Das Marktamt Wien hat nach einer sehr hohen Anzeigenquote im Jahr 2021 die selbstständigen gewerblichen Finanzvermittler in den zwei Folgejahren genauer unter die Lupe genommen. Während es zuerst noch viele Beanstandungen gab, dürfte die Branche mittlerweile an ihren Standards arbeiten.

2022 hat das Marktamt 65 Vermögensberater, Versicherungsmakler und Versicherungsagenten auf die Einhaltung der Gewerbeordnung (GewO) hin überprüft. Bei 17 wurden Verfehlungen festgestellt, das entspricht mehr als einem Viertel der Kontrollierten. Diese Betriebe wurden beim zuständigen Bezirksamt angezeigt. 2023 erhöhte das Marktamt dann die Anzahl der Prüfungen – mit einem überraschend positiven Ausgang: Bei 71 ausgewählten Betrieben gab es nur noch sechs Anzeigen.

Verbesserung nach desaströsem 2021 – Agenten weiter schlecht
Das ist ein vielversprechender Trend nach dem desaströsen Jahr 2021. Damals kam es in fast 40 Prozent der Fälle zu einer Anzeige bei den jeweiligen Bezirksverwaltungsbehörden. Wobei zu erwähnen ist, dass die Vermögensberater bereits damals kaum auffällig waren. Umso mehr gab es indes bei den Maklern, vor allem aber bei den Versicherungsagenten zu beanstanden – bei Letzteren wurde über die Hälfte der Geprüften angezeigt.

Und auch heute noch fällt die Statistik für das Agentengewerbe am schlechtesten aus: 2022 entfielen allein zehn der 17 Beanstandungen auf Agenten (während bei den Maklern vier betroffen waren und nur drei Vermögensberater). Das wirft kein gutes Licht auf die Berufssparte: Wenn man bedenkt, dass laut Marktamt alle drei Gewerbe in der Stichprobe je (ungefähr) ein Drittel ausmachten, bedeutet das, dass 2022 erneut rund 45 Prozent aller geprüften Versicherungsagenten in Wien angezeigt wurden.  

Auch 2023 führte das Agentengewerbe mit vier der insgesamt sechs Anzeigen die Statistik an. Bei den Maklern und Vermögensberatern war im Vorjahr nur je ein Betrieb betroffen.

"Kontrolle mit Polizei durchgesetzt"
Interessant ist auch die Art der Verfehlungen. Ein Großteil der Übertretungen betraf nicht stattgefundene Weiterbildungen, wie Marktamtssprecher Alexander Hengl erklärt. Was angesichts des in den vergangenen Jahren stetig wachsenden Angebots schwer zu erklären ist. Der zweithäufigste Grund für eine Meldung beim Bezirksamt: Zehn Prozent der angezeigten Betriebe hatten schlicht die Revision verweigert. In diesen Fällen wird "zusammen mit der Polizei die Kontrolle erzwungen", so Hengl.

Welche Sanktionen es schlussendlich gab, ob etwa Verwaltungsstrafen verhängt wurden oder es zum Gewerbeentzug kam, ist schwer nachzuvollziehen. Das Marktamt ist zwar für die Prüfung zuständig, Strafen verhängt aber die jeweilige Bezirksverwaltungsbehörde. Man mische sich da nicht ein, so Hengl. 

2024 erneute Prüfungen
Den starken Rückgang der Beanstandungen im Jahr 2023 führt Hengl "hoffentlich auf die verstärkten Kontrollen des Marktamtes beziehungsweise auf eine besser geschulte Branche" zurück. Ob es sich nur um einen Ausreißer oder tatsächlich um eine nachhaltige Besserung handelt, soll evaluiert werden. Mit weiteren Kontrollen ist zu rechnen. Schwerpunktprüfungen des Bereichs "werden wir auch heuer wieder machen", so Hengl. (eml)