Standortbestimmung. Am Mittwoch, den 12. November, fand die fondstelegramm-Tagung „Der geschlossene Fonds inmitten der Finanzkrise“ statt und nahm eine aktuelle Standortbestimmung des geschlossenen Fonds vor. Es findet seit einigen Wochen so gut wie kein Umsatz mehr statt. Es sind aber nicht nur zutiefst verunsicherte Anleger betroffen und Vertriebe, denen das Jahresendgeschäft wegbricht. Auf Seiten der Bank führt die Verunsicherung zu einer radikalen Verschärfung der Konditionen des überhaupt noch möglichen Kreditgeschäfts und die Anbieter hadern mit staatlicher Regulierung.

Vertragsklauseln. Die Finanzkrise bekommen diejenigen am stärksten zu spüren, die zur Projektfinanzierung auf Banken angewiesen sind. Die aktuelle Entwicklung an den Finanzmärkten, so die These von Rechtsanwalt Jan-Holger Arndt von Freshfields Bruckhaus Deringer, führt nicht nur zu einer Neueinschätzung von Kreditrisiken, sondern auch zu einer Verschiebung des Verhandlungsgewichts von der Kreditnehmer- zur Kreditgeberseite. Letzteres zeigt sich insbesondere darin, dass Vertragsklauseln zum Einsatz kommen, die die Kreditkonditionen verstärkt an die laufende Entwicklung des Marktes oder die Entwicklung der Bonität des Kreditnehmers anpassen (beispielsweise Market-Flex- oder Margin-Grid-Klauseln). Wenn sich Banken nicht mehr angemessen refinanzieren können, dann werden sie – dank einer Market-Disruption-Klausel – Mehrkosten auf den Kreditnehmer abwälzen und gegebenenfalls aus dem Vertrag aussteigen.

Wege aus der Krise. Die Krise dazu zu nutzen, Missstände zu erkennen und abzuschaffen, war der Tenor des Vortrags von Bernhard Köhler, Vorstand der Schweizerischen Swisslake Capital AG. Die Einstiegsbarrieren in den Markt seien viel zu niedrig, und zu oft sei die Meinung vertreten, sich fehlendes Know-how jederzeit einfach zukaufen zu können. Zu viele Produkte kranken daran, dass sie vertriebsgesteuert konzipiert sind und die Anbieter ein Risikomanagement vermissen lassen. Chancen in näherer Zukunft gibt er reinen Eigenkapitalfonds und Finanzierungsmodellen zwischen Institutionellen und Emissionshäusern.

Drohende Regulierung. Otto Bernhardt, finanzpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, macht eine europaweite Regulierungswut als politische Reaktion auf die Finanzkrise aus. Er selbst steht Regulierungen skeptisch gegenüber: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht mit Reglementierung etwas kaputt machen“, warnt er die Branche und rät ihr, selber Standards und Maßregeln zu etablieren, um einer Regulierung zuvorzukommen. Denn die Regierung plane, die für den Kapitalmarkt notwendigen Regulierungen noch im zweiten Quartal des kommenden Jahres, also vor der Sommerpause des Bundestages, abzuschließen. Die Branche müsse also im ersten Quartal entsprechende Signale setzen, „um Schlimmeres zu verhindern“, wie Bernhardt sagte, „die Zeit läuft!“

Die Branche ist aufgefordert, durch das Ergreifen geeigneter Maßnahmen einer Überregulierung zuvorzukommen.