Angebot. Die Auerbach Schiff 6 GmbH & Co. KG begibt Nachrangdarlehen, die über die neue Crowdinvesting-Plattform Marvest angeboten werden. Die Darlehen sind zweckgebunden und dienen der Refinanzierung von Eigenkapital, das für den Erwerb eines Mehrzweckschiffs verwendet wurde. Es sollen mindestens 1 Million Euro, maximal 1,5 Millionen Euro platziert werden. Anleger können ab 500 Euro ein Darlehen gewähren. Sie erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen. Die Nachrangdarlehen laufen mindestens fünf, planmäßig sechs Jahre bis zum 26. November 2024. Kündigt der Darlehensnehmer vor Ablauf der Mindestlaufzeit, muss er eine Vorfälligkeitsentschädigung in Höhe von 20 Prozent des verbleibenden Zinsbetrags bezahlen, der bis zum Ende der Mindestlaufzeit angefallen wäre.

Darlehensnehmer. Der Darlehensnehmer ist eine Tochter der Reederei Auerbach. Er wird vertreten durch die 2. Bunk & Tebbe GmbH, deren Geschäftsführer ist Johannes Lucius Bunk. Das Geschäftsjahr 2017 endete mit einem Bilanzgewinn von 0 Euro, bei einer Bilanzsumme von 16,3 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote lag bei 99,9 Prozent. Alle neun Einzelschiffsgesellschaften, an denen Auerbach beteiligt war, wiesen negative Ergebnisse aus. Die Reederei Auerbach managt derzeit eine Flotte aus insgesamt 13 Projektladungs- und Schwergutschiffen.

Schiff. Das Mehrzweckschiff Louise Auerbach wurde in China gebaut und ist 11 Jahre alt. Wenn die Darlehensverträge auslaufen, ist es bereits 17 Jahre alt. Seine voraussichtliche Nutzungsdauer beträgt 20 Jahre. Das MS Louise Auerbach mit 12.652 tdw ist mit 2 Kränen ausgerüstet. Es verfügt über die höchste Eisklasse A5 und fährt mit einer Geschwindigkeit von 14 kn, derzeit unter der Flagge von Liberia. Der Darlehensnehmer hat das Schiff im November 2018 für 7,45 Millionen USD erworben. Der Schrottwert liegt momentan bei 2,25 Millionen USD. Die Anlagestrategie des Darlehensnehmers besteht darin, dass Schiff später teurer weiterzuverkaufen.

Charterer. Das MS Louise Auerbach, vormals MS Fanfare, ist bis zum 11. Juni 2019 für 7.500 USD/Tag an die BBC Chartering GmbH & Co. KG verchartert. Der Charterer ist ein Unternehmen der Briese Gruppe. Er ist auf Stückgut und Projektladungen spezialisiert. Seine Flotte besteht momentan aus 40 Schiffen, die überwiegend im Küstenkurzstreckenverkehr eingesetzt werden. Briese Chartering hat das Geschäftsjahr 2016 mit einem Jahresüberschuss in Höhe von rund 744.000 Euro beendet, gegenüber 4,7 Millionen Euro im Vorjahr. Das Rohergebnis sank von 8,7 Millionen Euro in 2015 auf 3,9 Millionen Euro im Folgejahr.

Darlehen. Die Darlehen der Anleger sind unbesichert und nachrangig gegenüber Bankdarlehen, die hier mit 3,5 Millionen USD zu Buche schlagen. Die Nachrangdarlehen sollen mit 6,5 Prozent jährlich verzinst werden. Die erste Zinszahlung ist für den 26. Mai 2019 vorgesehen. Die Darlehen sind endfällig und sollen am 26. November 2024 getilgt werden. Zinsen und Tilgung sollen aus Jahresüberschüssen und einem Liquidationsüberschuss erbracht werden.

Finanzierung. 47 Prozent des Kaufpreises einschließlich Nebenkosten wurden durch Bankdarlehen finanziert, 30 Prozent aus Eigenkapital des Darlehensnehmers, 23 Prozent sollen aus den Nachrangdarlehen der Anleger refinanziert werden.

Prognose. Während im Mai 2015 die Charterraten noch bei 8.500 USD/Tag lagen, fielen sie in den folgenden zwei Jahren auf rund 6.000 USD/Tag. Eine von der Auerbach Reederei, vom Maklerhaus Töpfer und Clarksons erarbeitete Übersicht zu Charterraten für Mehrzweckschiffe mit 12.500 tdw zeigt, dass die Charterraten seit Mai 2017 tendenziell gestiegen sind, von knapp über 6.000 USD auf 7.500 USD pro Tag am 1. November 2018. Ab 2019 kalkuliert der Darlehensnehmer mit einer Charterrate von 7.650 USD pro Tag und 360 Einsatztagen pro Jahr, in Jahren der großen Klasse mit 350 Tagen. Es wurde mit 1,25 Prozent Charter-Kommission gerechnet. Die Schiffsbetriebskosten wurden mit rund 4.100 USD je Tag kalkuliert und mit zwei Prozent jährlich gesteigert, darin ist die Befrachtungskommission von 4 Prozent enthalten. Für Klassearbeiten wurden insgesamt 1,35 Millionen USD veranschlagt.

Verflechtungen. Im Mai 2015 wurde das Schiff zu 13 Millionen USD aus dem geschlossenen Fonds „Bluewater Fanfare“ an die MPP Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG, ein Unternehmen der Peter Döhle-Schiffahrt KG, verkauft. Seit 2011 war das Schiff bereits im Management von Döhle. Doch auch dort konnte es seine Kosten zunehmend nicht mehr einfahren. Um eine Insolvenz zu vermeiden, wurde es in etwa der Höhe der Bankverbindlichkeiten an MPP/Döhle verkauft, die Fondsanleger erlitten hohen Kapitalverlust. Die Peter Döhle-Gruppe ist Hauptgesellschafter der Ernst Russ AG, die wiederum zu 80 Prozent die Crowdplattform Marvest GmbH hält, die restlichen 20 Prozent hält Geschäftsführer Nikolaus Reus.

Risiken. Das Risiko, dass das Schiff Mitte nächsten Jahres keinen Anschlusschartervertrag bekommt, ist aus heutiger Sicht überschaubar. Der Charterer ist an einer Verlängerung des Chartervertrags interessiert. Die Charterraten sind derzeit auf steigendem Kurs und die Ablieferung neuer Mehrzweckschiffe ist gering. Allerdings kann mittel- bis langfristig nicht von einer stabilen Charterratenentwicklung ausgegangen werden. Ein Unsicherheitspotenzial liegt beispielsweise in der Entwicklung der Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China. Das größte Risiko für die Vermögensanlage besteht darin, das inzwischen schon in der Mitte seiner Lebensdauer angekommene Schiff mit Gewinn weiter zu veräußern. Hier setzt der Darlehensgeber allein auf das Geschick der Auerbach Reederei, einen Käufer zum richtigen Verkaufszeitpunkt zu finden. Das gleicht einer Wette auf die künftige Entwicklung der Weltwirtschaft. Darüber hinaus besteht ein Währungsrisiko, da die Nahrangdarlehen in Euro, die Einnahmen und Ausgaben für das Schiff jedoch in USD lauten.

Risikobegrenzungsmaßnahmen. Es liegen keine Risikobegrenzungsmaßnahmen vor.

Kosten. Für die Anleger entstehen keine weiteren Kosten. Der Darlehensnehmer muss jährlich 1,5 Prozent des Nachrangdarlehensbetrags an die Crowdinvesting-Plattform zahlen, weitere 6,5 Prozent pro Jahr an die Darlehensnehmer, das sind insgesamt 8 Prozent jährlich.

fondstelegramm-Meinung. Der Darlehensnehmer und der Charterer sind auf Mehrzweckschiffe spezialisiert. Die Annahmen in der Prognose sind plausibel. Der Schiffsmarkt ist jedoch volatil. Die Wette auf einen späteren höheren Schiffsverkaufspreis ist riskant. Die Sicherheit auf feste Chartereinnahmen besteht nur bis Mitte 2019.

Die betriebswirtschaftliche Geschichte des Schiffs hat gezeigt, dass kontinuierliche Verbindlichkeiten auf der einen und hohe Volatilität auf der anderen Seite nicht zusammenpassen. Allerdings zog der Markt wieder an und die Finanzierungslast hat sich verringert.