Angebot. Der Emittent und Darlehensnehmer, die MS „FL Levante“ GmbH & Co. KG, bietet über die Crowdinvesting-Plattform Marvest unbesicherte Nachrangdarlehen in Höhe von insgesamt 350.000 Euro an. Die Fundingschwelle liegt bei 300.000 Euro. Die Anlegergelder dienen der teilweisen Refinanzierung von Eigenkapital, das der Emittent für den Erwerb eines 14 Jahre alten Minibulkers eingesetzt hat. Anleger können die Vermögensanlage ab 500 Euro zeichnen. Sie erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen. Die Darlehen sollen mit 7,0 Prozent jährlich verzinst und die Zinsen quartalsweise nachschüssig gezahlt werden. Die Tilgung ist mit 2,0 Prozent pro Quartal vorgesehen, der Rest soll am Laufzeitende zurückerstattet werden. Die Vermögensanlage läuft bis zum 1. April 2023. Bei Verkauf des Schiffs kann der Emittent die Nachrangdarlehen vorzeitig kündigen. Dabei würden die Anleger 25 Prozent der noch bis Ende der Laufzeit ausstehenden Zinsen erhalten.

Markt. Das grundlegende Ziel in der Schifffahrt liegt immer noch im Erreichen eines ausgeglichenen Verhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage. Die Transportleistung wird heutzutage häufig nicht leistungsgerecht bezahlt, so der Hapag-Lloyd-Manager Richard von Berlepsch in der aktuellen Ausgabe der „Deutschen Seeschifffahrt“ des Verbands Deutscher Reeder. Zudem steht die Branche vor gewaltigen Investitionen, die die geforderten höheren Umweltstandards mit sich bringen. So wird ab 2020 schwefelarmer Treibstoff Pflicht. Thomas Wehr, Geschäftsführer der Reederei Oskar Wehr, setzt im Bulkergeschäft auf moderne Bulker unterschiedlicher Größen, um als Reederei flexibel reagieren zu können. Denn der Bulkermarkt leidet unter dem Handelsstreit zwischen den USA und China und die mageren Ernten in Australien. Wehr baut auf kleinere Tonnage, denn bei kleineren Bulkern seien die Charterraten nicht so volatil.

Emittent und Darlehensnehmer. Die MS „FL Levante“ GmbH & Co. KG gehört zu der von Dierk Faust und Wilma Lichtwald im Jahr 2018 gegründeten Reederei FL Schifffahrt. Sie übernimmt das technische und kaufmännische Management des Schiffs. FL Schifffahrt betreut derzeit drei Containerschiffe mit je 860 TEU und drei Minibulker. Ihr Geschäftsführer ist Dierk Faust.
Dierk Faust ist auch Geschäftsführer der 2009 gegründeten Reederei Eicke Verwaltungs GmbH. Deren Flotte ist identisch ist mit der Flotte der FL-Schifffahrt, ausgenommen das Schiff „FL Levante“. Bis Anfang 2017 war Faust Geschäftsführer der Reederei Lehmann GmbH & Co. KG.

Befrachtung. Der Emittent hat einen exklusiven Befrachtungsvertrag mit der Schultz Shipping GmbH, einer 100-prozentigen Tochter der Copenhagen Merchants Group, abgeschlossen. Letzterer ist ein 1977 gegründeter Getreide- und Düngemittelhändler aus Dänemark. Sein Warenumschlag liegt bei rund 15 Millionen Tonnen jährlich. Das Unternehmen beschäftigt rund 300 Mitarbeiter und ist mit insgesamt sieben Zweigstellen in fünf Ländern tätig. Die Schultz Shipping GmbH beendete das Geschäftsjahr 2017 mit einem Jahresüberschuss von rund 194.000 Euro, bei einer Bilanzsumme von rund 2,6 Millionen Euro. Ihre Eigenkapitalquote lag bei 38 Prozent. Sie beschäftigte acht Angestellte.

Schiff. Das MS „FL Levante“ ist ein 2005 von der niederländischen Werft Peters Shipyard gebauter Massengutfrachter mit einer Tragfähigkeit von 5.750 Tonnen. Es hat eine Containerkapazität von 252 TEU und erreicht eine Geschwindigkeit von 12 Knoten. Durch Getreideschotten, eine CO2-Anlage, eine Deckausrüstung für Stammholz, eine verstärkte Tankdecke und rechteckige Laderäume ist das General Cargo Ship vielfältig einsetzbar. Es verfügt über die zweithöchste Eisklasse 1B. Die „FL Levante“ soll überwiegend in Nordeuropa und auf dem Mittelmeer eingesetzt werden. Der Minibulker fährt unter der Flagge Antigua & Barbuda. Der Emittent hat den Massengutfrachter am 2. April 2019 für 4,1 Millionen Euro erworben.
Das Schiff hieß früher „MS Donau“ und gehörte dem geschlossenen Fonds Klaus Eilbrecht Schiffahrts GmbH & Co. KG „MS Donau“. Der hat das Schiff im Jahr 2007 für 11,5 Millionen Euro gekauft. Die kalkulierte Charterrate lag bei 5.800 Euro pro Tag. Das „MS Donau“ fuhr für die Eilbrecht Reederei, vorwiegend in Nord- und Westeuropa und im Mittelmeerraum. Die Fondsgesellschaft musste 2015 Insolvenz anmelden. Ende August 2015 hat die HS Bereederungs GmbH den Minibulker übernommen.

Finanzierung. Das rund 4,6 Millionen Euro betragende Gesamtinvestitionsvolumen wird zu 32 Prozent aus Eigenkapital finanziert. 8 Prozent sollen durch Anlegergelder refinanziertes Eigenkapital darstellen. 60 Prozent sind Bankdarlehen.

Prognose oder Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Die Zinsen und Tilgungsleistungen an die Anleger sollen aus dem laufenden Schiffsbetrieb erbracht werden. Es wurden Chartereinnahmen von 4.300 Euro pro Tag kalkuliert. Nach Angaben der Harper Petersen & Co. Shipbrokers werden derzeit für Containerschiffe mit 700 TEU, und damit etwas größere Schiffe als das „FL Levante“, Charterraten von rund 5.000 US-Dollar pro Tag gezahlt. Unter der Annahme des aktuellen Wechselkurses von 1,13 US-Dollar je Euro wären das 4.430 Euro pro Tag. Der Eurokurs ist jedoch im Vergleich zum US-Dollar seit einem Jahr tendenziell rückläufig.
Die Bereederungskommission beträgt 4 Prozent der Chartereinnahmen. Der Emittent rechnet jeweils zwei Jahre mit 360 und 350 Einsatztagen. Für Schiffsbetriebskosten wurden durchschnittlich 2.080 Euro pro Tag veranschlagt, für Klassearbeiten im Durchschnitt 100.000 Euro pro Jahr. 2020 soll eine Ballastwasserbehandlungsanlage eingebaut werden. Der Stahlwert des Schiffs beträgt, bei Stahlpreisen von 400 Euro je Tonne, 680.000 Euro.

Risiken. Die Risiken liegen in der künftigen Entwicklung der Charterraten für Minibulker. Der Markt kann noch immer nicht als stabil bezeichnet werden. Zudem läuft der Befrachtungsvertrag vermutlich nur zwei Jahre. Was genau der Befrachtungsvertrag beinhaltet, geht nicht aus den Verkaufsunterlagen hervor. Der Emittent selbst verfügt über keine nennenswerte Bonität.

Risikobegrenzungsmaßnahmen. Es liegen keine Risikobegrenzungsmaßnahmen vor.

Kosten. Anleger brauchen keine weiteren Kosten tragen. Der Emittent muss für die Dienstleistungen der Crowdinvesting-Plattform während der Laufzeit der Vermögensanlage insgesamt 10 Prozent des Emissionsvolumens zahlen, weitere 28 Prozent an die Anleger, das sind insgesamt 38 Prozent beziehungsweise 9,5 Prozent jährlich.

fondstelegramm-Meinung. Für die Vermögensanlage spricht, dass das Schiff bereits eingesetzt ist. Auch die Kalkulation der Kosten ist aus heutiger Sicht plausibel. Darüber hinaus liegt ein Befrachtungsvertrag vor. Was genau der Vertrag jedoch absichert, bleibt offen. Den Formulierungen in den Darlehensbedingungen folgend, läuft der Vertrag wahrscheinlich über zwei Jahre. Dreh- und Angelpunkt ist, ob die kalkulierte Charterrate auch in den zwei Folgejahren erreicht werden kann. Angebot und Nachfrage nach Bulker-Tonnage befinden sich noch immer nicht im Gleichgewicht. Bei kleineren Bulkern sind die Charterraten nach Angaben Dritter jedoch nicht so volatil wie bei größeren Schiffen. Die erst 2018 gegründete Reederei FL Schifffahrt hat eine Flotte aus 5 bis 6 kleinen Schiffen. Sie verfügt über keine nennenswerte Bonität.

Im Endeffekt hängt der Erfolg der Vermögenslage von der weiteren Entwicklung der Charterraten für Minibulker ab.