Studie. Seit mehreren Jahren stellt Rödl und Partner „Trends, Schwerpunkte und Innenansichten“ des deutschen Private Equity-Markts vor. Dafür werden jährlich um die 100 Teilnehmer, deutsche Beteiligungsunternehmen, zum Stand der Dinge und ihre Zukunftsperspektiven befragt. Die relevantesten Themen für 2011 sind die deutliche Aufhellung der Aussichten des Markts, der zunehmende Wettbewerb um Zielunternehmen und das verbesserte Marktumfeld für Exits.

Viel Zuversicht. 84 Prozent schätzen die aktuelle Marktsituation besser als vergangenes Jahr ein: 98 Prozent planen im laufenden Jahr, neue Beteiligungen einzugehen, die Zahl der geplanten Exits ist deutlich angestiegen und 60 Prozent der Befragten rechnen mit Preissteigerungen für Unternehmen. Kurz: mehr Bewegung auf höherem Niveau. Als Indikator dafür, dass die Krise überwunden ist, nennt die Studie den Wandel bei den grundlegenden Beweggründen. War im Jahr 2009 noch der Wunsch nach Bankenunabhängigkeit das überwiegende Motiv, einen Finanzinvestor ins eigene Unternehmen zu lassen, so steht der jetzt mit nur noch elf Prozent auf Platz vier. Auf Platz eins steht wieder die Wachstumsfinanzierung, „typisch für Zeiten guter Konjunktur“ sagt die Studie. Entsprechend kehren auch die Banken als Financiers wieder zurück. Der am häufigsten anzutreffende Finanzierungsmix ist zwar nach wie vor ein EK/FK-Verhältnis von annähernd 50/50 aber die Anteile haben sich hin zu größeren FK-Anteilen verschoben. Auch die Vorbehalte der Institutionellen scheinen vorüber zu sein, die befragten Beteiligungsunternehmen stellen bei Großanlegern wieder mehr Aufgeschlossenheit fest. Mittel sind also reichlich vorhanden, aber der Wettbewerb um geeignete Zielunternehmen nimmt zu. Das treibt zwar die Preise nach oben, wird aber auch die Konsolidierung vorantreiben.

Marktzahlen. Laut dem Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften, auf den sich die Studie bezieht, sind in Deutschland im Jahr 2010 circa 4,4 Milliarden Euro Beteiligungskapital in gut 1.300 überwiegend kleine bis mittelgroße Unternehmen investiert worden. Dabei verstetigte sich der Trend zu längeren Engagements: Die durchschnittliche Haltedauer eine Beteiligung beträgt 6,6 Jahre. Das entspricht nicht mehr dem hässlichen Bild der Heuschrecke. Die längere Haltedauer kann aber auch den fehlenden Exit-Möglichkeiten der vergangenen Jahre geschuldet sein. Die haben sich inzwischen deutlich verbessert, auch wenn ein „IPO-Boom“ wohl ausbleiben wird, dafür ist der Börsengang als Kapitalbeschaffungsinstrument für Unternehmen – beispielsweise im Vergleich zur Ausgabe von Anleihen, zu kostspielig.

Branchen, Phasen, Regionen. Die neuen Spitzenreiter sind die alten bevorzugten Branchen: IT, Cleantech und Medizintechnik. Weiterhin gilt für Deutschland auch, dass die Finanzierung der Stufen Growth und Later Stage im Vordergrund stehen. Für Frühphasenfinanzierung, so Rödls Studie, ist Deutschland ein „schwieriges Umfeld“. Der Gesetzgeber müsste die Rahmenbedingungen verbessern und Anreize schaffen, sich auch in früheren Unternehmensphasen schon zu engagieren. Im internationalen Vergleich bei Frühphasenfinanzierungen ist Deutschland weit abgeschlagen. Weil der deutsche Wirtschaftsstandort insbesondere von Innovationen lebt, macht Rödl hier einen starken Handlungsbedarf aus. Die wichtigsten Regionen sind Bayern, insbesondere der Raum München, NRW und Baden Württemberg. In diesen drei Bundesländern gibt es auch die meisten Patentanmeldungen. Hoffnungsträger Sachsen rückte von Platz acht auf vier.

Die Studie kann über Regina.Voelker@Roedl.com bezogen werden.