Während des Bitcoin-Hypes distanzierte sich das Bankwesen pikiert von Kryptowährungen. Sie seien unseriös bis betrügerisch und eigentlich nur für Illegales wie Waffen- und Drogenhandel geeignet. Das beginnt sich zu ändern. Längst ist nicht mehr nur vom Bitcoin die Rede. Mit der zugrundliegenden Technologie der Blockchain öffnet sich ein ganzes Universum neuer Möglichkeiten, und immer mehr Unternehmen und zunehmend auch Banken entwickeln eigene Anwendungen. Ein illustres Beispiel für den Sinneswandel ist die US-Bank JP Morgan Chase. Ihr Chef Jamie Dimon war einer der schrillsten Bitcoin-Gegner. Er drohte Mitarbeitern mit der Kündigung, wenn sie sich zu angetan zeigten und erhob bei seinen Kunden Strafgebühren, wenn sie mit der hauseigenen Kreditkarte Kryptowährungen kauften. Vor ein paar Wochen hat seine Bank nun eine eigene Kryptowährung, den JPM Coin, ins Leben gerufen. Auch die Bayerische Landesbank erkennt vage die Zeichen der Veränderung. Jürgen Michels, Chefökonom der BayernLB: „Es ist an der Zeit, auf Vorstandsebene das notwendige Wissen zu generieren, um zu verstehen, ob, wann und wie man Bitcoin in strategischen Entscheidungen berücksichtigen muss."

Eine besondere Form der Kryptowährung ist der Token, wobei man den Utiltiy Token vom Security Token unterscheidet. Beides sind Kapitalbeschaffungsinstrumente für Firmen und spezifische Formen der Kapitalanlage für Investoren. Der Utility Token ist eine Art Gutschein für Waren oder Dienstleistungen des Unternehmens, das ihn begeben hat. Der Security Token ist hingegen ein veritables Wertpapier, dessen Angebot in Deutschland entsprechend auch einen bafingestatteten Wertpapierprospekt erfordert. Im Februar wurde ein erster entsprechender Prospekt des Berliner Unternehmens Bitbond gebilligt. Dass etwa zeitgleich die Bafin ein weiteres öffentliches Angebot eines Security Tokens, hier von der Grünwalder Rise Wealth Technologies GmbH, untersagt hat, zeigt wie sehr die Regulierungs- und Aufsichtsbehörde sich inzwischen des Themas angenommen hat und inzwischen auch handlungsfähig ist.

Der Security Token könnte bald nicht nur der Aktie, sondern auch allen anderen Wertpapierformen Konkurrenz machen: Er ist flexibler, vielseitiger, schneller und günstiger – und seine fehlende Regulierung taugt auch schon nicht mehr als Gegenargument. Bleibt die Frage nach der Plausibilität der Geschäftsmodelle, die den Wert der Tokens ausmachen. Da werden sich allerdings die entscheidenden Fragen den bisherigen ähneln. Wir werden sie auch in der STO-Welt für Sie stellen.

Eine gute Woche wünscht
Tilman Welther