Zur Förderung des Finanzbildungsprogramms "FiBi Wien" der Bildungsdirektion Wien startete das Institut für Wirtschaftspädagogik der Wirtschaftsuniversität Wien gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Wien und dem KSV1870 mit Beginn des Wintersemesters das Projekt "Finanzbildungscoaches". Studenten, die kurz vor Abschluss ihres Wirtschaftspädagogik-Studiums stehen und viel Finanzbildungs-Know-how gesammelt haben, fördern bei Schülern in kostenlosen Workshops grundlegende Wirtschafts- und Finanzkompetenzen. Denn Umfragen zeigen immer wieder, dass sich die Jugend auf diesem Gebiet zu wenig gerüstet fühlt. Projektziel ist daher, die Finanzbildung der nächsten Generation zu steigern und Pädagogen an Schulen dabei ganz individuell zu unterstützen.

Wirtschaftskammer Wien fordert Schulfach Wirtschafts- und Finanzwissen 
Die Wirtschaftskammer Wien fordert schon länger mehr Wirtschafts- und Finanzwissen in den Lehrplänen und setzt sich für ein entsprechendes Pflichtfach ab der 5. Schulstufe ein. "Schule muss auf alle Bereiche des Alltags vorbereiten, und Wirtschaft ist ein wichtiger Teil davon", betont Präsident Walter Ruck. Finanzwissen gehöre zur Allgemeinbildung, "es ist ein wichtiger Teil der grundlegenden Wirtschaftskompetenz, über die jeder Jugendliche unbedingt verfügen sollte, weil sie zu den Grundlagen eines souveränen und selbstbestimmten Lebens gehört – sowohl beruflich als auch privat". In den Lehrplänen werde das derzeit aber viel zu wenig berücksichtigt, so Ruck. 

KSV1870: Finanzbildung muss bei den Jüngsten beginnen
In Österreich müssen in einem durchschnittlichen Jahr rund 10.000 Privatpersonen Insolvenz anmelden. Wie die Erfahrung zeigt, ist "Persönliches Verschulden" bei rund einem Drittel aller Fälle der ausschlaggebende Grund. "Im Rahmen von Privatkonkursen sehen wir regelmäßig, dass sich viele Menschen finanziell überschätzen und rasch den Überblick verlieren", erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG, und ergänzt: "Aus unserer Sicht sollte bereits bei Kindern und Jugendlichen mit der Finanzbildung begonnen werden, damit junge Menschen frühzeitig ein Gefühl dafür bekommen, was sie sich leisten können und was nicht. Das passiert im Rahmen der schulischen Ausbildung jedoch zu selten." 

Schüler aller Schulformen als Zielgruppe
Zielgruppe der "Finanzbildungscoaches" sind Schüler aller Schulformen ab der 5. Schulstufe. Die Coaches erstellen für jede Klasse ein eigenes Workshop-Konzept. Inhaltlich reicht die Themenbandbreite von der Einnahmen-Ausgaben-Planung über verantwortungsvolles Konsumieren bis zur Finanzierung über Kredit und zum Erkennen finanzieller Risiken und Chancen. Auch für individuelle Themenschwerpunkte und besonders alltagsrelevante Fragen ist Platz – etwa: "Wie eröffne ich ein Bankkonto?", "Welche Infos findet man auf einem Gehaltszettel?" oder "Wie funktioniert unser Steuersystem?".

Workshops sind für Schulen kostenlos
20 Wirtschaftspädagogik-Studenten stehen derzeit bereits als "Finanzbildungscoaches" parat, laufend werden weitere ausgebildet. Sie haben bisher rund ein Dutzend Schulen besucht und mehr als 250 Schüler gecoacht. Die Projektteilnahme ist für die Studenten freiwillig. Die Workshops in den Schulen stellen für sie eine exzellente Möglichkeit dar, sich auf das Berufsleben vorzubereiten und ihre pädagogischen, fachlichen und didaktischen Fähigkeiten in der Praxis zu trainieren.

Die Workshops der "Finanzbildungscoaches" sind für die Schulen kostenlos. Die Lehrkräfte können die Coaches über die Projekt-Homepage anfragen und dabei eigene Themen und Interessensschwerpunkte wählen. Das Projekt ist auf drei Jahre anberaumt, nach dem Sommersemester 2023 ist eine Evaluierung geplant. Mehr Infos gibt es auf den Internetseiten der WU Wien (externer Link). (gp)