In diesem Jahr schlägt die Regulierungskeule wieder mit voller Wucht zu. EU-Richtlinien wie Mifid II, IDD oder die Datenschutz-Grundverordnung werden für weitreichende Veränderungen sorgen. Dementsprechend groß ist der Informationsbedarf der Vermögensberater. Dies bestätigte sich auch auf dem diesjährigen Bildungs-Kick-Off des Fachverbands Finanzdienstleister und der Fachgruppen Niederösterreich und Wien.

Österreichweit nahmen mehr als 600 Fachverbandsmitglieder teil, im großen Saal der WKÖ in Wien rund 350 und knapp 300 per Videoübertragung in den Bundesländern. Insgesamt 18 Vortragende informierten die Teilnehmer über unterschiedlichste Themengebiete. Diese reichten von Regulierungthemen über Immobilieninvestitionen, dem chinesischen Aktienmarkt und Kryptowährungen. 

Geldwäsche und Datenschutz
Den Anfang machte Elena Scherschneva, die Juristin leitet seit 2012 die Geldwäschemeldestelle und ist Autorin des Buches "Vermögensermittlungen – Praxiskommentar zur Bekämpfung der Geldwäscherei und Vermögenssicherung". Scherschneva gab in ihrem Vortrag einen Überblick darüber welche gesetzlichen Bestimmungen und Sorgfaltsverpflichtungen Finanzdienstleister im Zusammenhang mit Geldwäscheprävention erfüllen müssen.

Mit der Umsetzung der EU-Datenschutz-Grundverordnung kommt auf die Branche ab Mai 2018 ein ähnlich schwieriges Thema zu. Ursula Illibauer, Referentin in der Bundessparte Information und Consulting der Wirtschaftskammer erklärt, dass Kundendaten in Zukunft nicht nur vor dem Zugang durch Unbefugte geschützt werden müssen.

Jeder, der Daten nicht nur zu privaten Zwecken verarbeitet, muss diese künftig mittels eines Verarbeitungsverzeichnisses verwalten. Im Verzeichnis muss festgehalten werden welche Art, Umfang, Umstände und Zweck der Datenverarbeitung zugrunde liegen. Die neuen Regelungen sollten jedenfalls nicht auf die leichte Schulter genommen werden. So erklärte Illibauer: "Vergehen können mit Strafen in Höhe bis zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent des weltweiten Konzernumsatzes des vorangegangenen Geschäftsjahres geahndet werden."

Mifid II und WAG 2018
Philipp Bohrn, Geschäftsführer des Fachverbands Finanzdienstleister, gab einen aktuellen Überblick zu Mifid II und dem WAG 2018. Im Detail ging der Jurist auf den neuen Eignungstest ein, dieser ist einer der wesentlichsten Bestandteile der mit Mifid II eingeführten Wohlverhaltensregeln.

Der Eignungstest verfolgt den Zweck, dass eine persönliche Empfehlung bei der Beratung nur erfolgen darf, wenn der Berater über ausreichende Informationen über den Anleger verfügt. "Da im Eignungstest festgestellt wird, welche Produkte empfohlen werden dürfen, müssen die Informationseinholung und Evaluierung darauf abgestimmt sein", erklärt Bohrn. Im Beratungsgespräch müssen daher Kenntnisse und Erfahrungen des Kunden erfragt werden.

Dabei widmete sich Bohrn auch dem Thema der "Umschichtungen" innerhalb der Kundenportfolios. "Bei einer Umschichtung ist eine Kosten-Nutzen-Analyse durchzuführen. Die Vorteile der Umschichtung müssen die Kosten überwiegen", so der Fachverbandsgeschäftsführer.

Alpha-Chancen in China
Wolfgang Fickus, Mitglied des Investment-Komitees bei Comgest, erklärte in seinem Vortrag, wie die Schwellenländer im Innovationsrennen aufholen werden. Dabei ging Fickus vor allem auf den chinesischen Aktienmarkt ein, wo er derzeit eine paradoxe Situation erlebt.

"Trotz starker Alpha-Chancen bleiben ausländische Anleger dem Markt fern", erklärt der Investmentprofi. China entwickelt sich laut Fickus zu einem starken Motor für Innovation in den Schwellenländern und verbessert damit die Produktivität der eigenen Wirtschaft. Die Öffnung des chinesischen Aktienmarktes bietet seiner Meinung nach Chancen für aktive Anleger und wird die Anlageklasse in den kommenden Jahren verändern.

Preisniveaus erreichen "Grenzwerte"
Zum Thema Immobilieninvestitionen sprach Louis Obrowsky, Geschäftsführer der SemperConstantia Immo Invest. Laut dem Immobilienexperten ist das Interesse institutioneller Investoren an Immobilieninvestments zwar unverändert, die Preisniveaus erreichen allerdings "Grenzwerte" und die Dynamik bei Transaktionen ist rückläufig.

Mangels Angebot von Core- und Neuobjekten gerät das Core-Plus und Value-Added Investmentziel wieder in den Fokus. In diesem Umfeld steigt die Bedeutung von Asset Management und Potentialhebung in der Bewirtschaftung weiter. "Es ist fast alles gebaut, also wird umgebaut, umgenutzt und saniert", erklärt Obrowsky

Leitzinsen bleiben auf aktuellen Niveau
In seinem Überblick zur volkswirtschaftlichen Lage zeigte sich OeNB- Gouverneur Ewald Nowotny zufrieden mit dem globalen Wirtschaftswachstum. Eine starke Wachstumsdynamik sieht Nowotny derzeit vor allem in Mittel- und Osteuropa, den Euroraum sieht er daher auf einem stabilen Wachstumspfad.

Der OeNB- Gouverneur geht jedenfalls davon aus, dass die Leitzinsen wohl noch für längere Zeit auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden. Und auch das EZB Anleihen-Kaufprogramm wird längerfristig fortgesetzt werden. Ab Jänner 2018 werden laut Nowotny monatlich 30 Milliarden Euro investiert, das Programm soll bis Ende September 2018 laufen oder erforderlichenfalls auch darüber hinaus. Große Sorgen darüber, wie es nach einem Ende des Programms weiter gehen wird macht sich der Notenbanker jedenfalls nicht und erklärt: "Das ist kein so großes Problem, da haben wir das Beispiel der USA."

Bitcoins: "Ein reines Spekualtionsgut"
Angesprochen auf das Thema der Kryptowährungen erklärt Nowotny: "Bei Bitcoins und den anderem Kryptowährungen handelt es sich nach Ansicht der Notenbank um keine Währungen. Diese erfüllen nicht die Charakteristika einer Währung. Die Kryptowährungen sind kein gesetzliches Zahlungsmittel und können kaum im Alltag eingesetzt werden. Daher sind sie auch nicht mit herkömmlichen Giralgeld gleichzusetzen. Bei Bitcoins handelt es sich um ein reines Spekualtionsgut." (gp)