Das Analysehaus Morningstar hat das Rating des Milliardenfonds H2O Allegro von "Bronze" auf "Neutral" heruntergestuft. "Die Entscheidung dieses Management-Teams, in großem Stil in illiquide, risikoreiche Unternehmensanleihen zu investieren, die alle mit dem deutschen Unternehmer Lars Windhorst verbunden sind, wirft Bedenken hinsichtlich der Robustheit beziehungsweise Wirksamkeit des Risikomanagements auf", schreibt Morningstar-Analystin Mara Dobrescu.

Die zum Boutiquendach von Natixis Investment Managers zählende Gesellschaft hatte in der vergangenen Woche mit ihrem Windhorst-Engagement für Aufruhr gesorgt. Der Blog "FT Alphaville" der Wirtschaftszeitung "Financial Times" (FT) hatte berichtet, dass Fonds von H2O Asset Management mit insgesamt gut 1,4 Milliarden Euro in neun weitgehend illiquide Anleihen investiert sind, die dem Umkreis des einstigen Wunderkindes Windhorst und seiner Investmentfirma Tennor, vormals Sapinda, entspringen. Das Analysehaus Morningstar hatte daraufhin seine Analysten-Bewertung zur Überprüfung ausgesetzt. Der H2O Allegro ist der einzige der insgesamt sechs Fonds mit Windhorst-Papieren, der bei Morningstar über ein Analysten-Rating verfügt.

"Schwächen in der Risikokontrolle"
Die entsprechenden Anleihen seien nunmehr abgestoßen oder der Wert abgeschrieben, erläutert die Morningstar-Analystin. "Das hat zwar die Wertentwicklung des Fonds kurzfristig in Mitleidenschaft gezogen, aber diese Entscheidung dürfte die Bedeutung dieser Anleihen auf die zukünftigen langfristigen Erträge begrenzen", meint Dobrescu. "Die Schwächen, die sich bei der Risikokontrolle des Fonds gezeigt haben, sind jedoch schwer zu ignorieren", hält Dobrescu fest. Zudem habe Natixis eine Prüfung der Prozesse bei H2O angekündigt. "Es bleibt abzuwarten, ob diese Prüfung zu greifbaren Ergebnissen für Investoren führen wird", so die Analystin.

Anleger zogen nach Bekanntwerden der Windhorst-Verbindung massiv Mittel von der Gesellschaft ab. Morningstar-Berechnungen zufolge bezifferten sich die Nettomittelabzüge im Zeitraum von 18. bis 21. Juni auf rund 600 Millionen Euro. Daraufhin entschlossen sich die Manager um die H2O-Gründer Bruno Crastes und Vincent Chailley, die betreffenden Papiere zu verkaufen oder den Wert nach unten zu korrigieren. Der Anteil der betroffenen Papiere am gesamten verwalteten Vermögen liege nunmehr bei unter zwei Prozent, teilte H2O mit.

"Völlig liquide"
Die Gesellschaft betreute vor Aufkommen der Affäre ein Volumen von mehr als 32 Milliarden Euro. Durch Mittelabflüsse und Abschreibungen war dies nach Angeben von H2O per 26. Juni auf 27 Milliarden Euro gesunken. Der Fondsanbieter betont in einer Mitteilung, dass sich die Mittelabzüge der Anleger abgeschwächt hätten. Seit Wochenbeginn verzeichne das Haus auch wieder Zuflüsse. "Wir freuen uns, dass sich die Mittelflüsse normalisieren", lässt sich H2O-Chef Bruno Crastes in der Mitteilung zitieren. "Wir danken unseren Investoren, dass sie an ihrem Engagement bei H2O festhalten und wir wiederholen, das 98 Prozent des Vermögens unserer Fonds völlig liquide sind."

Crastes und sein Kollege Vincent Chailley zählen zu Managern, die aus volkswirtschaftlichen Überlegungen ihre Anlageideen ableiten. Diese setzen sie meist über Derivate-Strategien um. Deshalb sei die Barquote in den Portfolios hoch, betonte das Haus stets. Der H2O-Chef verteidigt die Investments in Unternehmensanleihen als Diversifikation zu seinen makroökonomischen Anlageideen. Diese können mit hohen Kursschwankungen verbunden sein. "Wir gehen in die Felder, die andere meiden", sagt Crastes zudem. Denn hier ließe sich ein Mehrwert erzielen. So habe das Haus früher mit Erfolg in Papiere vom Irak und Venzuela investiert.

"Zuverlässig" und "talentiert"
Windhorst habe sich als "zuverlässiger" und "talentierter" Geschäftspartner erwiesen, der "wertvolle" und breit diversifizierte Anlagemöglichkeiten eröffnet habe, so Crastes. H2O glaube weiterhin an die Werthaltigkeit der Investments. Mittelfristig suche das Haus aber Lösungen, wie die Investments in die Unternehmensanleihen neu organisiert werden können, heißt es in einer weiteren Mitteilung von H2O. So sollen sämtliche Bedenken hinsichtlich der Liquidität in den Publikumsfonds ausgeräumt werden. Die Auslagerung der Papiere in einen gesonderten Fonds sei aber nicht geplant, so H2O.

Millionen für den Hauptstadt-Klub
Windhorst galt in den 1990ern als erfolgreicher Jungunternehmer, gründete als Teenager seine erste Firma. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl zeigte sich gerne an seiner Seite. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase rutschte Windhorsts Firma in die Pleite. Seine Comeback-Versuche sind mit Rechtsstreitigkeiten und einer weiteren Insolvenz verknüpft.

Der jüngste Coup von Windhorst: Dem Magazin "Spiegel" zufolge steigt er mit 125 Millionen Euro beim Hauptstadtklub Hertha BSC ein. Zunächst hält Windhorst damit 37,5 Prozent an dem Bundesligaverein. Der Klub sicherte Tennor zudem zu, in einem zweiten Schritt in der kommenden Saison weitere 12,4 Prozent der Anteile für rund 100 Millionen Euro kaufen zu können.

Eingefrorene Fonds
Ein Grund für die Vorsicht der Investoren und die hohen Mittelabzüge aus den H2O-Fonds könnte sein, dass wenige Tage zuvor der britische Starmanager Neil Woodford seinen fast vier Milliarden Pfund schweren Fonds einfrieren musste. Anleger wollten in Scharen Anteile zurückgeben. Woodford hatte in erheblichem Maße in nicht an der Börse notierte Papiere investiert. Das Engagement des ehemaligen Managers Tim Haywood in ebenfalls illiquide Schuldtitel hatte den Schweizer Asset Manager GAM in eine schwere Krise gestürzt. (Lesen Sie auch den Kommentar von FONDS-professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch: "Illiquide Investments in Publikumsfonds: Mit Vorsicht zu genießen") (ert)