Angebot. Der Gebab-Blindpoolfonds investiert in zu sanierende Schiffsgesellschaften. Hannover Leasing (HL) schießt frisches Kapital in den im Jahr 2007 aufgelegten Fonds Maritime Werte 3. Der Erhöhungsbetrag von rund 8,9 Millionen US-Dollar soll angestaute und laufende Verbindlichkeiten begleichen. Das Gebab-Investitionsvolumen beträgt 25,75 Millionen Euro. Ab 15.000 Euro zuzüglich drei Prozent Agio können sich Anleger am Gebab-Fonds beteiligen. Ab 10.000 US-Dollar, von denen neun Prozent für die Vertriebsprovision verwendet werden, ist eine Zeichnung der HL-Tranche möglich. Die im Handelsregister einzutragende Haftsumme beträgt im Gebab-Fonds zehn Prozent des Zeichnungsbetrages, bei der HL-Tranche 0,10 Euro je US-Dollar. Anleger beider Fonds erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Gebab-Anleger können frühestens zum 31. Dezember 2021 ihre Beteiligung ordentlich kündigen, HL-Zeichner zum 31. Dezember 2025 – wobei die Fondslaufzeit bis Ende 2027 prognostiziert wurde.

Historie. Auch an Gebab-Schiffen ging die Krise nicht vorbei. Per Ende 2009 gab es 73 Schiffsfonds mit 93 in Fahrt befindlichen Schiffen, von denen 32 Sanierungsfälle waren. Gebab konnte nach eigenen Angaben für bereits 25 Fonds die Betriebsfortführungskonzepte erfolgreich abschließen. Für sieben Fonds steht dies noch aus. Die betroffenen Schiffsgesellschaften besitzen Containerschiffe mit überwiegend 1.600 bis 1.700 TEU, vorwiegend der Baujahre 1991 bis 1996. Alle sieben Schiffe befinden sich mit maximal 12 Monaten Restlaufzeit in Fahrt mit Charterraten, die teilweise unter den Betriebskosten liegen.
Für den HL Maritime Werte 3 ist diese Kapitalerhöhung die letzte Chance, um eine Insolvenz des Fonds zu umschiffen. Die im Jahr 2009 erzielten Poolraten des C17-Pools konnten gerade noch die laufenden Schiffsbetriebskosten decken, aber nicht mehr den Kapitaldienst. Unter der Voraussetzung der erfolgreichen Kapitalerhöhung erklären sich die Banken zu Tilgungsstundungen bereit.

Investitionsgegenstand. Folgende Gebab-Investionskriterien sind im Gesellschaftsvertrag verankert: Der Investitionsfokus liegt auf maximal 17 Jahre alten, unter Tonnagesteuer stehenden Containerschiffen und Produktentankern in einwandfreiem technischen Zustand. Sofern Schiffe über zehn Jahre alt sind, darf der Darlehensstand maximal 30 Prozent des Ursprungsdarlehens betragen. Nicht indexierte Charterverträge dürfen längstens noch fünf Jahre laufen. In eine Einschiffs-Gesellschaft sollen höchstens zwei Millionen Euro investiert werden. Altgesellschafter müssen sich wenigstens mit 30 Prozent an der Kapitalerhöhung beteiligen. Es muss sichergestellt sein, dass das investierte Eigenkapital der Neugesellschafter vollständig wieder zurückgezahlt wird, davon 50 Prozent aus den laufenden Einnahmen. An den Fonds ist ein zusätzlicher jährlicher, nahezu steuerfreier Vorabgewinn bevorrechtigt zu zahlen, hier wurde allerdings keine Größenordnung festgelegt. Nach Emissionshaus-internen Vorgaben müssen jedoch je Sanierungsfonds bevorzugt, mindestens zehn Prozent jährlich vom neuen Eigenkapital als Vorabgewinn erzielt werden. Wenigstens 25 Prozent der Investitionssumme sollen nicht in hauseigene Fonds fließen, es sei denn, der Fonds findet keine weiteren Anbieter. Von den Kriterien kann bei einstimmigem Beschluss des Investitionsbeirates abgewichen werden. Dieser wird von der Fondsgeschäftsführung bestimmt und entscheidet mit einfacher Mehrheit über vorgeschlagene Investitionsobjekte.
Hannover Leasing hat im Jahr 2007 zwei Containerschiffe mit 1.740 TEU beziehungsweise 1.330 TEU à 14 t homogen für 35 und 30,7 Millionen US-Dollar erworben. Für 1.650 bis 1.850 TEU-Schiffe lagen die Neubaupreise im Juni 2010 bei 26,75 Millionen US-Dollar, für zwei Schiffe wären dies 53,5 Millionen US-Dollar. Im Vergleich dazu war der Restvalutastand Anfang 2010 noch erheblich mit rund 36,3 Millionen US-Dollar.

Finanzierung. Der Gebab-Fonds und die HL-Tranche werden ausschließlich aus Eigenkapital finanziert. 82,8 Prozent des Gebab-Fondsvolumens werden für die Anschaffung und Anschaffungsnebenkosten ausgegeben, 2,9 Prozent für eine Liquiditätsreserve, 14,3 Prozent sind Fondsnebenkosten.
Alle neuen HL-Prospektkosten trägt das Emissionshaus. 38,2 Prozent des neuen Kapitals fließen in angestaute Tilgungsbeträge, 39,4 Prozent in fixierte Zins- und Zinsswap-Zahlungen für 2010 und 2011, 22,4 Prozent verbleiben für sonstige Zuschüsse.

Beschäftigung HL-Tranche. Beide Schiffe fahren seit dem 1. Juli 2009 im C 17 Chartereinnahmen-Pool, der von der Reederei Leonhardt & Blumberg (Vertragsreeder der HL-Schiffe) verwaltet wird. Die Durchschnittspoolrate sank im Jahr 2009 auf 5.200, der Durchschnitt im Jahr 2010 auf 5.075 US-Dollar pro Tag. Für das Jahr 2010/2011 wurde mit einer Bruttopoolrate von 4.500/6.500 US-Dollar je Tag kalkuliert. Für 2012/2013 wurde die Poolrate auf 12.250/13.750 US-Dollar, ab 2014 auf 15.000 US-Dollar je Tag geschätzt. Laut Hamburg-Index der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler erreichten die Charterraten für Containerschiffe mit 1.261 bis 1.350 TEU à 14 t homogen im Mai 2010 etwa 34 Prozent des Durchschnitts der Jahre 1999 bis 2009. Für Containerschiffe mit 1.700 TEU wurden im Juni 2010 Charterraten von 5.600 US-Dollar je Tag erzielt. Im C-17-Pool fahren 20 typgleiche Schiffe der Baujahre 2000 bis 2008, wovon eins unbeschäftigt aufliegt. Nach Angaben vom 16. Juni 2010 werden im Juli 2010 zehn Schiffe für neun Monate oder länger beschäftigt sein, drei zwischen zwei und fünf Monaten, fünf Schiffe könnten wieder abgeliefert werden und ein Schiff liegt auf. Das Fondsschiff MS „Papenburg“ ist bis Ende Mai 2011 für 4.750 US-Dollar je Tag an PIL, die MS „Lauenburg“ für 4.275 US-Dollar je Tag bis Ende November 2010 an Oetker verchartert.

Verlaufsprognose HL. Die Schiffsbetriebskostenberechnung basiert für 2010 mit 4.660/4.411 US-Dollar je Tag auf den Ist-Kosten 2009 über 4.041/3.860 US-Dollar. Dazu kommen Dockungkosten von 5,65 Millionen US-Dollar für 18 Jahre. Für Bereederung fallen fünf Prozent der Bruttochartererlöse an, für die Befrachtung wurden 3,8 Prozent der Chartereinnahmen angenommen, insgesamt relativ viel. Die laufenden Fondsnebenkosten liegen im Jahr 2010 bei 0,84 Prozent des Eigenkapitals nach Kapitalerhöhung. Im Gebab-Fonds wurden diese mit 1,87 Prozent kalkuliert. Es ist geplant, alle Darlehen des HL-Fonds bis Ende 2024 zurückzuführen. Die Zinsbelastung beansprucht im Jahr 2010 noch rund 57 Prozent der geplanten Chartereinnahmen. Ende 2027 sollen die 21/22 Jahre alten HL-Fondsschiffe für je 6,5 Millionen US-Dollar veräußert werden, das entspricht etwa 20 Prozent des historisch hohen Einkaufspreises. Der Schrottwert soll laut Hannover Leasing zwischen 2,5 und drei Millionen US-Dollar je Schiff liegen.

Rückfluss. Wird der prospektierte Jahresüberschuss überschritten, erhält Gebab die Hälfte der übersteigenden Beträge, sofern die Anleger ihr gesamtes Eigenkapital bereits zurückerhalten haben und ihre Auszahlungen für das laufende Jahr den prognostizierten entsprechen. Gebab-Anleger sollen während der 12 Jahre Fondslaufzeit Auszahlungen in Höhe von 164 Prozent ihres Eigenkapitals inklusive Agio nach Steuern zurückerhalten. Die IRR-Rendite nach Steuern beträgt 8,5 Prozent pro Jahr.
Die Auszahlungen an Zeichner der HL-Tranche 2010 erfolgt bevorzugt gegenüber dem Altkapital bis: 14 Prozent jährlich, 20 Prozent bei Schiffsverkauf, in jedem Falle bis zu neun Prozent IRR-Rendite vor Steuern. Innerhalb der 18 Jahre Fondslaufzeit sollen die Anleger der neuen Tranche insgesamt 248 Prozent ihres Eigenkapitals zurückerhalten. Die IRR-Rendite nach Steuern soll 9,2 Prozent jährlich erreichen. Bei planmäßigem Verlauf würden die Altgesellschafter insgesamt 80 Prozent ihres Eigenkapitals ohne Agio zurückerhalten.

Vertragsgestaltung. Neben dem Emissionshaus ist auch die Fondsgesellschaft für den Inhalt des Gebab-Prospekts verantwortlich. Das Mindestplatzierungsvolumen liegt bei einer Million Euro. Die Treuhänderin stimmt generell nach eigenem Ermessen für den Anleger ab, es sei denn der Anleger hat zu einzelnen Tagesordnungspunkten eine Weisung erteilt.
Es ist nicht auszuschließen, dass die HL-Schiffsgesellschaften insolvent werden. Für diesen Fall gibt es keine vertragliche Regelung, nach der die Zeichner der Tranche 2010 ihren Beteiligungsbetrag zurückerhalten. Für den Gebab-Fonds trifft dies im Prinzip auch zu – hier verteilt sich das Insolvenzrisiko jedoch über mehrere Schiffsgesellschaften.

fondstelegramm-Meinung. Beide Emissionshäuser vollziehen den Balanceakt, einerseits das Altkapital eigener zu sanierender Fonds halbwegs glimpflich zu bedienen und andererseits die Neugesellschafter in dem Rahmen bevorzugt und von der Höhe her angemessen zu vergüten, so dass diese überhaupt bereit sind, die hohen Risiken einer Sanierung mitzutragen. Während bei Gebab ein Viertel der Investitionssumme nicht in hauseigenen Fonds landen soll und in diesem Bereich ausschließlich auf hohe Vorzugsrenditen gesetzt werden kann, ist die HL-Tranche auf einen Fonds beschränkt. Um eine Insolvenz zu vermeiden, muss Hannover Leasing diese Tranche dringend vollständig platzieren. Kommt es doch zur Insolvenz, gibt es keine Geld-zurück-Garantie. Auch nicht im Gebab-Fonds, doch da ist die Risikostreuung höher – aber es handelt es sich um einen Blindpool. Die Gebab-Investitionskriterien sind deutlich, die Vorzugsauszahlungsvorgaben wurden wenigstens intern festgelegt. Mit 25 erfolgreich abgeschlossenen Betriebsfortführungskonzepten verfügt Gebab über umfängliche Sanierungserfahrungen, was dem Fonds zugutekommen wird.

Hauseigene Sanierungsfonds – antizyklisch investieren mit der Vergütung der Altgesellschafter im Hinterkopf.