Der offene Immobilienfonds Degi Europa muss abgewickelt werden. Man möge sich angesichts der drohenden Verluste für die Anleger von Häme frei machen! Aber das Fondsmanagement muss sich den Vorwurf gefallen lassen, Risiken ignoriert zu haben.

Als bereits vor einigen Jahren die Kritik, insbesondere an den Degi-Fonds, laut wurde, dass sie von Institutionellen wie Tagesgeld genutzt würden, war die Empörung groß. „Dummes, ahnungsloses Geschwätz“, wurden Kritiker damals beschieden. Die Gefahr, dass über Nacht große Summen aus dem Fonds abgezogen werden, rührt aber vielmehr von den Institutionellen als von privaten Kleinanlegern. Das Immobilienportfolio des Degi Europa hat elefantösen Charakter: Weit mehr als die Hälfte waren Objekte jenseits von 150 Millionen Euro. Die nach außen stark gemachte Fungibilität hat sich innen ins Gegenteil verkehrt. Vielmehr gab es drinnen überdurchschnittliche Bewirtschaftungskosten, außen unterdurchschnittliche Ausschüttungen.

Es greift zu kurz, die allgemeine Finanzkrise für die Abwicklung verantwortlich zu machen. Zwei Jahre lang ist es dem Fondsmanagement nicht gelungen, entweder den Fonds ausreichend Liquidität oder seine Anleger ausreichend Vertrauen schöpfen zu lassen. Und die Argumentation, dass die bösen Buben schuld sind, die Fonds-Anteile mit viel zu großen Abschlägen an der Börse verkloppt haben, ist erbärmlich, verkehrt sie doch Ursache und Wirkung.

Eine gute Woche mit allem in der richtigen Reihenfolge wünscht
Ihr Tilman Welther