Star-Investor Warren Buffett hat sich lange Jahre auf amerikanische Unternehmen fokussiert, mit denen er sich auskannte und die seine Anlagegrundsätze erfüllten. Sie mussten zudem einen Wettbewerbsvorteil besitzen, der die Konkurrenz dauerhaft auf Abstand hielt. Mittlerweile schaut sich Buffett allerdings auch in Deutschland um, sagt Adam Golombek, Gründungsgesellschafter der Vermögensverwaltung Giesbrecht & Golombek Vermögensmanagement.

"Code in Deutschland geknackt!" Diesen Satz sagte Buffett als er die Übernahme von Detlev Louis, dem deutschen Filial- und Versandhändler für Motorradbekleidung bekannt gab. Hinter diesem jüngsten Zukauf steckt jedoch kein Anflug von Midlife Crisis sondern vielmehr knallhartes Kalkül. Buffett habe offensichtlich erkannt, dass in keinem Land der Erde mehr Weltmarktführer beheimatet sind, als in Deutschland.
Doch um den Code von Deutschland zu knacken, müsse man sich auch ein umfassendes Bild von der wirtschaftlichen Situation und den Unternehmen machen, wenn man sein "Jagdrevier", das bevorzugt in der USA war, in Zukunft erweitern möchte.

Der Euro hat im Vergleich zum Dollar in den vergangenen zwölf Monaten deutlich abgewertet. Ein US-Investor wie Buffett bekommt deshalb aktuell in Dollar gerechnet mehr Value als noch vor einem Jahr. Gleichzeitig profitieren Unternehmen die im Euroraum produzieren und ins Ausland exportieren von der günstigen Wechselkursentwicklung. "Diese wirtschaftlich interessante Situation hat Buffett erkannt und genutzt", sagt Golombek.

Viele Unternehmen sind vorübergehend zu teuer
Mittelständische Unternehmen, die durch Spezialisierung und Fokussierung eine Führungsstellung am Weltmarkt einnehmen, jedoch als "Hidden Champions" einen niedrigen Bekanntheitsgrad haben, seien ein typisch deutsches Phänomen. Die gut ausgebaute Infrastruktur Deutschlands und seine zentrale Lage in Europa seien Vorteile, die mit zunehmender Globalisierung an Gewicht gewinnen. Daneben gelte die duale Berufsausbildung in Deutschland als eine der wichtigsten Ursachen der Wettbewerbsstärke.

Viele deutsche Unternehmen seien nach einem Kursanstieg von 30 bis 40 Prozent binnen sechs Monaten kurzfristig zu teuer geworden, während die Unternehmen sich substanziell nicht in dem Ausmaß verbessert haben, erklärt Golombek. Doch erst wenn eine breite Anleger-Gemeinschaft wieder ängstlich werde und die Kurse fallen, ergebe sich ein Investitionsfenster, das es Value-Investoren ermögliche, mit einer Sicherheitsspanne günstig zu kaufen. "Als Value-Investor muss man die notwendige Geduld und Ausdauer mitbringen. Nur dann kann man auf das eingesetzte Kapital eine angemessene Rendite generieren", betont der Vermögensverwalter. Er ist überzeugt: "Für Value-Investoren wie Warren Buffett, steht der deutsche Markt definitiv auf der Shoppingliste ganz oben." (fp)