Angebot. Luana Capital bietet Anlegern an, sich an der LCF Blockheizkraftwerke 4 GmbH & Co. KG (LCF 4) zu beteiligen, die Blockheizkraftwerke (BHKW) in Deutschland erwerben beziehungsweise errichten und operativ betreiben will. Da die Projekte noch nicht endgültig feststehen, handelt es sich um einen Blindpool. Luana will 8,8 Millionen Euro platzieren und ein Gesamtinvestitionsvolumen von rund 11,7 Millionen Euro umsetzen. Ab 10.000 Euro können sich Anleger beteiligen. Ein Agio wird erfreulicher Weise nicht erhoben. Anleger erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Sie können ihre Beteiligung frühestens zum Ende des Jahre 2024 kündigen.

Zielmarkt. BHKW arbeiten nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme wird über Wärmetauscher in ein Heizsystem eingespeist. Dadurch erreichen die Anlagen einen Wirkungsgrad von rund 90 Prozent. Pufferspeicher ermöglichen das kurzzeitige Speichern von Wärmeenergie. Die erzeugte elektrische Energie wird überwiegend vor Ort verbraucht, der Rest wird ins Stromnetz eingespeist. Für die Wirtschaftlichkeit eines BHKW ist es wichtig, dass so viel Strom wie möglich am Standort verbraucht wird, denn über den Verkauf an der Börse wird derzeit nicht viel verdient. Kleinere BHKW sind deshalb oft rentabler. Außerdem werden für KWK-Anlagen unter 1 MW und für sehr große Anlagen über 50 MW feste Zuschläge gezahlt. Für Anlagen zwischen 1 und 50 MW dagegen sind Ausschreibungen notwendig. Die zur Auswahl stehenden BHKW des Emittenten haben alle eine Leistung unter einem MW. Die Energiesteuererstattungen für Blockheizkraftwerke mit einem Jahresnutzungsgrad von mindestens 70 Prozent sind von der EU beihiferechtlich bis zum 31. März 2022 genehmigt, so Markus Gailfuß vom BHKW-Informationszentrum.

Historie. Anbieter ist die 2008 gegründete Luana Capital New Energy Concepts GmbH, eine 100-prozentige Tochter der M&M Holding GmbH, die jeweils zur Hälfte Marc Banasiak und Finanzfachwirt Marcus Florek gehört. Mit beiden besteht ein Schlüsselpersonenrisiko. Mitgesellschafter und Geschäftsführer der für die technischen Aufgaben verantwortlichen Konzerngesellschaften sind der Betriebsfachwirt Marcel Lolk, der acht Jahre lang Energieeffizienzprojekte unter dem Einsatz von BHKW und Kraft-Wärme-Pumpen akquiriert und projektiert hat und Maschinenbauer Tammo Krüger.
Die Luana Group entwickelt Energieversorgungsprojekte, erwirbt, finanziert und betreibt Blockheizkraftwerke. Sie beschäftigt 25 Mitarbeiter, von denen 17 Techniker und Projektentwickler sind. So verfügt sie über die notwendige Manpower, um Projekte selbst zu planen und zu beurteilen und die technische Betriebsführung zu übernehmen. Für die Errichtung der Kraftwerke beauftragt Luana jedoch Dritte. Die LCF Verwaltungsgesellschaft mbH ist der Komplementär der LCF 4, eine 100-prozentige Tochter des Anbieters. Die Ecovis Grieger Mallison Boizenburg Schwerin Steuerberater Rechtsanwälte kontrollieren die Mittelverwendung. Die Aufgabe des Treuhänders übernimmt die HIT Hanseatische Service Treuhand GmbH.
Luana hat bislang fünf Kapitalanlagen emittiert. Die Anleger des Sun Projects 4 mit Solaranlagen in Italien haben nach 3,5 Jahren insgesamt 126 Prozent ihres Eigenkapitals zurückerhalten. Die Kapitalanlage Photovoltaik Deutschland wurde wegen rechtlicher Risiken rückabgewickelt, die Anleger erhielten nach 1,5 Jahren 107 Prozent ihres Kapitaleinsatzes zurück. Luana hat seit 2012 drei BHKW-Vermögensanlagen mit insgesamt 19,15 Millionen Euro emittiert. Die dabei erworbenen 75 Blockheizkraftwerke erbringen nach Angaben Luanas insgesamt 11 MW elektrische Leistung. Alle Kraftwerke der 2012 emittierten, mit rund einer Million Euro Eigenkapital ausgestatteten Beteiligungsgesellschaft LCF BHKW 1 wurden 2017 verkauft, so Luana. Die Anleger erhielten insgesamt 118 Prozent ihres Eigenkapitals zurück. Luana erklärt das unter der Prognose liegende Ergebnis damit, dass ursprünglich mehr Eigenkapital platziert werden sollte – das damals noch unbekannte Unternehmen und die für Anleger ungewohnte Thematik Blockheizkraftwerke erschwerten den Vertrieb, sodass dem niedrigen Eigenkapital relativ hohe Fondskosten gegenüberstanden. Der Fonds LCF Blockheizkraftwerke 2 lief bis Ende 2016 planmäßig. 2017 konnten statt der geplanten 20 Prozent nur 10 Prozent ausgezahlt werden. Grund dafür war ein Rechtsstreit mit einem Endkunden, so Luana. Das Urteil wird für April erwartet. Für den LCF Blockheizkraftwerke 3 sollten nur knapp 5 Millionen Euro eingesammelt werden, tatsächlich sind es rund 11 Millionen Eigenkapital geworden. Dadurch sind laut Luana Projekte zum Zuge gekommen, die in ihrem Entwicklungsstadium noch nicht so weit fortgeschritten waren, wie ursprünglich geplant. Deshalb lief der Fonds bis Ende 2016 prognosegemäß, zahlte aber in 2017 statt 14 Prozent nur 7 Prozent aus.

Verwendung der Anlegergelder. Aus rund 50 Projekten, die Luana nach eigenen Angaben im Vorlauf hat, hat die Beteiligungsgesellschaft 20, mit Erdgas zu betreibende BHKW zwischen 16 und 904 kW elektrischer Leistung, insgesamt knapp 5 MW, in die nähere Auswahl gezogen. Allerdings stehen die Projekte keineswegs fest, betonte Luana. Der Erwerb soll teilweise über Mietkauf erfolgen.
Die Kraftwerke müssen mindestens einen Jahresnutzungsgrad von 70 Prozent erreichen, nicht zuletzt um den Anspruch auf Energiesteuererstattungen zu generieren. Für bereits bestehende Projekte ist es entscheidend, dass sie eine hohe Energieabnahme am Standort gewährleisten. Energielieferverträge, Kauf- oder Generalunternehmerverträge, Vollwartungs- und Versicherungsverträge haben vorzuliegen. Es soll sich um technisch hochwertige Anlagen handeln. Die Energielieferverträge mit den Endkunden sollen mindestens zehn Jahre laufen.

Finanzierung. Luana plant, 76 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens der Beteiligungsgesellschaft aus Eigenkapital und 24 Prozent über Fremdkapital zu finanzieren, teilweise über Mietkauf. Das bedeutet, dass LCF 4 zunächst wirtschaftlicher Eigentümer der Anlage wird und erst nach der vollständigen Kaufpreiszahlung, in beispielsweise fünf Jahren, auch rechtlicher Eigentümer. Zehn der in Prüfung befindlichen Projekte würden zu 30 bis 60 Prozent fremdfinanziert werden. Verbindliche Finanzierungsangebote liegen noch nicht vor.
87,4 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens sollen für den Erwerb beziehungsweise die Errichtung der Blockheizkraftwerke und die damit zusammenhängenden Erwerbsnebenkosten ausgegeben werden. 0,9 Prozent bilden eine Liquiditätsreserve. Leicht erhöhte 11,7 Prozent sind Nebenkosten des Emittenten.

Prognose. Die Prognoseangaben basieren auf den im Prospekt genannten 20 möglichen BHKW, die von Mitte 2018 bis Ende 2019 in Betrieb gehen sollen. Abgesehen von der in das Stromnetz einzuspeisenden Energie und den KWK-Zuschlägen wurden alle Einnahmen und Ausgaben mit 1,5 Prozent Steigerung jährlich gerechnet. Der VPI lag in den vergangenen sieben Jahren in Deutschland bei durchschnittlich 1,3 Prozent.
Luana rechnet damit, dass bei 5.700 Betriebsstunden (238 Tage) im Jahr 62 Prozent der elektrischen Energie für 16,0 bis 21,1 Cent je Kilowattstunde an die Endverbraucher vor Ort abgegeben werden können. Der verbleibende Strom wird ins Stromnetz zum Börsenpreis eingespeist, kalkuliert wurden 3,0 Cent je kWh. Das ist, historisch gesehen, realistisch kalkuliert – innerhalb der vergangenen sieben Jahre lag der KWK-Preis, der durchschnittliche Preis für Baseload-Strom an der EPEX Spot je Quartal, bei durchschnittlich 3,7 Cent je kWh. Für den Wärmeenergieverkauf erwartet Luana 5,8 Cent je Kilowattstunde. Darüber hinaus werden für die ins Stromnetz eingespeiste Energie 0,5 Cent je kWh Einnahmen aus vermiedenen Netznutzungsentgelten angenommen. Die Einnahmen werden mit dem örtlichen Netzbetreiber verhandelt, der sich das Transformieren des Stroms aus einer höheren Netzebene spart. Es wurden die EU-beihilferechtlich genehmigten Energiesteuererstattungen von 0,55 Cent pro kW einkalkuliert. Da die BHKW weniger als 1 MW elektrische Leistung erbringen, steht die Höhe der KWK-Zuschläge fest. Die liegt, je nach Kraftwerksgröße, für selbst verbrauchte Energie zwischen 1,5 und 4,0 Cent je kWh und für den ins Netz eingespeisten Strom zwischen 4,4 und 8,0 Cent je kWh. Die KWK-Zuschläge werden für 30.000 Vollbetriebsstunden (umgerechnet knappe 3,5 Jahre) gezahlt, für Anlagen bis 50 kW elektrischer Leistung für 60.000 Vollbetriebsstunden (6,9 Jahre).
Die Erdgaspreise wurden mit 3,38 Cent je kWh kalkuliert. Je nach Leistung des Kraftwerks wurden für die Wartung der Anlage zwischen 1,5 bis 3,5 Cent je kWh berücksichtigt, für die Betriebsführung 300 bis 500 Euro je Monat pro Standort, 0,7 Prozent der Anschaffungskosten für Versicherungsleistungen. Die zu entrichtende EEG-Umlage liegt derzeit bei 6,79 Cent je kWh und wurde als gleichbleibend angenommen.
2,3 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens fallen jährlich für Nebenkosten des Emittenten an. Das ist nicht wenig und hängt unter anderem mit dem kleinen Gesamtinvestitionsvolumen und dem hohen Managementaufwand für 20 Kraftwerke zusammen. Ab einem Guthabenbetrag von 500.000 Euro muss der Emittent an das Bankhaus Neelmeyer 0,4 Prozent pro Jahr für Negativzinsen zahlen. Ein unverbindliches Termsheet einer Leasinggesellschaft geht bei einem Mietkauf von einer fünfjährigen Darlehenslaufzeit und fünf Prozent Zinsen jährlich aus.
Ende 2024 sollen die BHKW wieder für 25 Prozent der ursprünglichen Anschaffungs- und Herstellungskosten veräußert werden. Die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer von Blockheizkraftwerken liegt bei zehn Jahren, danach wären bei einer linearen Abschreibung nach sieben Jahren 30 Prozent der Anschaffungskosten noch nicht abgeschrieben.

Rückfluss. Anleger mit 45 Prozent Steuersatz, die die Gewerbesteuer vollständig auf ihre Einkünfte aus Gewerbebetrieb anrechnen können und die Anfang 2018 als Kommanditist beitreten, sollen während der sieben Jahre Laufzeit der Vermögensanlage insgesamt 125 Prozent ihres Eigenkapitals nach Steuern zurückerhalten und eine IRR-Rendite von 3,6 Prozent jährlich nach Steuern erzielen. Anleger mit 45 Prozent Steuersatz, die die Gewerbesteuer nicht verrechnen können, würden bei planmäßigem Verlauf der Vermögensanlage 114 Prozent ihres Eigenkapitals zurückerhalten und eine IRR-Rendite von 2,0 Prozent jährlich nach Steuern erreichen.

Vertragsgestaltung. Abfindungen werden nach dem Buchwert der Beteiligung bemessen, sie müssen aber mindestens die Hälfte des Verkehrswerts ausmachen. Gesellschafterversammlungen sind bereits beschlussfähig, wenn der Treuhänder und der persönlich haftende Gesellschafter anwesend sind.

fondstelegramm-Meinung. Luana hat sich in einem Nischenmarkt etabliert. Für die Projektierung, den Erwerb und das Betreiben von Blockheizkraftwerken sind Spezialkenntnisse erforderlich. Deshalb hat sich Luana sukzessive ein eigenes Technik-Team aufgebaut. Das Fußfassen am Markt ging mit unerwartet hohen platzierten Anlegergeldern einher, sodass die Vorgänger-Beteiligungsgesellschaft mehr Projekte realisieren konnte, als vorgesehen, dafür waren einige Projekte in ihrem Entwicklungsstand noch nicht soweit gediehen wie geplant. Blockheizkraftwerke sind durch ihren sehr hohen Wirkungsgrad ein sinnvoller Bestandteil unserer Energielandschaft. Aber auch hier sind, wie im Bereich erneuerbarer Energien, staatliche Zuschüsse beziehungsweise steuerliche Vergünstigungen erforderlich, damit sich die Vermögensanlagen für Anleger rechnen. Der begonnene Zwang, auch für KWK-Anlagen Ausschreibungen vorzunehmen, betrifft nicht die geplanten Projekte der Beteiligungsgesellschaft, die unter der 1 MW-Grenze bleiben.

Echte unternehmerische Beteiligung mit ausgeprägten operativen Risiken primär für Anleger mit Einkünften aus Gewerbebetrieb