Ruf nach Alternativen. Der Investitionsmarkt für erneuerbare Energien erlebt einen spannenden Prozess. Auf der einen Seite steckt die Branche der erneuerbaren Energien noch immer in einem Konzentrationsprozess unter Projektierern, Herstellern und Anbietern. Auf der anderen Seite wird der Ruf nach alternativen Finanzierungschancen immer lauter. Die Fondszeitung befragte zu diesem Thema den Rechtsanwalt Prof. Dr. Martin Maslaton. Das fondstelegramm bringt einen Auszug aus dem Interview.

Welche Bewegungen am Markt für erneuerbare Energien erachten Sie aktuell als die wesentlichen?
Martin Maslaton: Der Internationalisierungsprozess hat nicht zuletzt durch die Wahl von Präsident Barack Obama in den USA einen erheblichen Schub erfahren. Praktisch alle größeren deutschen Anbieter erneuerbarer Energien arbeiten entweder mit eigenen Dependancen oder aber mit Partnerunternehmen auf europäischer Ebene zusammen. Der Sprung über den großen Teich ist im Wesentlichen auch schon vollzogen und wird nun konsequent fortgeführt werden. Da ist es vielleicht auch von Interesse, dass Präsident Barack Obama bei der Vorstellung seines enormen Finanzierungspro¬gramms kürzlich die erneuerbaren Energien ausdrücklich genannt hat und ihnen im Rahmen seines Programms nochmal besondere Aufmerksamkeit schenkte.

Die Finanzkrise geht auch an den Investitionen in erneuerbare Energien nicht spurlos vorbei. Die Finanzierung über Banken ist beispielsweise schwerer geworden. Inwiefern engagieren sich die Institutionellen insgesamt derzeit auf den Märkten für erneuerbare Energien?
Martin Maslaton: Die Institute, die es bislang immer getan haben, tun es auch weiterhin mit großem Engagement. Allerdings fällt auf, dass die großen Fondsmanager sich aus dieser Entwicklung völlig heraushalten. Es ist also gerade nicht so, dass hier privates Kapital einspringt. Dies ist übrigens bei Offshore-Parks anders. Hier gibt es Projekte, die ganz zentral von privaten großinstitutionellen Anlegern ins Visier genommen worden sind.

Wie beurteilen Sie die Qualität der geschlossenen Erneuerbare-Energien-Fonds, die aktuell am Markt sind?
Martin Maslaton: Das Managen eines Energiefonds ist nicht primär finanzieller Art. Vielmehr ist es essenziell notwendig, während des Zeitraums der Energieproduktion insbesondere mit dem vorgelagerten Netzbetreiber ein ausgewogenes Verhältnis zu haben; also in der Gestalt, dass sämtliche Zahlungen, die zu leisten sind, auch wirklich fließen und dies definitiv überprüft wird. Bei einer Reihe von Fonds für erneuerbare Energien findet man zu der Frage, wie energieseitig das Management beim Stromverkauf zum vorgelagerten Netzbetreiber betreut wird, nichts. Dies ist ein ganz gefährliches Manko.

In den vergangenen Jahren war eine enorme Verkaufswelle alter Projekte zu beobachten. Was tut sich derzeit auf dem Markt? Wird weiter munter verkauft, um sich gerade auch Liquidität zu verschaffen?
Martin Maslaton: Eine Verkaufswelle alter Projekte wie in den vergangenen Jahren kann ich momentan in der Branche nicht beobachten. Allerdings kommen lukrative Repowering-Projekte im privaten Bereich punktuell auf den Markt. Da wird zusätzlich Liquidität auf einer sehr gesunden Ebene generiert.

Wie lässt sich der plötzliche Boom von Solarfonds erklären?
Martin Maslaton: Meines Erachtens aus der Tatsache, dass die Investments in technischer und kaufmännischer Hinsicht billiger geworden sind. Fonds lassen sich vorher mit einem geringeren Investment auflegen. Dies sagt allerdings nichts zur Frage der Belastbarkeit etwaiger Renditeerwartungen.

Wie schätzen Sie die Chancen von Windfonds mit inländischen Standorten ein?
Martin Maslaton: Dessen Chancen halte ich nach wie vor für ausgesprochen gut, weil in der Regel gut belastbare Windprognosen vorliegen.

Aber die Preise für Windkraftanlagen beispielsweise sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.
Martin Maslaton: Die Preise sind einerseits gestiegen, andererseits ist die Verfügbarkeit besser geworden. Dies liegt letztlich an der sehr hohen Exportquote. Diese Exportquote hat nichts mit Fragen der Finanzkrise zu tun, da insbesondere im Ausland Fragen der Energiesicherheit und Energieunabhängigkeit besonders hoch eingeschätzt werden. Dieser Druck führt natürlich zu höheren Preisen.

Welche weiteren Teilmärkte sind aus Ihrer Sicht interessant?
Martin Maslaton: Ich halte sämtliche Teilmärkte, die sich mit Pflanzenölen einschließlich Palmöl bis hin zur Jatropha beschäftigen, unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung von Biosprit für ausgesprochen interessant. Dabei möchte ich darauf hinweisen, dass bereits eine Reihe großer Fluggesellschaften wie Singapur Airlines und JAL bereits diese Treibstoffe im Serienbetrieb testen.

Wie bewerten Sie die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes?
Martin Maslaton: Im Kern führt das Gesetz auf den richtigen Weg, wenngleich ich es bei der Frage der Netzauslastung als kritisch bewerte, dass die klassischen Energieträger, so sie denn in Kraft-Wärme-Kopplung betrieben werden, den erneuerbaren Energien gleichgestellt sind.

Das vollständige Interview bringt „Fondszeitung – Das Magazin“ in der aktuell erschienenen Ausgabe „Umwelt und Energie 2009“.