Angebot. Zeichner treten etwa zu gleichen Teilen zwei Beteiligungsgesellschaften bei, die je einen Massengutfrachter (Handysize/Supramax) erworben haben. Das Fondsvolumen beträgt 88,85 Millionen US-Dollar. Die Fondswährung ist US-Dollar. Eine Tochtergesellschaft der Hannover Leasing, für die es eine Patronatserklärung gibt, hat eine Platzierungsgarantie abgegeben. Die Mindestzeichnungssumme beträgt 15.000 US-Dollar zuzüglich fünf Prozent Agio. Die Schiffsgesellschaften optieren zur Tonnagesteuer. Anleger erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Die früheste Kündigung der Beteiligung ist zum 31. Dezember 2028 möglich.

Zielmarkt. Die Bulker-Flotte wird in den nächsten Jahren ein gehöriges Wachstum an den Tag legen. Das Angebot von Tonnage entwickelt sich jetzt und in den nächsten ein bis zwei Jahren schneller als die Nachfrage. Die Charterraten sinken und werden sich mittelfristig auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau wiederfinden.

Initiator und Reeder. Bis Ende 2007 hat der Initiator 123 Publikumsfonds aufgelegt. Von den drei bisher emittierten Schiffsfonds verfehlten zwei ihre geplanten kumulierten Liquiditätsergebnisse.
Vertragsreeder des MS „Orient Accord“ ist die Interorient Navigation (Germany) GmbH & Co. KG. Sie wurde 1995 gegründet, bereedert derzeit 50 Schiffe und wurde laut Creditreform vom Oktober 2008 mit 292 bewertet (100=ausgezeichnete Bonität, 600=harte Negativmerkmale). Das MS „Essex Strait“ wird von der 1903 gegründeten Reederei Carsten Rehder Schiffsmakler Reederei GmbH & Co. KG bereedert. Deren Flotte besteht aus 14 Schiffen. Creditreform gibt der Reederei das Rating 286.

Schiffe. Das MS „Orient Accord“ gehört mit 33.500 tdw zur Handsize-Klasse. Es wurde am 5. Mai 2008 für umgerechnet 40,6 Millionen US-Dollar (35 Millionen US-Dollar Baupreis) von einer mit dem Reeder verbundenen Gesellschaft erworben. Der Preis liegt auf dem Niveau der historisch sehr hohen durchschnittlichen Marktwerte für Handysize-Bulker (10.000 bis 39.999 tdw). Im Dezember 2009 soll das Schiff von der im Jahr 2000 gegründeten chinesischen Samjin Shipyard Weihai an den Verkäufer, bis zum 1. Februar 2010 an die Beteiligungsgesellschaft abgeliefert werden. Verspätungen verpflichten den Verkäufer zu Schadensersatz – nicht ganz unwichtig, denn die Werft, bislang nur Zulieferer, soll ihr erstes komplettes Schiff erst Anfang 2009 fertigstellen. Der Reeder hat ab 2016 ein jährliches Vorkaufsrecht, dessen Ausübung nicht der Zustimmung der Gesellschafter bedarf und dessen Preis sowohl Marktverhältnisse als auch Anleger-Renditen berücksichtigt – das ist ungewöhnlich und könnte sich nachteilig auf den Fonds auswirken. Zum einen werden andere potenzielle Käufer, die eventuell einen höheren Preis bieten, abgeschreckt. Zum anderen lassen sich Fondsanteile schwerer auf dem Zweitmarkt veräußern, weil auch hier potenzielle Interessenten von einem Angebot absehen.
Der Supramax-Bulker MS „Essex Strait“ verfügt über eine Tragfähigkeit von 57.000 tdw. Er wurde von der Beteiligungsgesellschaft am 6. Dezember 2006 für 35,6 Millionen US-Dollar bei der 1985 gegründeten chinesischen Werft Taizhou Sanfu Ship Engineering bestellt und soll im Februar 2010 abgeliefert werden. Die Werft ist primär auf Flussschiffe spezialisiert. Die Besteller-Risiken trägt die Beteiligungsgesellschaft. Eine Refundment-Garantie liegt vor. Bis Ende 2007 hatte die Werft erst neun Seeschiffe mit maximal 12.800 tdw gebaut. Durch die seit der Bestellung heftig gestiegenen Preise liegt der Werftpreis unter dem historisch hohen Marktwert für Handymax-Bulker.

Charter und Pool. Das MS „Orient Accord“ wird im Norient Handy Bulker Einnahmen-Pool fahren. Derzeit befinden sich noch keine Schiffe im Pool; für das Frühjahr 2009 sind etwa 30 Schiffe zwischen 25.000 und 40.000 tdw vorgesehen, von denen 70 bis 80 Prozent neu und der Rest durchschnittlich fünf Jahre alt sein sollen. Über die Vercharterung der Poolschiffe gibt es keine Angaben. Die Netto-Pooleinnahmen wurden für drei Jahre mit 20.500 US-Dollar je Tag angenommen, davon werden 14.875 US-Dollar je Tag durch eine Chartergarantie von Interorient gesichert, was zumindest die laufenden Kosten abdecken würde. Ab dem vierten Jahr wurde mit 16.500 US-Dollar pro Tag netto gerechnet. Dieser optimistische Ansatz liegt über den relevanten Zehnjahreswerten.
Das „Essex Strait“ ist bis Ende Januar 2015 an Korea Line für brutto 18.635 US-Dollar je Tag verchartert. Dynamar hat den im Jahr 1968 gegründeten Charterer im April 2008 mit 3 bis 4 bewertet (1=niedriges Risiko, 10=hohes Risiko). Die Anschlusscharter wurde mit 19.250 US-Dollar je Tag kalkuliert, womit Hannover Leasing etwa auf dem Niveau des Zehnjahresdurchschnitts für 45.000-tdw-Schiffe im Spotmarkt liegt. Es gibt Konkurrenzangebote mit vorsichtiger kalkulierten Charterraten.

Finanzierung. 41 Prozent des Fondsvolumens inklusive Agio werden aus Eigenkapital finanziert (48 Prozent MS „Orient Accord“, 52 Prozent MS „Essex Strait“), 59 Prozent aus Darlehen, die innerhalb von 15 Jahren zu tilgen sind. Die Darlehensverträge liegen vor. Außerdem wurden eine Zwischenfinanzierung in Höhe von maximal 32,5 Millionen US-Dollar und ein Kontokorrentkredit von bis zu 1,5 Millionen US-Dollar aufgenommen. 85,7 Prozent des Fondsvolumens werden für die Zahlung des Bau- und Kaufpreises verwendet, 2,4 Prozent für Erstausrüstung und Erwerbsnebenkosten, 0,3 Prozent für die Schiffsübernahme, 3,8 Prozent für Finanzierungsaufwendungen, 0,4 Prozent bilden eine Liquiditätsreserve und 7,4 Prozent sind weitere Fondsnebenkosten, die 17,9 Prozent des Eigenkapitals entsprechen.

Verlaufsprognose. Beim MS „Orient Accord“ fällt eine Bereederungsvergütung von vier Prozent der Nettochartererlöse an. Beim MS „Essex Strait“ fallen beträchtliche 5,5 Prozent der Bruttochartererlöse (3,75 Prozent nach Festcharter) für Befrachtungskommission, drei Prozent (3,75 Prozent nach Festcharter) für Bereederungsvergütung an – in der Summe recht üppig.
Die laufenden Fondsnebenkosten betragen 0,73 Prozent des Eigenkapitals und werden mit rund zwei Prozent gesteigert. Die Schiffe sollen zum 31. Dezember 2028 für 24 Prozent (Orient) beziehungsweise 27 Prozent (Essex) des Kaufpreises (inklusive Erstausrüstung, Bauaufsicht, Finanzierung) veräußert werden. Bis zu drei Prozent der Veräußerungserlöse gehen an Reeder und Initiator, die restlichen 1,8 Prozent sind geschätzte Kosten.

Rückfluss. Übersteigen die Nettopooleinnahmen des MS „Orient Accord“ während der ersten fünf Jahre die geplanten Ansätze, so erhält die Muttergesellschaft des Reeders 50 Prozent der übersteigenden Beträge als Ausgleich für die dreijährige Poolratengarantie. Initiator und Reeder bekommen für das MS „Essex Strait“ insgesamt 20 Prozent der laufenden Mehreinnahmen, die sich aus der Differenz der tatsächlich erzielten und der prospektierten Nettorate ergeben. Mindereinnahmen werden vorgetragen. Für das MS „Essex Strait“ gilt: Sofern die Anleger eine Vorsteuerrendite von 7,5 Prozent jährlich erreicht haben, gehen insgesamt satte 30 Prozent der darüber hinausgehenden Veräußerungserlöse an Reeder und Initiator. Während der 19-jährigen Fondslaufzeit sollen Anleger laut Prospekt 171 Prozent ihres Eigenkapitals ohne Agio erhalten, über den Verkauf weitere 54 Prozent, das ergibt eine kalkulierte Gesamtauszahlung von 225 Prozent. Die jährliche IRR-Prognoserendite nach Steuern beträgt sechs Prozent.

fondstelegramm-Meinung. Der überhitzte Bulkermarkt führt zu deutlichen Charterratenkorrekturen. Ungewiss sind die genaue Zusammensetzung des Norient Handy Bulker Pools und die Vercharterung der Poolschiffe. Folglich ist die Kalkulation der Poolraten schwierig. Bei der Bewertung der entsprechend vergüteten Chartergarantie für den Pool ist zu berücksichtigen, dass die garantierte Charterrate auf dem Niveau der Zehnjahresdurchschnittswerte für Schiffe mit 30.000 tdw liegt und mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit erreicht wird. Richtig weiter bringt den Fonds diese Garantie also nicht.
Das ungewöhnliche Vorkaufsrecht des Reeders erschwert dem Fonds die Kalkulation und deckelt die Chancen. Bei einem Schiff trägt die Beteiligungsgesellschaft das Werftrisiko, wobei dieses durch die vorliegende Refundment-Garantie gemindert wird. Die beauftragten Werften zählen zu den weniger erfahrenen für den Bau von Schiffen in der Größenordnung der Fondsschiffe. Eine Werft wird ihr erstes Schiff erst im Frühjahr 2009 abliefern.

Bulkermarkt, Werft und Pool könnten im Fonds noch für unangenehme Überraschungen sorgen.