Herr von Stechow, anders als einige Ihrer Mitbewerber sind Sie eine Ausgründung der Investmentboutique Vivum. Sozusagen vom Club Deal der Wenigen zur Schwarmfinanzierung der Vielen. Wieso? Was macht das Modell für Sie interessant? Die Margen, die bei der Plattform bleiben, sind doch alles andere als spannend.
Carl-Friedrich von Stechow: Spannend daran ist doch vor allem, dass wir einen interessanten Investmentmarkt in die digitale Welt übersetzen. Bis 2014 wurde dieses Geschäft ja rein offline betrieben, war eher kompliziert und nur wenigen gut situierten Menschen vorbehalten. Die Motivation kam daher eher aus einer rein persönlichen Problemstellung: „Wie können Menschen wie meine Freunde und ich auch von der attraktiven Verzinsung der Immobilienfinanzierung profitieren?“. Dass wir parallel auch viele Prozesse der alten Welt optimieren, war quasi das „Abfallprodukt“. Und was die Marge angeht, so ist rein betriebswirtschaftlich auch eine kleine Marge interessant, wenn man denn großvolumiges Geschäft betreibt.

Bitte stellen Sie uns den durchschnittlichen Zeichner im Zinsland vor.
Carl-Friedrich von Stechow: Wir haben Anleger mit sehr unterschiedlichen Profilen. Der durchschnittliche Anleger ist männlich, Mitte 40 und verfügt über einen hohen Anteil an akademischen Titeln. Erfreulicherweise erreichen wir aber auch immer mehr Frauen, bis zu 25 Prozent der Anleger sind weiblich. Aufgrund der Postleitzahlen können wir zudem sehen, dass bei einigen regionalen Projekten Erstanleger in der Nähe des Projekts leben und deshalb die Mikroanlage einschätzen können, vielleicht sogar den aus der Region stammenden Projektentwickler kennen.

Gibt es derzeit in der vom Boom geprägten Immobilienbranche überhaupt noch interessante Projekte? Wie wählen Sie aus, was auf die Plattform kommt?
Carl-Friedrich von Stechow: Definitiv ja, auch weil wir uns nicht nur auf die Top 7-Städte fokussieren. Wir setzen auf die Qualität der angebotenen Projekte und deren Initiatoren. Diese können auch aus der Region stammen. Hier kennen sich unsere Projektentwickler aus und bauen teilweise schon seit 25 Jahren. Neben den Projektdetails sind im Auswahlprozess zudem Faktoren wie die Baukosten und natürlich geplante Erlöse in der spezifischen Mikrolage relevant. Bei einem Mehrbedarf von rund 385.000 neuen Wohnungen jährlich bis 2020, sehe ich auch langfristig nicht das Risiko, dass es keine interessanten oder gar zu wenig Projekte geben könnte.

Die vergangenen Monate und die Diskussionen um eine stärkere gesetzliche Regulierung haben die Branche bewegt. Was erwarten Sie nach der Wahl?
Carl-Friedrich von Stechow: Die Befreiung der Prospektpflicht für die Crowdinvesting-Szene wird weiter in Rede stehen, wenngleich diese der Branche tatsächlich zu ihrem Erfolg verholfen hat. Verschärfte Regelungen bedeuten lediglich eine höhere Eintrittsbarriere und keine Verbesserung der Produktqualität. Ich würde mir vor allem eine europäische Regulierung wünschen, da gibt es ja bereits Initiativen.

Sicherheiten werden zu dem Trendthema der Plattformen: Neben Exporo arbeitet auch Bergfürst mit einer Frontingbank zusammen, Vestinas emittiert regulierte depotfähige Wertpapiere und iFunded platziert gerade eine Anleihe unter dem Haftungsdach von Netfonds. Was bietet Zinsland? Wie viel Sicherheit bieten die Instrumente tatsächlich? Und welche Nachteile bringen sie mit sich?
Carl-Friedrich von Stechow: Das Trendthema für alle Marktteilnehmer ist eher der regulierte weiße Kapitalmarkt und die Emission von Anleihen, die tatsächlich besser besichert werden können. Allein die Dienstleistung einer Frontingbank macht kein Projekt für den Anleger sicherer, es sei denn deren Forderung ist grundbuchlich besichert. Dies ist aber oft nur dann möglich, wenn keine andere fremdfinanzierende Bank das Projekt finanziert, was nicht zwingend für ein Projekt spricht. Besicherungen sind nur dann wirklich wertvoll, wenn sie erstens werthaltig sind und zweitens das Projekt so gut ist, dass es auch etwas zu besichern gibt. Daher konzentrieren wir uns weiter auf die Qualität der Projekte und den weißen Kapitalmarkt, der die wirklich guten Besicherungsmechanismen ermöglichen wird.

Gibt es in Ihrem Haus Partnerschaften mit Vertrieben? Welche Konditionen bieten Sie freien Vertrieben an?
Carl-Friedrich von Stechow: Es gibt die unterschiedlichsten Kooperationen, zum Beispiel mit Bloggern, Vertriebsgesellschaften und Vermögensverwaltern. Die Konditionen sind individuell und auskömmlich. Man muss ja vor allem sehen, dass die Anleger aufgrund der kurzen Laufzeiten nach ein bis zwei Jahren wieder von neuem vermittelt werden können, oder aber als Bestandskunden automatisch neue Vertriebsfees auslösen, das macht unser Produkt für unsere Partner so attraktiv.

Wo steht Zinsland heute in einem Jahr?
Carl-Friedrich von Stechow: Mit unseren bisherigen und vielen neuen Anlegern werden wir weitere attraktive Projekte mit neuen aufsichtsrechtlichen Produkten finanziert haben. Auch die Anzahl der Club-Deals, also Projekte, die wir nur mit semi-professionellen Anlegern umsetzen, wird zunehmen. Hier sammeln wir bereits seit einem halben Jahr sehr gute Erfahrungen.

Carl-Friedrich von Stechow ist Gründer von Zinsland. Zinsland ist Partner des Symposiums Sachwert digital am 19. Oktober 2017 in Frankfurt am Main.

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