niedrigeren Raten aus der Zeit vor dem Boom fahren. Die berücksichtigten Fonds schütteten im vergangenen Jahr zusammen 43,5 Prozent mehr aus als prospektiert.

Darlehen. Positiv hat sich für die Anleger der Tilgungsverlauf entwickelt. Nur noch das MS Merkur Beach hat bislang weniger Schulden abgebaut als geplant. Sieben Fonds liegen beim Darlehensstand im Plan. 40 Fonds haben Tilgungsvorsprünge erarbeitet, von denen sechs bereits schuldenfrei sind. Den durchschnittlichen Tilgungsvorsprung beziffert Hansa Treuhand auf 1,8 Jahre. Die tatsächlichen Darlehensstände der 46 betrachteten Fonds liegen zusammengerechnet 24 Prozent unter den Prospektwerten.

Ergebnisse. Bei den Nettochartererlösen standen im vergangenen Jahr im Soll-Ist-Vergleich überwiegend Pluszeichen: 35 Fonds über Plan standen sieben unter Plan gegenüber; bei zehn Fonds lagen die Erlöse im Plan. Kumuliert zeigt sich ein uneinheitliches Bild: 18 Fonds nahmen mehr, 15 weniger ein als vorgesehen, 20 trafen annähend die Planwerte. In Addition aller Fonds liegen die tatsächlichen kumulierten Einnahmen 0,8 Prozent über Soll. Die Betriebsüberschüsse liegen beim Gros der Schiffe sowohl kumuliert als auch für das Berichtsjahr über den Erwartungen. Hier fällt das Gesamtergebnis knapp 18 Prozent besser aus als prospektiert – für 2006 allein betrachtet um 38 Prozent.

Kosten. Die allgemein steigenden Schiffsbetriebskosten scheinen sich auf die Flotte von Hansa Treuhand bis Ende 2006 noch nicht so stark ausgewirkt zu haben. Zwar geht Hansa Treuhand auf die Betriebskosten nicht gesondert ein. Nettochartererlöse abzüglich der Betriebsüberschüsse geben jedoch Aufschluss über die Kosten. Hier zeigt sich, dass die Differenzen zwischen Nettochartererlösen und Betriebsüberschüssen mehrheitlich höhere Sollwerte im Vergleich zu den Istwerten hervorbringen, die Kosten also niedriger ausfallen als ursprünglich angenommen.

Ausblick. Ausschüttungen und Tilgungen hat Hansa Treuhand im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Gleichwohl findet der Initiator gleich im Vorwort der Leistungsbilanz durchaus auch kritische Worte zur Entwicklung auf dem Beteiligungsmarkt: „Neben der um circa 50 Prozent gestiegenen Zahl der Schiffsinitiatoren innerhalb von zwei Jahren, beobachten wir eine Verringerung der Renditeaussichten für Anleger bei zusätzlich steigenden Risikoparametern.“ Im Ausblick warnt Hansa Treuhand, der zu erwartende hohe Zuwachs an Tonnage könnte in der zweiten Jahreshälfte 2007 die Fracht- und Zeitcharterraten drücken. Vor diesem Hintergrund würden die durchschnittlichen Ausschüttungen 2007 nicht an das Ergebnis 2006 anknüpfen. Der Durchschnittswert werde voraussichtlich aber zweistellig bleiben.

fondstelegramm-Meinung. Während Nordcapital ihre Schiffe in der Bilanz nach Reedern sortiert, hat Hansa Treuhand die Schiffe nach ihrer steuerlichen Konzeption zusammengefasst – beides sorgt für eine bessere Vergleichbarkeit. Bei Hansa Treuhand zeigt sich: Seit 1998 laufen die Schiffsfonds mit Steuervorteilen bis zu 100 Prozent wesentlich besser als die Beteiligungen bis 1998 mit Steuervorteilen von mehr als 100 Prozent. Im Fall hoher Steuervorteile gelangen auch weniger lukrative Investments in die Hände der Anleger.

Hansa Treuhand gibt sich gewohnt auskunftsfreudig. Die Kosten wären künftig allerdings eine nähere Betrachtung wert.