Angebot. Aves One plant, in den nächsten Jahren mehrere Anleihen zu emittieren, mit einem voraussichtlich größeren Volumen als die nachfolgend beschriebene 5-Millionen-Anleihe. Emittent und Anbieter dieser Anleihe ist die Aves Transport 1 GmbH & Co. KG. Mit den Geldern soll über Projektgesellschaften Logistik-Equipment wie Güterwaggons, Container und Wechselkoffer erworben und anschließend an staatliche Bahngesellschaften, Industrie- und Logistikunternehmen vermietet werden. Der Nennbetrag einer Schuldverschreibung beträgt 1.000 Euro. Ein Agio wird nicht erhoben. Anleger erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen. Die Vermögensanlage endet am 19. Juli 2024. Der Emittent kann die Schuldverschreibungen zum 19. Juli 2021 und 2022 vorzeitig kündigen, ohne dass Vorfälligkeitsentschädigungen anfallen.

Zielmärkte. Die Liberalisierung des europäischen Eisenbahnsystems ging einher mit dem Ende des Monopols der Staatsbahnen und neuen Perspektiven für private Waggonvermietungsgesellschaften und Logistikdienstleistern. Nach Angaben der SCI Verkehr GmbH besaßen die Staatsbahnen 2017 noch 37 Prozent der rund 700.000 Güterwaggons in Europa, weitere 9 Prozent gehörten Staatstöchtern und privaten Betreibern, 45 Prozent waren im Eigentum von Vermietungsunternehmen. Die Güterwagenflotte Europas ist im Durchschnitt 24 Jahre alt, so die GBC AG, ein Anbieter von Research- und Investmentanalysen. Güterwaggons können bis zu 45 Jahre lang genutzt werden. Neue Waggons können jedoch stärker, schneller und sicherer beladen werden und verursachen daher geringere Transportkosten als alte Waggons, außerdem sind ihre Instandhaltungskosten geringer. Staatsbahnen mieten lieber ihr Equipment, als es zu kaufen. Gründe sind: Kapitalmangel, die nicht mehr vorhandene Sicherheit, dass die Waggons nach ausgelaufenem Transportauftrag langfristig erneut eingesetzt werden und der Fokus auf den Personenverkehr.
Der weltweite Containerumschlag ist, nach Angaben im Alphaliner Monthly Monitor 02/2019, jährlich gestiegen, von 240,9 Millionen TEU in 2002 auf 814,2 Millionen TEU in 2018. Nach Angaben der Leasinggesellschaft Textainer lag der weltweite Containerbestand Ende 2018 bei 41,8 Millionen TEU, davon gehörten knapp mehr als die Hälfte Leasinggesellschaften, wobei 72 Prozent des Leasinggesellschaft-Containerbestands auf vier Unternehmen entfielen. Mit 44 Prozent stellten die 40-Fuß-High-Cube-Container den größten Anteil des Containerbestands der Vermietungsgesellschaften dar, gefolgt von 20-Fuß-Standard-Containern mit 29 Prozent. Die durchschnittliche Containerauslastung stieg 2018 laut Textainer auf durchschnittlich 98 Prozent. Die Preise für 20-Fuß-Standard-Container und 40-Fuß-High-Cube-Standard-Container sind seit dem zweiten Quartal 2017 bis Mitte 2018 auf hohem Niveau nahezu konstant geblieben. Ein neuer 20-Fuß-Standard-Container kostete 2018 um die 2.000 US-Dollar. Die Mieten lagen Mitte 2018 bei 0,60 US-Dollar pro Tag und sanken zum Jahresende auf 0,50 US-Dollar.
Wechselbrücken werden von Logistikunternehmen gemietet, die meist zum Kurier-, Express- und Paketmarkt (KEP) gehören. Der zunehmende Online-Handel führte in den vergangenen Jahren zu einer massiven Steigerung an Sendungen am KEP-Markt. Wurden 2009 rund 2,18 Milliarden Sendungen transportiert, waren es 2017 bereits rund 3,35 Milliarden, so der Bundesverband für Paket- und Expresslogistik, der bis 2022 von einem jährlichen Wachstum von 5,2 Prozent ausgeht.

Historie. Der Emittent und Anbieter, die im Dezember 2018 gegründete Aves Transport 1 GmbH & Co. KG, ist eine 100-prozentige Tochter der BSI Logistics GmbH, ihr Alleingesellschafter ist die Aves One AG. Letztere wurde 2012 unter dem Namen BHE Finanz AG gegründet und mehrfach umbenannt, 2016 in Aves One AG. Ihre Aktien werden zu 34,24 Prozent von der Superior Beteiligungs AG und der RSI Societas GmbH gehalten. 35,03 Prozent gehören den Versorgungswerken der Zahnärztekammer Berlin und Nordrhein, 8,83 Prozent werden von einem Privatinvestor gehalten, der Rest ist Streubesitz. Zum Vorstand der Aves One gehören Jürgen Bauer und die beiden Diplom-Kaufmänner Tobias Aulich und Sven Meißner. Jürgen Bauer ist gleichzeitig Geschäftsführer Nord- und Westeuropa der Kesselwagen Vermietungsgesellschaft Hamburg. Der Konzern Aves One beschäftigt 40 Mitarbeiter. Die CH2 Logistica Portfolioverwaltung übernimmt den Vertrieb. Aves One erwirbt in großen Tranchen Assets von Investment-Gesellschaften und Asset-Managern, wie beispielsweise von der ERR European Rail Rent. Letztere führen das operative Management für den verkauften Asset-Bestand fort. Mit staatlichen Bahngesellschaften und Industrieunternehmen bestehen Mietverträge.
Das Grundkapital der Aves One beträgt aktuell rund 13 Millionen Euro. Der Konzern erwirtschaftete 2018 einen Jahresüberschuss von rund 12 Millionen Euro (gegenüber einem Jahresfehlbetrag von rund 34,98 Millionen Euro im Vorjahr). Das Segment Seecontainer hat mit 49 Prozent zum Ergebnis beigetragen, das Eisenbahnsegment mit 45 Prozent, der Immobilienbereich mit 6 Prozent. Das Ergebnis je Aktie lag bei 1,11 Euro (minus 3,15 Euro in 2017). Der Umsatz ist 2018 um rund 24 Millionen Euro gestiegen. Während in 2018 Währungsgewinne von rund 8,4 Millionen Euro verbucht wurden, waren im Vorjahr Währungsverluste von rund 21,6 Millionen Euro zu beklagen. Die Eigenkapitalquote sank von 4,2 Prozent in 2017 auf 3,6 Prozent in 2018. Der Konzernbilanzverlust 2018 (der sowohl den Jahresüberschuss 2018 als auch den Bilanzverlust 2017 beinhaltet) betrug rund 20,7 Millionen Euro (Vorjahres-Bilanzverlust 32,8 Millionen Euro), bei einer Bilanzsumme von rund 923,7 Millionen Euro (rund 520,1 Millionen Euro in 2017). Ausgehend von den Zahlen für das erste Quartal 2019 geht Aves One davon aus, dass der Umsatz von rund 77,7 Millionen Euro in 2018 auf rund 110 Millionen Euro in 2019 steigen könnte.

Portfolio Aves One. Ende 2018 verfügte Aves One über ein Logistik-Asset-Portfolio mit einem Wert von rund 821 Millionen Euro, in 2017 waren es noch 448,5 Millionen Euro. Das Portfolio bestand zu 65,6 Prozent aus Güter- und Kesselwagen, zu 28,5 Prozent aus Seecontainern, zu 4,6 Prozent aus Wechselbrücken und zu 1,3 Prozent aus Immobilien.
Die Güterwagen im Portfolio sind durchschnittlich 16 Jahre alt und damit jünger als die gesamte europäische Güterwagenflotte im Durchschnitt. Die Waggons sind zu 96 Prozent für drei bis fünf Jahre vermietet. Der Güter- und Kesselwagenbestand setzt sich aus 23 Prozent Intermodalwagen, 22 Prozent Kesselwagen, 17 Prozent Flachwagen, 16 Prozent Schüttgutwagen, 12 Prozent Coiltransportwagen und aus 10 Prozent Schiebewand-, Kasten und sonstigen Wagen zusammen.
Die Seecontainer sind zu 48 Prozent 20-Fuß-Standard-Container, 40 Prozent 40-Fuß-High-Cube und 6 Prozent 40 Fuß-Standard-Container. Die Nutzungsdauer von Containern liegt bei 15 Jahren. Die Container im Portfolio sind durchschnittlich 7 bis 8 Jahre alt und zu 98 Prozent vermietet, im Durchschnitt für drei bis fünf Jahre.
Der Immobilienbestand setzte sich aus einem in 2017 errichteten Storage Park in Münster zusammen, der zu 83 Prozent vermietet ist, und einer langfristig vermieteten Logistikimmobilie in Alsdorf. Aves One will keine weiteren Storage Parks mehr bauen.

Schuldverschreibungen. Die Schuldverschreibungen sind untereinander gleichrangig, aber nachrangig gegenüber anderen Verbindlichkeiten des Emittenten. Mit 5,25 Prozent sollen die Schuldverschreibungen jährlich verzinst werden. Die Zinsen werden halbjährlich ausgezahlt. Der Schuldverschreibungsbetrag ist zum 20. Juli 2024 zur Rückzahlung fällig. Der Emittent darf weitere Anleihen begeben.

Verwendung der Anlegergelder. Der Emittent gewährt mit 6,75 Prozent jährlich verzinste Darlehen an Projektgesellschaften der Aves One, die damit Logistik-Equipment erwerben. Die Zinsen wollen die Projektgesellschaften durch die Vermietung des erworbenen Equipments erwirtschaften. Laut Anbieter wird nur marktgängiges, langfristig vermietetes Equipment erworben, das an ein breites Spektrum an Nutzern vermietet werden kann. Im Fokus stehen Assets, die aktuell nachgefragt werden. Zudem müssen die Logistik-Assets von einem langjährig erfahrenen Management betreut sein.
Güterwaggons müssen neu oder neuwertig und über mehr als fünf Jahre vermietet sein. Die Mieter müssen über eine gute Bonität verfügen, infrage kommen beispielsweise Staatsbahnen und deren Tochtergesellschaften und große Industriekonzerne. Der geografische Schwerpunkt für Güterwagen liegt in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Darüber hinaus setzt Aves One auf langfristig vermietete, neue oder gebrauchte Standard-Container und Wechselkoffer.

Finanzierung. Der Emittent nimmt keine Kredite auf. Die Projektgesellschaften finanzieren den Objekterwerb jedoch größtenteils über Bankdarlehen.

Rückfluss. Während der fünf Jahre Laufzeit der Vermögensanlage sollen Anleger insgesamt 119 Prozent ihres Kapitaleinsatzes nach Steuern wieder zurückerhalten und eine IRR-Rendite von 3,9 Prozent jährlich nach Steuern erzielen.

fondstelegramm-Meinung. Für die Anleihe spricht das gegenwärtige Marktumfeld. So stellt die Tendenz der Staatsbahnen nach erfolgter Markt-Liberalisierung, Güterwaggons vorrangig zu mieten statt zu kaufen, positive Weichen. Der Aves One-Güterwagenbestand ist breit gefächert in seinen Wagentypen, liegt mit einem durchschnittlichen Alter von 16 Jahren unter dem europäischen Durchschnitt und ist zu 96 Prozent vermietet. Der weltweite Containerumschlag ist seit Jahren gestiegen, die Container sind mit 98 Prozent hoch ausgelastet, genauso wie das Containerportfolio der Aves One. Der zunehmende Online-Handel führt zu steigenden Transportleistungen der KEP-Branche und unterstreicht die hohe Nachfrage nach Wechselkoffern, letztere machen knapp 5 Prozent des Aves-One-Portfolios aus, dessen Gesamtwert 2018 um 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegte. Primär die starken Umsatzsteigerungen bewirkten, dass der Konzern einen Jahresüberschuss von 12 Millionen Euro erwirtschaften konnte, wenngleich wegen des Bilanzverlustes aus 2017 immer noch ein bilanzieller Verlust zu Buche steht.

Für risikobereite Anleger, die in Sachwerte investieren, aber nicht alles auf Immobilien setzen wollen