Angebot. Der Blindpool-Fonds investiert direkt und indirekt in Immobilien, Prozesskostenfinanzierungen, Projekte und Kapitalanlagen aller Art, Investmentfonds, Unternehmensbeteiligungen und er vergibt Darlehen. Das geplante Fondsvolumen bei zwölf Jahren Laufzeit liegt, ohne Berücksichtigung der unbegrenzten Darlehenssumme, bei rund 55,4 Millionen Euro. Schon ab 2.000 Euro zuzüglich zwei bis fünf Prozent Agio (je nach Anlagedauer) können Anleger dem Fonds beitreten. Diese Beteiligungshöhe steht in keinem Verhältnis zum Risikoprofil, das Gesellschafter dieses risikanten Produkts aufweisen sollten. Zeichner der Ansparvariante müssen 12.000 Euro, allerdings in 120 Monatsraten aufbringen. Bei vollständiger Vorabzahlung des Agios sind fünf Prozent, bei kompletter Ratenzahlung dicke sieben ProzentAgio zu leisten. Ein Prozent der Pflichteinlage ist im Handelsregister als Haftsumme einzutragen. Anleger erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Für Einmalzahler beträgt die Laufzeit wahlweise vier, sechs, acht, zehn, 15, 20, 25, 30 oder 35 Jahre. Einmalzahler können ihre Beteiligung nach vier Jahren, Ansparer nach zehn Jahren kündigen.

Historie. Die CIS Deutschland AG wurde im Februar 2006 gegründet. Ihr Vorstand ist der Versicherungskaufmann Thomas Heinzinger. Er war meist im Vertrieb mehrerer Unternehmen tätig. Mit ihm besteht ein Schlüsselpersonenrisiko. Bis Ende 2010 hat CIS vier Fonds mit einem platzierten Eigenkapital von insgesamt rund 232 Millionen Euro aufgelegt. Es handelt sich um drei Lebensversicherungsfonds mit gehebelten Garantiepolicen und einen Immobilienfonds. Ein Fonds wurde im Jahr 2008 geschlossen, zwei im Jahr 2010, ein Fonds befindet sich noch in der Platzierung. Leider erklärte sich CIS uns gegenüber nicht gesprächsbereit. Die von uns gestellten Fragen wurden zu unserem Bedauern nicht beantwortet. So können wir an dieser Stelle keine Aussagen zum Investitionsstand der vorangegangenen Fonds treffen. Über das Vorliegen einer Leistungsbilanz ist uns nichts bekannt. Auch zu den Erfahrungen des Initiators in die im Rahmen dieser Beteiligung zu investierenden Produktbereiche kann nichts gesagt werden.

Investitionskriterien. Neben direkten sind auch indirekte Investitionen über Dritte möglich. Dabei darf ein Teilhaben an Verlusten nicht ausgeschlossen sein. Die Fondsgelder dürfen auch an den Initiator selbst, den Treuhänder oder den Mittelverwendungskontrolleur, ihnen nahestehende Unternehmen und an alle in den genannten Unternehmen arbeitende natürliche Personen fließen. Dieses Kriterium kann den Fonds erheblich gefährden. Die Mitteverwendungskontrolle bezieht sich nur auf die Einzahlungskonten der Gesellschaft im Sinne des Treuhandvertrages. Die Form der Beteiligung ist völlig offen. Beteiligungsgegenstand können Immobilien, Prozesskostenfinanzierungen, Projekte, Kapitalanlagen, Investmentfonds, Darlehen und Unternehmensbeteiligungen sein. Es ist unklar, worin der Anreiz eines Anlegers bestehen soll, über einen geschlossenen Fonds in einen Investmentfonds zu investieren. Bei einem Direktinvestment würde er erhebliche Kosten sparen. Ein Immobilienerwerb soll maximal für 70 Prozent des Verkehrswertes erfolgen oder in Verbindung mit lebenslangem Wohnrecht für 60 Prozent. Alle Arten von Immobilienprojektentwicklungen sind möglich. Bei Gewährung eines Darlehens bezüglich von Immobilien, Prozesskosten, Projekten, Kapitalanlagen müssen wenigstens 15 Prozent Zinsen pro Jahr erreicht werden. Investitionen in Kapitalanlagen anderer Währungen sind möglich. Die Fondsgesellschaft kann ihren eigenen Gesellschaftern ein Darlehen in Höhe des maximal theoretischen Abfindungsbetrags gewähren, die Zinshöhe entspricht der eines Dispositionskredites. Dies ist ein deutliches Indiz dafür, dass in diesem Fonds eine völlig falsche Anlegerzielgruppe angesprochen wird. Ein Anlagebeirat, bestehend aus dem persönlich haftenden Gesellschafter, einem Vertreter des Vertriebs und einem möglichen Beiratsmitglied, muss den Investitionen zustimmen. Nach der Hebelung durch eine Fremdfinanzierung müssen die Investitionen zweistellige Jahreserträge erwirtschaften. Sollte eine Investition eine staatliche Genehmigung erfordern, wäre diese zunächst vorzulegen. Im Prinzip kann der Fonds in alles investieren.

Finanzierung. Zunächst erweckt der Finanzierungsplan den Glauben, es handele sich um einen reinen Eigenkapitalfonds. Das Nichtaufzeigen der wahren Fondsfinanzierung verstößt unserer Meinung nach erheblich gegen die erforderliche Klarheit in Fondsprospekten. Mit dem Eingehen von Zinsdifferenzgeschäften will CIS zweistellige Renditen erwirtschaften. Dabei sollen endfällige Darlehen in nicht definierter Höhe aufgenommen werden, deren Zinsen und Zinseszinsen in der Summe niedriger als die mit dem Darlehensbetrag erwirtschaftete Rendite sein sollen. Da die Darlehensaufnahme auch in Schweizer Franken erfolgen kann, entsteht ein entsprechendes Währungsrisiko. Das Eigenkapital kann unbegrenzt erhöht werden. Nur 71 Prozent des Fondsvolumens ohne mögliche Darlehensaufnahmen in unbegrenzter Höhe sollen investiert werden, unglaubliche 29 Prozent sind Fondsnebenkosten.

Vergütung 2,6 Prozent des eingezahlten Eigenkapitals sind mindestens für laufende Fondsnebenkosten zu zahlen. Dies entspricht im ersten vollen Jahr einem Prozent des gesamten zu zahlenden Eigenkapitals inklusive Agio, wird durchschnittlich jährlich um sehr hohe sieben Prozent pro Jahr gesteigert und beträgt im letzten Prognosejahr üppige zwei Prozent des Eigenkapitals inklusive Agio.

Rückfluss. CIS erhält umfangreiche 50 Prozent der jährlichen Erträge, die über die geplanten Gewinnvorabs hinausgehen. Auf eine anlegerbezogene Kapitalrückflussprognose wurde im Prospekt leider verzichtet mit der Begründung nicht feststehender Abläufe der Zielinvestments und vieler unvorhersehbarer Faktoren. Sofern ausschüttungsfähige Gewinne zur Verfügung stehen, richten sich die möglichen prozentualen Auszahlungen der Anleger als Gewinnvorab nach der Laufzeit der Einmalanlage beziehungsweise des Sparplans. So sollen beispielsweise Anleger, die eine zehnjährige Laufzeit gewählt haben, jährlich zehn Prozent ihres Eigenkapitals (vermutlich ohne Agio) als Gewinnvorab zurückerhalten, Anleger, die 20 Jahre dabei bleiben wollen, zwölf Prozent. Wie hoch die Gesamtauszahlungen und die jährlichen IRR-Renditen sein könnten, bleibt, wie gesagt, offen.

Vertragsgestaltung. Bei einer etwaigen Rückabwicklung des Fonds hätten die Gesellschafter kein Recht auf die vollständige Rückzahlung ihres Eigenkapitals. Die Ladungsfrist für Gesellschafterversammlungen beträgt nur zwei Wochen. Sofern die Treugeber von ihrem Weisungsrecht keinen Gebrauch machen, stimmt die Treuhänderin den Beschlussvorschlägen der persönlich haftenden Gesellschafterin zu. Scheidet ein Anleger vor Ablauf seiner Kündigungsfrist und innerhalb der ersten zehn Jahre aus der Fondsgesellschaft aus, so hat er Kosten in Höhe von elf Prozent seines Zeichnungsbetrages (bei einer Teilkündigung – seines gekündigten Betrages) zu zahlen. Nach Ablauf der zehn Jahre reduziert sich die Kostenpauschale auf fünf Prozent, jeweils zuzüglich Umsatzsteuer.

fondstelegramm-Meinung. Es handelt sich in jeglicher Hinsicht um einen Blindpool. Drei der vier Vorgänger waren Lebensversicherungsfonds, einer ein Immobilienfonds. Das kann bedeuten, dass der Initiator selbst in der avisierten, breit aufgestellten Produktpalette noch über keine konkreten Erfahrungen verfügt. Seine fehlende Gesprächsbereitschaft und die Verweigerung der Beantwortung unserer Fragen deuten zumindest auf eine mangelhafte Professionalität hin. Die niedrige Mindestbeteiligung und die Ansparmöglichkeit mit geringen Monatsraten steht im krassen Gegensatz zur Risikoklasse des Fonds. Die Gefahr, dass Kunden der falschen Risikoklasse diesen Fonds zeichnen, ist äußerst hoch. Der Finanzierungsplan entspricht nicht den Klarheits-Erfordernissen in Emissionsprospekten. Er suggeriert einen Eigenkapitalfonds, obwohl Darlehensaufnahmen in unbegrenzter Höhe nicht nur erlaubt, sondern ganz konkret vorgesehen sind. Primär mittels Fremdfinanzierungshebeln sollen die geplanten zweistelligen Renditen erzielt werden. Die Investitionskriterien erlauben quasi fast alle Arten an Investitionen und Investitionsgegenständen. Die Gelder des Fonds können über den Initiator selbst oder die mit ihm verbundenen Unternehmen und natürlichen Personen fließen. Für Anleger dürfte es für einige der genannten Fondsgegenstände, wie Investmentfonds, wohl kostentechnisch keinen Sinn machen, sich über einen geschlossenen Fonds an diesen zu beteiligen. Die Fondsnebenkosten in der Investitionsphase sind völlig überhöht.

Fondskonzept und fehlende Gesprächsbereitschaft des Initiators mahnen zur Vorsicht. fondstelegramm rät, von diesem Fonds Abstand zu nehmen.