Termin. Die GFP Medienfonds 2 und 3 haben für den 18. Juli 2011 zu einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung im Hotel Concorde Berlin geladen. Zentrales Anliegen des Fondsinitiators und Fondsgeschäftsführers David Groenewold ist der Verkauf der Aktien an der Odeon Film AG, verbunden mit dem Ausscheiden Groenewolds aus der Gesellschaft.

Konstellation. Die GFP Medienfonds 2 und 3 hatten der GFP Vermögensverwaltungs GmbH im Juli 2006 ein Darlehen über knapp 23 Millionen Euro gewährt. Das Darlehen diente als Akquisitionsfinanzierung dem Erwerb von Aktien an der Odeon Film AG. Die GFP Vermögensverwaltungs GmbH hält nach wie vor Odeon-Aktien. Es besteht ein Interessenkonflikt, der aus einer nun zur Abstimmung stehenden Vergleichsvereinbarung zwischen dem GFP Medienfonds 3, der GFP Vermögensverwaltungs GmbH und Davis Groenewold hervorgeht. Darin heißt es: „Über den Erwerb, die Verwaltung und die teilweise Veräußerung von Odeon-Aktien des GFP-3-Anteils durch die von der GFP VV GmbH vertretene GFP VV bestehen zwischen den Kommanditisten der GFP 3 einerseits und der GFP VV GmbH sowie DG (Anm.: David Groenewold) anderseits unterschiedliche Standpunkte.“ Die GFP Vermögensverwaltungs GmbH hält nach wie vor Odeon-Aktien, die jedoch zu 30 Prozent als Sicherheit an die GFP 3 verpfändet sind. Der beabsichtigte Vergleich sieht vor: „Die Parteien vereinbaren wechselseitig, dass alle gegenseitigen Ansprüche, insbesondere solche aus den in der Vorbemerkung dargestellten Verhältnissen und unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Standpunkte in der Bewertung der bekannten Handlungen / Unterlassungen der GFP VV GmbH und des DG, gleich aus welchen Rechtsgrund, ob bekannt oder unbekannt, ob gegenwärtig schon entstanden oder erst in Zukunft entstehend, erledigt sind.“

Ungereimtheiten. Die Beiräte der GFP-Fonds haben in den vergangenen Monaten zusammen mit Anwälten und Wirtschaftsprüfern die Ausgaben und Zahlungsströme der Vergangenheit geprüft. „Wir sind dabei zwar auf einige Ausgaben gestoßen, deren Berechtigung und Höhe in Frage gestellt werden kann. Ansprüche gegen die Geschäftsführung könnten allerdings nur auf einem langwierigen Klageweg geltend gemacht werden, da für alle Ausgaben Belege vorliegen und für die Rechtmäßigkeit auch jeweils eine gültige Vertragsgrundlage hatten“, teilen die Beiräte den Gesellschaftern mit. Sie sehen in einem Vergleich mit der Geschäftsführung den „erfolgversprechendsten Weg“. Nun steht also ein Vertragswerk zur Abstimmung, das vor allem vorsieht, „dass die Parteien auf die Geltendmachung von Forderungen verzichten, ausgeschlossen sind wie immer grobe Fahrlässigkeit und Vorsatz. Im Gegenzug erhält die Geschäftsführung die Entlastung der Gesellschafterversammlung. Ferner scheidet Herr Groenewold anschließend aus der aktiven Geschäftsführung aus, ist aber weiterhin der Gesellschaft zur beratenden, unentgeltlichen Mitarbeit verpflichtet.“

Rückblick. Die Medienfonds GFP 2 und 3 hatten im Jahr 2006 Aktien an der Odeon Film AG – eine fatale Entscheidung, wie sich kurz darauf herausstellte. Binnen zwei Jahren schmolz der Aktienkurs von Odeon auf ein Drittel zusammen. Nur wenige Titel des Filmherstellers fanden Absatz – und das auch nur zu wesentlich geringeren Preisen als geplant. Im Sommer 2010 gab David Groenewold als Aufsichtsratsvorsitzender und ehemalige Vorstandschef der Odeon Film AG sämtliche Ämter des Filmherstellers auf. Als Geschäftsführer der GFP Medienfonds hielt er jedoch mit 72 Prozent der Aktien an Odeon weiterhin die Kontrolle über das Unternehmen.

Fremde Übernahme. Das Medienunternehmen Tele München beabsichtigt, sich mehrheitlich an Odeon zu beteiligen. Ende vergangenen Jahres fiel das Übernahmeangebot zu 1,52 Euro pro Aktie bei den GFP-Fonds durch, weil aus dem Anlegerkreis das kurzfristig eingeleitete Umlaufverfahren zur Abstimmung moniert wurde. „Die Tele München hat nun bekommen, was sie schon immer wollte“, teilen die Beiräte nun mit. Über eine Kapitalerhöhung der Odeon Film AG sicherte sich Tele München rund ein Drittel der Odeon-Aktien. Die Beiräte gehen davon aus, dass auch ein Großteil des Streubesitzes bereits in Händen von Tele München liegt. Sollten die beiden größeren Odeon-Aktionäre, Vorstand Mischa Hoffmann und Wekah Consult, ihre Aktienpakete ebenfalls an Tele München verkaufen, würde Tele München die Schwelle von 50 Prozent überschreiten. Die GFP-Fonds hätten die Kontrolle über die Odeon Film AG endgültig verloren.

Unterschiedliche Interessen. Die Meinungsverschiedenheiten im direkten Umfeld der GFP-Fonds ziehen sich bereits über Jahre. Zu den Vermittlern der beiden Fonds GFP 2 und 3 zählt Hans Kreideweiß. Er gab vor zwei Jahren zu bedenken, dass die Funktionsträger massiv in die eigene Tasche gewirtschaftet haben müssen. In der Kritik stand insbesondere die Vergütungsregelung. Der schon damals geplante Verkauf der Odeon Film AG wurde kurzerhand von der Tagesordnung genommen. Aus Anlegerkreisen war die Strategie zu vernehmen: Geld von David Groenewold zurückholen – und sollte kein Geld zu bekommen sein, dann die Odeon-Aktien übertragen lassen. Hans Kreideweiß führt nun im Begleitschreiben zur Stellungnahme des Beirats aus: „Auf den ersten Blick mag es für Sie unbefriedigend sein, dass auf Schadenersatzansprüche gegen Herrn Groenewold und seine Gesellschaften verzichtet werden soll. Das ist aber der Preis dafür, dass wir kurzfristig die Kontrolle über die Fonds und die Aktien erhalten und unsere Rechte nicht in Rechtsstreitigkeiten, die sicherlich längere Zeit in Anspruch nehmen, durchsetzen müssen.“ Kreideweiß gibt auch zu bedenken, ob sich mögliche Schadenersatzzahlungen auch tatsächlich realisieren ließen. Er appelliert an die Gesellschafter, „dass wir unverzüglich die Kontrolle über die Fonds und deren Vermögen erhalten müssen“, andernfalls bestehe eine „hohe Gefahr, dass wir alles verlieren werden“. Die Geschehnisse der Vergangenheit würden „allen Anlass für diesbezügliche Befürchtungen“ geben.

Kurzfristige Ladung. Die außerordentliche Gesellschafterversammlung ist „ungeachtet der Anzahl der anwesenden Gesellschafter beschlussfähig“, teilt die Fondsgeschäftsführung mit. Die Einladung datiert vom 6. Juli und wurde damit erst zwölf Tage vor der geplanten Versammlung verfasst. „Sie werden sich sicher fragen, warum erst jetzt eine Gesellschafterversammlung und dann noch eine außerordentliche stattfindet mit einer leider wieder sehr kurzen Ladungsfrist“, stellt der Beirat dann auch im Begleitschreiben zur Einladung fest. Und weiter: „Es war uns leider nicht möglich, immer sofort auf kurzfristige Geschehnisse zu reagieren.“ Verschiedene Aktionen hätten „mit hoher Wahrscheinlichkeit der Gesellschaft geschadet und auch unsere Beiratsarbeit behindert“.

fondstelegramm-Meinung. Der Kauf der Aktien an der Odeon Film AG durch die GFP-Fonds war eine unternehmerische Fehlleistung von David Groenewold. Seine einstige Führungsposition bei Odeon mag ihm zwischenzeitlich Prestige verschafft haben. Die Anleger wurden dafür innerhalb der ohnehin schon höchst riskanten Medienfonds in ein noch viel größeres Abenteuer geschickt, für das sie nun teuer bezahlen müssen. Die Finanzkrise hatte die Situation binnen kürzester Zeit dramatisch verschärft.
Den Lösungsvorschlag anzunehmen würde bedeuten, die drastischen Verluste zu realisieren. Hoffnung auf Besserung ist nicht in Sicht. Insofern lässt sich nur hoffen, dass die Anleger ihre Einlage längst als Lehrgeld abgeschrieben haben. Lassen sie David Groenewold ungeschoren davonkommen? Oder sagen sie sich: Das Geld ist eh weg, da spielt es auch keine Rolle, ob sie nach einem langwierigen Rechtsstreit gegen den Hauptverantwortlichen am Ende leer ausgehen, aber immerhin Recht bekommen?

Der Lösungsvorschlag, David Groenewold von sämtlichen Ansprüchen gegen ihn zu befreien, ist nicht nur auf den ersten Blick unbefriedigend.