Seit ein paar Tagen ziehen die großen Immobilienberatungsunternehmen Bilanz über die ersten drei Monate des Jahres 2017 – und berichten von vor Kraft strotzenden Märkten. JLL berichtet über das "beste jemals dokumentierte Quartal zu einem Jahresauftakt", das mit "ungebremster Dynamik" dem deutschen Markt der Gewerbeimmobilien einen Umsatz von 12,6 Milliarden Euro bescherte, dieselbe Zahl errechnete auch CBRE.

Der Run setzt allerdings die Renditen unter Druck. An den Top-5-Standorten werden aktuelle Spitzenrenditen bei Gewerbeimmobilien von unter 3,5 Prozent aufgerufen, Einzelhandel-, Logistik- und Hotelimmobilien liegen etwas darüber. Hintergrund ist unter anderem das historisch hohe Level der verfügbaren Liquidität, die angelegt sein will. Der deutsche Immobilienmarkt ist nach wie vor – selbst angesichts weiter sinkender Anfangsrenditen – auch für ausländische Investoren attraktiv.

Bemerkenswert indes ist – und ich bin mir des spaßbremsenden Faktors solcher Überlegungen bewusst –, dass im Wohnungsmarkt das Transaktionsvolumen laut Berechnungen von JLL um 75 Prozent gegenüber dem ersten Vorjahresquartal stieg, die Anzahl der Transaktionen jedoch nur um 10 Prozent. Das liegt zum Teil sicher daran, dass die einzelne Transaktion im Schnitt umfangreicher geworden ist. Es liegt im Wesentlichen aber daran, dass die Preise exorbitant angestiegen sind und durch einen Anstieg der Mietpreise nicht gedeckt wird, sprich: Der Einkaufsfaktor geht rauf und die Jahre, die vergehen müssen, bis sich eine Immobilie amortisiert, werden immer mehr.

Wir haben es mit folgender Situation zu tun: Core-Immobilien erwirtschaften nunmehr Renditen unwesentlich oberhalb der Inflationsrate. Das kann für institutionelle Investoren durchaus Sinn machen. Was fürs Retail-Geschäft übrig bleibt, ist immer häufiger Non-Core. Das hier aber die angebotenen Renditen mit Verweis auf das allgemein gesunkene Renditeniveau kaum höher sind, heißt, dass das in ihnen steckende Risiko immer seltener adäquat abgebildet wird.

Einziger Ausweg: Lage, Lage, Lage funktioniert allenfalls noch in Kombination mit Information, Information, Information.

Eine gute Woche wünscht
Tilman Welther