Die avesco mit Sitz in Berlin wurde im Jahr 1999 als unabhängiger Vermögensmanager gegründet. avesco betreut private und institutionelle Investoren, unter anderem die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld.

Nachhaltigkeit ist eine der großen Leitmaximen bei der Betreuung Ihrer Kunden. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?
Oliver N. Hagedorn: Nachhaltigkeit bedeutet für uns vor allem Potenziale zu erhalten, nicht auf Kosten anderer zu leben und nachhaltige Geschäftsmodelle zu unterstützen. avesco ist der Überzeugung, dass bei begrenzten Ressourcen nachhaltiges Wirtschaften alternativlos ist. In manchen Branchen wie bei Lebensmitteln und fairen Textilien sind einige Anbieter schon recht weit gekommen. In anderen Branchen wie der Finanzwirtschaft ist das Thema jedoch noch nicht so präsent. Das will avesco ändern. Denn für unser aller Zukunft ist es von entscheidender Bedeutung, dass die internationalen Geldströme in nachhaltige Geschäftsmodelle investiert werden. Eine konkrete Lösung für Anleger haben wir mit dem Sustainable Hidden Champions Equity Fonds geschaffen.

Welche Titel bündelt der Sustainable Hidden Champions Equity Fonds? Welches Volumen hat er? Wie treffen Sie die Auswahl und wie häufig schichten sie um?
Oliver N. Hagedorn: Der Fonds investiert in kleine- und mittelständische Unternehmen, sprich Small- und Mid-Caps, mit nachhaltigem Geschäftsmodell. Die Unternehmen sind größtenteils in der D-A-CH-Region beheimatet, aufgrund ihres B2B-Geschäftsmodells überwiegend unbekannt und sind in ihrer Nische meistens Kontinental- oder Weltmarktführer, sogenannte Hidden Champions. Eine weitere Besonderheit ist, dass sie rundum nachhaltig agieren. Heißt, sie sind ökonomisch, ökologisch und sozial sowie bei der Unternehmensführung - Corporate Governance, Einhaltung von Gesetzen - überdurchschnittlich gut aufgestellt. Bei der Bewertung der Titel hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit wird in intensiver Recherche ermittelt, welche Potenziale ein Geschäftsmodell in den jeweiligen Bereichen schafft, erhält oder vernichtet, welche Risiken vorliegen und ob die Corporate Governance ohne schwerwiegende Mängel ist.
Die Ergebnisse werden analog dem Schema der Energieeffizienz von A bis G benotet. Titel mit einer Bewertung von C oder besser kommen ins Portfolio. Das Portfolio ist der Star, nicht der Manager. Die Gewichtung erfolgt systematisch. Weniger volatile und liquide Werte werden über- und hoch volatile und wenig liquide Titel untergewichtet. Zweimal im Jahr wird rebalanciert. Der Publikumsfonds erhält mittlerweile täglich Zuflüsse und hat jüngst die Marke von 5,5 Millionen Euro geknackt. Zusammen mit einem Spezialfonds für eine bayrische Versicherung sind mittlerweile über 70 Millionen in der Strategie investiert.

Wie erfolgt das Monitoring der Nachhaltigkeitsaspekte?
Oliver N. Hagedorn: Nach Abschluss der Analyse und Benotung der Unternehmen werden diese fortlaufend gemonitort. Dazu nutzen wir neben unserem eigenen Kontrollverfahren auch Dienste von externen Spezialisten, wie Oekom Research. Kommt es zu Auffälligkeiten, die die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells infrage stellen, versuchen wir die Ursachen zu verstehen und treten mit den Unternehmen in einen Dialog. Anders als bei Kriterien basierten Verfahren gibt es bei uns keine digitalen Entscheidungen (I-0). Entlässt ein Unternehmen beispielsweise Mitarbeiter, heißt das nicht zwangsweise, dass die Nachhaltigkeit verloren geht. Es kann eine Notwendigkeit sein, um größeren Schaden abzuwenden. Uns interessiert in diesem Kontext, wie das Unternehmen diesen Prozess gestaltet, Stichwort Sozialverträglichkeit.
Sind die erwarteten Einschnitte rund um die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells besonders groß, erfolgt eine Neuevaluation. Bei entsprechender Abstufung fliegt das Unternehmen dann aus dem Fonds raus. Bei den Sustainable Hidden Champions sind Veränderungen des Geschäftsmodells eher selten. Jüngst haben wir aber bei einem Unternehmen, verbunden mit einem Strategiewechsel, eine massive Ausweitung der Aktivitäten mit militärischen Gütern beobachtet. Es erfolgte eine Abstufung und der Titel wurde trotz toller Performance ausgemustert.

Wie wichtig ist gerade Nachhaltigkeit in der Stiftungsbetreuung?
Oliver N. Hagedorn: Die Niedrigzinsphase bewirkt ein langsames Umdenken. Reichen die Erträge nicht mehr aus um den Stiftungszweck zu erfüllen, lässt sich zumindest mit nachhaltigen und wirkungsorientierten Anlagen ein gesellschaftlicher Nutzen erzeugen. Das Interesse an nachhaltigen und wirkungsorientierten Vermögensanlagen, also Impact Investments, steigt. Die Sichtbarkeit von Stiftung in der Öffentlichkeit nimmt zu. Damit stehen auch Fragen nach der Herkunft der Kapitalerträge zunehmend im Fokus. Wir beobachten diese Entwicklung auch bei unseren Kunden. Unsere Lösungen für Stiftungen überwinden die strikte Trennung zwischen Anlage- und Förderpolitik und erzeugen bereits durch die Vermögensanlage einen gesellschaftlichen Nutzen. Im Family Office betreuen wir seit 2012 unter anderem die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Dort haben die Organe und Gremien früh erkannt, dass es mit einer traditionellen Kapitalanlage schwer wird den Stiftungszweck zu erfüllen. Man hat sich deshalb auf eine Strategie der Nachhaltigkeit und Wirkung eingelassen und erntet damit Jahr für Jahr Erträge von 4-5 Prozent. Nachhaltigkeit lohnt sich.

Wie schätzen Sie die derzeitige Marktsituation der Alternativen Investmentfonds ein?
Oliver N. Hagedorn: Der Markt der AIF ist inhomogen und muss daher durchaus differenziert betrachtet werden. Der Anlagegegenstand und das Managementteam sind weitaus relevanter als das Investitionsvehikel. Beispielsweise ist die Schifffahrtskrise noch immer nicht vollständig ausgestanden, so dass viele geschlossene Schiffsfonds um ihr weiterbestehen kämpfen. Demgegenüber entwickeln sich andere Anlageklassen unter anderem aufgrund des günstigen Finanzierungsumfelds besser. Für Private Equity- und Immobilienfonds ist das derzeitige Umfeld aus niedrigen Zinsen und steigenden Bewertungen vorteilhaft, um Exits voran zu treiben. Andererseits führt das viele Geld, welches nach Alternativen sucht dazu, das die Renditen von Fonds in Zukunft fallen werden. Gerade bei Immobilien sollten daher Segment, Art und Region, in der diese erworben werden besonders kritisch geprüft werden.
Wieder andere Anlageklassen wie Forst und Agroforst Investments werden weniger nachgefragt, bieten aber gute Chancen. Der Preisanstieg von Holz ist vergleichsweise stetig und mit diesen Anlagen können Anleger auch ökologische und bei manchen Anbietern auch soziale Wirkung erzielen. Für Logistikthemen, Infrastrukturanlagen, Regenerative Energie und Energieeffizienz erwarten wir ebenfalls eine weiter steigende Nachfrage.
Im Übrigen müssen es nicht immer Fonds sein. Dem Investitionsvehikel wird oft zu viel Aufmerksamkeit beigemessen. Genussrecht ist nicht gleich Genussrecht und Direktinvestment ist nicht schlechter oder besser als geschlossener Fonds. Es kommt auf das dahinterliegende Geschäftsmodell an. Haben wir die Wahl zwischen einem milliardenschweren Immobilienfonds der in den großen Zentren in Wohnimmobilien investiert und einem Genussrecht an einem eigentümergeführten Bestandshalter mit Wohnimmobilien in kleineren Städten, favorisieren wir Letzteren.

Wie lauten die kurzfristigen Ziele der avesco, wie sieht die langfristige Perspektive aus?
Oliver N. Hagedorn: Kurzfristige Ziele interessieren uns nicht. Analog zu unseren Sustainable Hidden Champions arbeiten wir jeden Tag hart dafür unseren Kundenauftrag zu erfüllen und die Erwartungen unserer Kunden zu übertreffen. Unsere Vision ist es einen sichtbaren Beitrag für mehr Investitionen in nachhaltige und wirkungsorientierte Geschäftsmodelle zu leisten. Das geht nur mit Performance und vor allem indem wir die Geschichten der Nachhaltigkeit in der Sprache unserer Kunden erzählen. Ein Beispiel dafür finden Ihre Leser auf dem neu geschaffenen Informations-HUB www.sustainable-hidden-champions.de

Oliver N. Hagedorn ist Gründer und Vorstand der avesco Financial Services AG.