BDI stürzt ab. Der Baltic Dry Index (BDI) fällt schon wieder ins Bodenlose. Allein seit dem Antrag Korea Lines auf Gläubigerschutz am Dienstag voriger Woche ist er bis gestern Abend um 16 Prozent auf 1.084 Punkte gefallen. Von Jahresbeginn hat der ohnehin schon auf sehr niedrigem Niveau stehende BDI 36 Prozent verloren. Gemessen am Vorjahreshoch im Mai (4.209 Punkte) ist der Absturz auf 74 Prozent zu beziffern. Damals sackte der Index innerhalb von zwei Monaten auf 1.700 Punkte ab, um sich dann wieder binnen zwei Monaten auf ein Zwischenhoch von 2.995 Punkten zu kämpfen. Seit September geht es allerdings nur noch bergab.

Spotmarkt im freien Fall. Die Charterraten für Bulker haben ein katastrophales Niveau erreicht. Moderne Caper verdienten Ende vergangener Woche laut Clarkson Research im Durchschnitt nur noch 6.485 Dollar am Tag. Das sind 24 Prozent weniger als eine Woche zuvor und fast 78 Prozent weniger als der durchschnittliche Verdienst im Jahr 2010. So kam es, dass Panamax-Bulker mehr als die größeren Schiffe verdienten. Allerdings liegt auch deren Spotmarktrate um 57 Prozent unter dem Durchschnitt aus 2010.

Zeitchartern unter Druck. Die durchschnittlichen Zeitcharter-Erlöse sind ebenfalls gesunken, aber bei Weitem nicht so stark wie die Spotmarktraten. Drei Jahre laufende Kontrakte werden derzeit zu ähnlichen und bei den Capern sogar zu höheren Raten abgeschlossen als bei Einjahres-Chartern. Moderne Caper verdienen bei einem Zwölf-Monats-Abschluss durchschnittlich 20.750 Dollar, während es im Dreijahres-Kontrakt nur 18.500 Dollar sind. Einjährige Raten sind gegenüber 2010 je nach Schiffsgröße um 22 bis 44 Prozent gefallen. Bei den drei laufenden Beschäftigungen beträgt das Minus zwischen neun und 28 Prozent.

Niedrige Abschlüsse. Charterer können Schiffe gerade zu Schnäppchenpreisen einbuchen. In der vorigen Woche hat die Reederei Cosbulk den 171.516-tdw-Bulker Cape Island für elf bis 13 Monate zu einer Rate von nur 19.500 Dollar eingechartert. Das MS Cape Shanghai (174.109 tdw) kostet die Reederei Oldendorff in einer fünf bis sieben Monate laufenden Charter nur 18.000 Dollar. Für den Panamax-Bulker Agios Konstantinos (76.629 tdw) zahlt Oldendorff in den nächsten vier bis sechs Monaten mickrige 14.000 Dollar.

Flotte wächst nonstop. In den ersten Wochen 2011 ist die weltweite Bulkerflotte netto um 73 Schiffe und 6,4 Millionen tdw gewachsen. Die Ablieferung neuer Schiffe hält den Druck auf die Charterraten hoch. In den Orderbüchern stehen immer noch rund 3.200 neue Bulker, von denen gut die Hälfte in diesem Jahr vom Stapel laufen soll. Damit ist der Irrationalität noch kein Ende gesetzt. Denn zahlreiche Reeder bestellen munter neue Bulker. Diese Frachter werden immerhin erst ab 2012/13 ihre Bahnen auf den Weltmeeren ziehen.

fondstelegramm-Meinung. Der Bulkermarkt befindet sich in einer Krise. Das können selbst Schöngeister nicht mehr leugnen. Natürlich zwingt nicht nur die Pleite von Korea Line den BDI und die Spotmarktraten in die Knie. Die Import- und Produktionspolitik Chinas spielt ebenso eine Rolle wie die ausgebremsten Schiffe, die vor Australiens Häfen auf Ladung warten. Der Bulkermarkt entwickelt sich gegensätzlich zur Weltkonjunktur. Das zeigt, wie lebendig er ist – und welche Risiken er Anlegern beschert.

Die Charterer können Schiffe momentan extrem günstig beschäftigen. Für die Schiffseigner sind die niedrigen Charterraten hingegen schwer verdaulich.