Angebot. Die bisher auf US-Lebensversicherungsfonds spezialisierte BAC Berlin Atlantic Capital AG bietet über eine Dachfondskonstruktion erstmals öffentlich Investitionen in Infrastruktur an. BAC plant, den derzeitigen Blindpool in nur einem Jahr mit etwa 20 städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen in fünf Bundesstaaten der USA auszustatten. Anleger können sich ab 15.000 Euro zuzüglich fünf Prozent Agio an der Infra Trust Zwei GmbH & Co. KG beteiligen. Das Fondsvolumen beträgt 20 Millionen bis maximal 50 Millionen Euro. Das Mindestzeichnungsvolumen von fünf Millionen Euro wurde bereits erreicht. Der Fonds endet am 31. Dezember 2011, verlängerbar um dreimal ein Jahr. Steuerlich werden Einkünfte aus Gewerbebetrieb erzielt, die in den USA versteuert werden und in Deutschland unter dem Progressionsvorbehalt zu berücksichtigen sind. Zeichner sind zur jährlichen Abgabe einer Steuererklärung in den USA verpflichtet.

Historie. Seit ihrem Gründungsjahr 2004 hat die BAC bis Ende 2006 sechs US-Lebensversicherungs-Fonds und zwei Inhaberschuldverschreibungen auf US-Lebensversicherungsbasis mit einem Eigenkapitalvolumen von 67,5 Millionen Euro platziert. Die Fonds liefen bisher alle prognosegemäß. In diesem Jahr will BAC Fondsanteile in Höhe von 110 Millionen Euro verkaufen. Das Infrastruktur-Private Placement Infratrust Premium 1 mit einem Eigenkapitalvolumen von fünf Millionen Euro hatte BAC in diesem Jahr aufgelegt.

Beteiligungsstruktur. Die Fondsgesellschaft erwirbt gemeinsam mit weiteren künftigen BAC-Fonds Anteile an der Infra Trust Asset Pool, LLLP, einer Art Kommanditgesellschaft nach amerikanischem Recht. Diese investiert über projektbezogene Limited Liability Companies in US-Infrastrukturprojekte. Die Investitionsentscheidungen trifft die Geschäftsführung des Asset Pools. Der Projektmanager, ein Joint Venture mit etwa 30 Prozent Gesellschaftern aus dem Umfeld einer seit 23 Jahren existierenden amerikanischen Unternehmensgruppe mit Spezialisierung auf dem Gebiet der Telekommunikation, übernimmt das laufende Projektmanagement. Der Asset Pool wird monatlich von einem unabhängigen Gutachter in den USA bewertet. Er ermittelt den Preis, zu dem ein Anteil vom Asset Pool gekauft oder an diesen zurückgegeben werden kann. Durch die Präsenz des Managements vor Ort wird eine US-Betriebsstätte begründet, weshalb ihr zuzurechnende Einkünfte ausschließlich in USA besteuert werden. Um alle Fäden selbst in der Hand zu haben, erfüllen Unternehmen der Berlin Atlantic Gruppe nicht nur die Funktion des Initiators, sondern auch die der Fondsgeschäftsführung, des Projektmanagers und der geschäftsführenden Gesellschafterin des Asset Pools, woraus Interessenskonflikte beispielsweise bei der Rückgabe von Pool-Anteilen oder der Übernahme von Grundstücken entstehen könnten. Die Struktur ist von zahlreichen personellen Verflechtungen geprägt. Die Berlin Atlantic Gruppe beteiligt sich nicht finanziell am Asset Pool, eine finanzielle Beteiligung gilt in dieser Branche jedoch als üblich.

Investmentstrategie. Die Investitionskriterien sind sehr weit gefasst: Für jedes ausgewählte Infrastrukturprojekt müssen eine Machbarkeitsstudie und ein Wertgutachten vorliegen. Maximal 20 Prozent der Investitionssumme sollen in schwache Regionen mit außergewöhnlichen Entwicklungsmöglichkeiten investiert werden, maximal 30 Prozent in Wachstumsregionen und mindestens 50 Prozent in überproportional wohlhabende oder wachsende Regionen. Bei einer angenommenen Investitionssumme von zehn Millionen US-Dollar sollen mindestens vier Projekte verwirklicht werden. Auf ein Projekt darf ein relativ hoher Anteil von 40 Prozent der Investitionssumme entfallen. Bislang hat die Infra Trust Partner Inc. jedoch noch keine Investitionen getätigt. Deshalb wären, zusätzlich zur Beschreibung möglicher Investitionsstandorte, eine ausführlichere Darstellung der geplanten Infrastrukturmaßnahmen und der Realisierbarkeit weiterer Projektideen wünschenswert.

Finanzierung und laufende Kosten. Das geplante Fondsvolumen in Höhe von 21 Millionen Euro inklusive Agio wird komplett mit Eigenkapital finanziert. Davon fließen nur 80,95 Prozent in den Asset Pool, dafür aber 4,36 Prozent in eine Liquiditätsreserve. Der Asset Pool darf Darlehen aufnehmen, die Bedingungen dazu stehen noch nicht fest. Für Fondsmanagement, Treuhandvergütung, Mittelverwendungskontrolle und laufende Verwaltung zahlt die Fondsgesellschaft von 2008 bis 2011 durchschnittlich jährlich 0,81 Prozent des gezeichneten Kapitals. Die durchschnittliche Managementgebühr des Asset Pools liegt von 2008 bis 2011 bei 1,95 Prozent pro Jahr des Eigenkapitals des Pools. Im selben Zeitraum fallen durchschnittlich 0,14 Prozent pro Jahr des Eigenkapitals für die Mittelverwendungskontrolle und jährlich 1,27 Prozent für laufende Verwaltungskosten an.

Rückfluss. Die Fondsgesellschaft realisiert ihre Gewinne nur am Ende der Fondslaufzeit über die Wertsteigerung des Asset Pools bei Rückgabe der Anteile. Dabei gehen zunächst alle Ausschüttungen an die Kommanditisten, bis sie ihre gesamte Einlage (ohne Agio) plus eine IRR-Rendite in Höhe von jährlich zehn Prozent vor Steuern erhalten haben. Der Rest wird im Verhältnis 60 Prozent an die Anleger, 40 Prozent an den Komplementär aufgeteilt. Insgesamt verspricht BAC seinen Anlegern eine IRR-Rendite von jährlich 12,4 Prozent vor Steuern, das entspricht 10,2 Prozent nach Steuern.

Recht. Die Prospektverantwortung tragen BAC und die Fondsgesellschaft gemeinschaftlich. Damit gehört BAC zu den 20 Prozent der Initiatoren, die die Prospektverantwortung nicht allein übernehmen. Gesellschafterversammlungen sind bereits bei Anwesenheit von 25 Prozent der Stimmrechte beschlussfähig. Treugeber, die ihr Abstimmungsverhalten beim Treunehmer nicht kundgetan haben, zählen als anwesend mit. Mangelnde Abstimmungsdisziplin von Treugebern kann somit schnell zu beschlussfähigen Gesellschafterversammlungen mit nur wenigen Gesellschaftern führen. Die Haftsumme zur Eintragung ins Handelsregister beträgt nur 0,1 Prozent. Das ist lobenswert.

fondstelegramm-Meinung. Die Zeichnung des Infratrust 2, einem Blindpool mit Dachfondsstruktur ohne finanzielle Beteiligung des Managers, basiert in höchstem Maße auf dem Vertrauen in die Berlin Atlantic Gruppe, die nach Erfolgen im US-Lebensversicherungsmarkt jetzt auch im US-Infrastrukturbereich Fuß fassen will. Eine große Portion Optimismus gehört dazu, den ersten Infrastrukturfonds der BAC-Reihe zu zeichnen, da der Asset Pool bislang nichts investiert hat und nur wenige konkrete Investitionsvorhaben vorliegen. Die Investitionsquote ist niedrig, dafür die Liquiditätsreserve höher. Interessenkonflikte sind nicht ausgeschlossen. Die Prospektverantwortung wird hälftig auf die Fondsgesellschaft abgeschoben. Die Hafteinlage im Handelsregister ist erfreulich niedrig. Gesellschafterversammlungen sollten alle Gesellschafter aktiv wahrnehmen, um Abstimmungen mit nur wenigen Stimmen zu vermeiden.

Eine Beteiligung am Infratrust 2 ist reine Vertrauenssache.