Angebot. Die HeiWie 101 GmbH bietet über die Crowdinvesting-Plattform Moneywell zweckgebundene Nachrangdarlehen an. Die Darlehensbeträge sollen dem Erwerb eines unbebauten Grundstücks in Perlach dienen, das alsbald mit Baugenehmigung und Projektentwicklung weiterverkauft werden soll. Insgesamt sollen mindestens 1,5 Millionen Euro, maximal 1,7 Millionen Euro platziert werden. Erreichen die abgeschlossenen Darlehensverträge bis Mitte Juni 2019 nicht wenigstens ein Volumen von insgesamt 1,5 Millionen Euro, werden die bereits vorliegenden Darlehensbeträge wieder zurückgezahlt, ohne Zinsen. Die Nachrangdarlehen müssen über mindestens 100 Euro lauten. Anleger erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen. Die Darlehenslaufzeit endet am 31. Dezember 2019.

Darlehensnehmer. Darlehensnehmer ist die im Oktober 2011 gegründete HeiWie 101 GmbH. Sie verfügt über ein Stammkapital von 25.000 Euro. Ihr Geschäftsführer ist Henning Rehmer. Er ist Diplom Kaufmann und war vorher als Geschäftsführer der inzwischen liquidierten Rhein-Ruhr-Solar GmbH tätig. Die Angaben in den Zeichnungsunterlagen zum Darlehensnehmer erlauben etwaigen Zeichnern nicht, sich ein ausreichendes Bild über den Vertragspartner zu verschaffen.

Projekt. Das Grundstück liegt in München-Perlach, in der Heinrich-Wieland-Straße 99, gegenüber der Grünanlage Ostpark. Die Heinrich-Wieland-Straße ist vierspurig, mit begrünter Verkehrsinsel. Laut Immobilienscout ist das Grundstück mit einer alten Halle bebaut. Auf Google Maps ist ersichtlich, dass die Halle für Autoaufbereitung, Reifenservice und Autoreparaturen benutzt wurde. Auf dem Nachbargrundstück befindet sich eine Tankstelle. Bis zum U-Bahnhof Quiddestraße sind es 600 Meter. Zwei Bushaltestellen und ein Lebensmittediscounter liegen um die Ecke.
Das Grundstück misst 879 Quadratmeter. Der Kaufvertrag wurde bereits geschlossen. Es ist jedoch nicht bekannt, zu welchem Preis das Grundstück durch den Darlehensnehmer erworben wurde und wie hoch die Planungskosten lagen.
Für den Wiederverkauf wird das Grundstück auf Immobilienscout für 2,28 Millionen Euro angeboten, das sind rund 2.600 Euro je Quadratmeter Grundstücksfläche. Fünf auf Immowelt veröffentlichte Angebote vom Januar 2019 für Baugrundstücke in Perlach, auf denen Ein- oder Mehrfamilienhäuser errichtet werden können, lauteten über durchschnittlich 2.400 Euro je Quadratmeter Grundstücksfläche.
Für das Grundstück soll die Baugenehmigung vorliegen, die das Errichten eines zweigeschossigen Wohnhauses mit 700 Quadratmetren Nutzfläche vorsieht. Die Planung soll abgeschlossen sein. Vorgesehen ist die Errichtung von Mikroapartments.

Nachrangdarlehen. Die Darlehen sind nachrangig gegenüber anderen Gläubigern. Ab Erreichen der Fundingschwelle von 1,5 Millionen Euro, danach ab dem Einzahlungstag seitens der Darlehensgeber, sollen die Darlehen mit 3,75 Prozent jährlich verzinst werden. Zinsen und Tilgung sind endfällig. Die Darlehen dürfen sechs Monate vor und nach dem Rückzahlungstag, dem 31. Dezember 2019, getilgt werden. Zins- und Tilgungszahlungen sollen aus dem Verkaufsmehrerlös für das unbebaute Grundstück samt Planungsleistungen und Baugenehmigung geleistet werden.

Finanzierung. Ein Finanzierungsplan wurde nicht in den Unterlagen abgebildet. Es wird lediglich angegeben, dass der Darlehensnehmer kein weiteres Fremdkapital aufnehmen will.

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Da nicht bekannt ist, wann und zu welchem Preis der Darlehensnehmer das Objekt erworben hat, kann die Wirtschaftlichkeit der Vermögensanlage nicht eingeschätzt werden. Ein Mehrwert kann durch die Planungsarbeiten und die vorliegende Baugenehmigung geschaffen worden sein.

Risiken. Der Darlehensnehmer verfügt über keine nennenswerte Bonität. Zu seinem Immobilien-Know-how wird nichts in den Zeichnungsunterlagen berichtet. Daraus resultiert die Gefahr, dass die Grundstückssituation falsch eingeschätzt wurde.
Das größte Risiko besteht darin, dass der Wiederverkaufspreis nicht ausreicht, um Zinsen und Tilgung zu begleichen. Da der ursprüngliche Kaufpreis nicht publik gemacht wurde, kann der zu erwartende Mehrerlös nicht eingeschätzt werden.
Auf dem Grundstück steht laut Google-Maps eine Halle, in der laut ihrer Beschilderung Autos repariert wurden. Zudem befindet sich auf dem Nachbargrundstück eine Tankstelle. Beides kann zu einer Bodenbelastung geführt haben. Die Angaben zum Thema Bodenkontaminierung wurden in den Zeichnungsunterlagen aufgrund der Gegebenheiten nur unzureichend behandelt. Ob die Halle inzwischen abgerissen wurde, ist nicht bekannt.
Es wurden keine Risikobegrenzungsmaßnahmen getroffen.

Kosten. Die Anleger müssen keine weiteren Kosten tragen. Unter der Annahme, dass der Zinslauf am 1. Februar 2019 beginnt, muss der Darlehensnehmer insgesamt 10,3 Prozent des Nachrangdarlehensbetrags für die Dienstleistungen der Crowdinvesting-Plattform, des Treuhänders und für die Zinsen an die Nachrangdarlehensgeber zahlen.

fondstelegramm-Meinung. Für die Vermögensanlage spricht, dass ihr Gegenstand ein verkehrsgünstig gelegenes Grundstück in München ist, für das bereits eine Baugenehmigung für die Errichtung eines Mehrfamilienhauses eingeholt wurde und eine Planung vorliegt. Doch zum Darlehensnehmer, insbesondere seinem Immobilien-Know-how und seiner Bonität, wurden keine hinreichenden Angaben gemacht. Auch der Einkaufspreis des Grundstücks wurde nicht benannt, sodass ein zu erwartender Mehrerlös nicht eingeschätzt werden kann.

Potenzielle Darlehensgeber verfügen nicht über die nötigen Informationen, um eine Investitionsentscheidung zu treffen.