Hauptversammlung. Die Verantwortlichen der Lloyd Fonds AG mussten sich auf der Hauptversammlung – ebenso wie wenige Wochen zuvor MPC – den kritischen Fragen der Aktionäre stellen. Das erschreckende Jahresergebnis 2009 hat die schlimmsten Erwartungen übertroffen, leitete Torsten Teichert seinen Vorstandsbericht ein, um fortzufahren: Entschuldigungen nützen da wenig – wichtig ist, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Entgegen den Erwartungen habe sich die Marktlage im ersten Quartal 2010 jedoch nicht verbessert – abzulesen am Platzierungsergebnis von mageren 7,5 Millionen Euro.

Enthaftung beschlossen. Die unmittelbar drohende Insolvenz des Unternehmens ist fürs Erste abgewendet. Die Enthaftung ist beschlossen, aber noch lange nicht abgeschlossen. Um die Banken überhaupt zu einer Lösung zu bewegen, galt es insbesondere ein Problem zu lösen: die hohe Zahl bestellter Schiffe. Als die Lehmanpleite den Markt erschütterte, belief sich das Bestellvolumen auf 459 Millionen Euro, verteilt auf 29 Frachter. Nachdem sich immerhin acht Aufträge stornieren ließen, beliefen sich die Eventualverbindlichkeiten aus der Schiffspipeline noch auf 230 Millionen Euro. Damit war ein Volumen erreicht, bei dem die Banken zu einer Sanierung bereit waren.

Suche nach Investoren. Für das laufende Jahr hat sich Lloyd Fonds ehrgeizige bis ambitionierte Ziele gesetzt: 150 Millionen Euro Eigenkapital platzieren, ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen und die Voraussetzung für eine schnelle und endgültige Enthaftung schaffen. Lloyd Fonds verhandle mit potenziellen Investoren, die dem Unternehmen dringend benötigtes Kapital geben sollen, lässt Teichert durchblicken, ohne auf konkrete Namen oder das nähere Umfeld einzugehen, aus dem ein solcher Investor kommen könnte. Wünschenswert sei ein Investor aus einem der Zielmärkte des Unternehmens: Transport und Immobilien.

Die Banken sollen’s richten. Die Erwartung, dass der freie Vertrieb nach der Lehmanpleite von der weiteren Entwicklung profitiert, hat sich nicht erfüllt. Genau der umgekehrte Fall ist eingetreten: Der Bankenvertrieb hat Oberwasser bekommen. Der Anteil der Banken am Platzierungsvolumen von Lloyd Fonds stieg im vergangenen Jahr auf 50 Prozent – nach 34 Prozent ein Jahr zuvor – und liegt damit bereits gleich auf mit dem freien Vertrieb. Die Platzierung in Österreich kam 2009 komplett zum Erliegen. Lloyd Fonds setzt künftig verstärkt auf die Institutionellen und will mit ihnen auch auf der Anlegerseite zulegen.

Fehlende Weitsicht? „Weitsicht“ prangte weiß auf rot auf dem Plakat neben dem Rednerpult. Nicht mehr als ein schönes Schlagwort. Die Kritik fehlender Weitsicht bei der Bestellung von Schiffen war nicht zu überhören. Die weltweiten Schiffsbestellungen seien bekannt und die Überkapazitäten vorhersehbar gewesen, lautet der Vorwurf seitens der Aktionäre. Bei vorausschauender Planung wäre zumindest ein Teil der krisenbedingten Einbrüche zu vermeiden gewesen. Im Nachhinein betrachtet war jede Schiffsbestellung zu viel, musste Teichert dann auch eingestehen. Allerdings sei Lloyd Fonds gerade bei den Bestellungen großer Schiffe sehr früh dran gewesen, das Gros habe erst später geordert.

Negatives Feedback. Kritische Fragen kamen auch zur Beteiligung an der Feedback AG. Lloyd Fonds hatte Anfang 2009 diese Beteiligung noch von 33 auf 37 Prozent aufgestockt. Warum eigentlich, wo im gleichen Jahr eine Wertberichtigung von 8,7 Millionen Euro vorgenommen werden musste? Lloyd Fonds fühlte sich auf der Suche nach einer passenden Vertriebsplattform unter Druck gesetzt. Aragon und Efonds waren vergeben. Da musste Lloyd Fonds reagieren, auch wenn die Beteiligung an Feedback eine grenzgängige Entscheidung war, resümiert Teichert im Nachhinein.

Und sonst? Bislang laufen laut Lloyd Fonds keine Prospekthaftungsklagen gegen den Initiator. Es seien auch keine außergerichtlichen Einigungen mit Anlegern getroffen worden. Kein Schiffsfonds von Lloyd Fonds sei akut von einer Insolvenz bedroht. Der Vorstandsvorsitzende geht aber davon aus, dass weitere Fonds zu sanieren sein werden. Acht Fonds werden derzeit saniert. Elf weitere Fonds werden für eine mögliche Sanierung begleitet. Das Nachschussvolumen aller Fonds beläuft sich auf zehn Millionen Euro.

Den vollständigen Bericht zur Hauptversammlung bringt die Fondszeitung in der Ausgabe 12-2010. Weitere Themen der Ausgabe:
Offene Schiffsfonds: Welche Konsequenzen haben die Fondsschließungen? Bringt höhere Liquidität tatsächlich einen Vorteil?
MPC-Fonds: Die Treuhand hat für den Fonds Opportunity Amerika Verluste angekündigt. Was sind die Hintergründe? Mit welchen Problemen hat der Reefer-Fonds 1 zu kämpfen?